Im Handel wird vor allem auf die zum Teil extrem tiefen Kurse und die entsprechend günstigen Einstiegspreise verwiesen. "Mutige Schnäppchenjäger befinden sich derzeit auf der Pirsch. Die vermeintlich günstigen Preise an den Aktienmärkten sind für viele Anleger verlockend", heisst es etwa. Dass die Märkte am Donnerstag aber mit Abgaben bzw. nur mit einer kurzen Erholung auf die neuen Krisenmassnahmen der Europäischen Zentralbank EZB und der US-Notenbank Fed reagiert hatten, sei jedenfalls kein gutes Zeichen. "Aber eine Pandemie kann man halt nicht mit geldpolitischen Massnahmen bekämpfen", sagte ein Marktbeobachter. Im Minimum brauche es wohl koordinierte fiskal- und geldpolitische Massnahmen im grossen Stil. Aber vermutlich müsse erst das Coronavirus abflauen, bis es zu einer grösseren Gegenbewegung komme.
Der SMI gewinnt um 11.10 Uhr 3,89 Prozent auf 8'592,09 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, avanciert 3,11 Prozent auf 1'266,44 und der breite SPI um 3,44 Prozent auf 10'492,94 Zähler. Von den 30 SLI-Werten stehen gegen Mittag 26 Gewinnern nur vier Verlierer gegenüber.
Besonders stark gesucht sind die Titel von Roche (GS +7,2%). Sie profitieren auch davon, dass dem Konzern ein erster Durchbruch in der schnellen und breiten Diagnose des neuartigen Coronavirus gelungen ist. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat dem Cobas SARS-CoV-2-Test eine Notfall-Zulassung erteilt. "Alles was gegen Corona helfen könnte, wird nur so aufgesogen", meinte ein Händler dazu.
Auch Analysten äussern sich optimistisch: Bei Vontobel wird hervorgehoben, dass Roche so nicht nur mehr Test verkaufen dürfte, sondern auch die Testmöglichkeiten seiner Cobas-Diagnostiksysteme weiter verbreitern könne. Bei der ZKB glaubt man, dass mit dem neuen Test schneller Massnahmen gegen eine weitere Verbreitung des Virus getroffen werden können. Im Sog von Roche legen auch Novartis um starke 5,5 Prozent zu. Der Titel hat zuletzt im Vergleich zu Roche allerdings deutlich mehr an Terrain eingebüsst.
Ansonsten sind vor allem Titel, die zuletzt wegen der Coronakrise bzw. den möglichen Auswirkungen auf die Wirtschaft stark unter die Räder geraten waren, in der oberen Tabellenhälfte zu finden. Es sind dies etwa die Papiere des Transportlogistiker Kühne+Nagel (+4,2%), des Computerzubehör-Herstellers Logitech (+3,9%) oder von Richemont (+3,9%). Der Luxusgüterkonzern leidet bekanntlich besonders stark unter der Ausbreitung des Coronavirus - die Aktie hat dieses Jahr bereits über einen Drittel verloren.
Auch die Grossbanken UBS (+3,3%) und CS (+2,0%) legen klar zu, wobei die Gewinne im Vergleich zum Absturz am Vortag relativ bescheiden sind. Die Titel sind zwar mit Kursen von deutlich unter 10 Franken optisch sehr attraktiv. Ob sie im aktuellen Umfeld allerdings zu einen nachhaltigen Erholung ansetzen können, glaubt kaum jemand.
Am Tabellenende bei den Blue Chips sind derweil einmal mehr die Titel von AMS (-4,6%) zu finden. Der Titel leidet weiter unter der angekündigten Kapitalerhöhung im Zusammenhang mit der Übernahme des deutschen Osram-Konzerns. Auch Vifor (-3,0%) sind weiter unter Druck, obwohl der Titel am Vortag nach Zahlen bereits 16 Prozent abgestürzt war.
Im breiten Markt kommt es zu einer Erholung bei Dufry (+5,9%). Die Papiere des Reisedetailhändlers waren am Vortag wegen des von US-Präsident Trump verhängten Einreiseverbotes um über 40 Prozent abgestürzt. Nach Zahlen legen zudem Bachem 7,9 Prozent, Fundamenta 3,0 Prozent und U-blox 1,8 Prozent zu. Mobilezone dagegen verlieren 1,6 Prozent.
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(AWP)