Vom Optimismus zu Beginn der Vorwoche gebe es keine Spur mehr, heisst es in Marktkreisen. Vor allem die weiter steigenden Zinsen, die Angst vor einer Rezession und die Eskalation in der Ukraine würden verunsichern. Zusätzlich zu den genannten Faktoren könnten auch die anstehende Berichtssaison und die leicht in Vergessenheit geratene US-Zwischenwahl im Schlussquartal für eine weiter hohe Volatilität sorgen.
Der SMI notiert um 10.50 Uhr 0,98 Prozent tiefer bei 10'162,05 Punkten und damit noch rund 150 Punkte über dem Jahrestief von Ende September. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gibt 1,24 Prozent auf 1521,93 Punkte nach und der breite SPI 0,98 Prozent auf 13'005,83 Punkte. Bis auf CS stehen alle SLI-Werte im roten Bereich.
Im Fokus stehen Givaudan, welche im Anschluss an die Umsatzzahlen vom dritten Quartal um 7,5 Prozent einbrechen. Givaudan habe sich zwar auch im dritten Quartal wacker geschlagen, heisst es in Analystenkreisen. Allerdings hatte man sich vom organischen Umsatzwachstum mehr erhofft, insbesondere im Aromen-Geschäft. Die Analysten fragen sich auch, wie es angesichts des inflationären Umfelds um die Profitabilität des Unternehmens steht, zu der allerdings nach neun Monaten keine Angaben gemacht werden.
Unter Druck stehen auch eher Tech-lastige Werte wie Temenos (-2,9%) und AMS Osram (-2,5%) sowie konjunktursensitivere wie Kühne+Nagel (-2,6%) oder VAT (-2,2%). Für die beiden erstgenannten hat Julius Bär das Rating auf jeweils "Hold" von zuvor "Buy" zurückgenommen und gleichzeitig das Kursziel deutlich reduziert.
Sonova (-1,4%) entziehen sich während eines Investorentages in Stäfa dem Abwärtstrend ebenfalls nicht.
Jeweils zwischen 1,5 und 2,0 Prozent liegen die Abgaben bei Partners Group, Alcon, Swatch oder Julius Bär.
Relativ moderat sind die Verluste der Pharmaschwergewichte Novartis (-0,4%) und Roche (-0,5%), welche damit den Gesamtmarkt vor noch grösseren Verlusten bewahren, oder von den gewöhnlich recht volatilen Logitech (-0,5%) und Straumann (-0,6%).
Einsam an der Tabellenspitze und als einziger Gewinner präsentieren sich die Aktien der im Rampenlicht exponierten Credit Suisse (+1,1%). Für CS haben sowohl Goldman Sachs als auch Jefferies das Kursziel nach unten angepasst. Goldman Sachs hat dabei die Empfehlung "Sell" bestätigt, Jefferies das Rating "Hold". Trotz der zaghaften Erholung der der CS-Papiere der vergangenen Tage liegt die Performance seit Jahresbeginn noch immer bei rund -50 Prozent.
Im breiten Markt setzen Leonteq (-6,7%) die Talfahrt vom Vortag fort, als der Titel um beinahe 20 Prozent in die Tiefe gerasselt ist. Belastet wird die Aktie von Compliance-Vorwürfen über die "Financial Times" vom Vortag. Leonteq selber hat die Vorwürfe "entschieden" zurückgewiesen.
Weiter auf dem Abwärtspfad befinden sich auch Accelleron (-3,3%), welche damit zum ersten Mal unter 15 Franken notieren. Gebremst werden die Aktien am Berichtstag von der Nachricht, dass der Vermögensverwalter BlackRock seine Beteiligung auf knapp 3,7 Prozent und damit bereits wieder unter die meldepflichtige Schwelle von 5 Prozent gesenkt hat. Die Aktien der ABB-Abspaltung sind vergangene Woche zu einem wahrlich ungünstigen Zeitpunkt an die Börse gekommen. Ausser am Montag der Vorwoche, dem ersten Handelstag überhaupt, haben die Aktien seither täglich nachgegeben.
cf/ra
(AWP)