Insgesamt wollten sich die Anleger aber vor dem Zinsbeschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Donnerstag kaum exponieren. An den Börsen sei so wenig Kauflaune vorhanden wie lange nicht mehr, meinte ein Marktteilnehmer. Während in den USA der Zinserhöhungszyklus bereits in vollem Gang ist, dürfte angesichts der hohen Inflation nun die EZB folgen. Die Trendwende in der europäischen Zinspolitik sei für viele Anleger zunächst ein Signal, um zu verkaufen, hiess es. Am Freitag folgen noch Daten zur US-Inflation, die ebenfalls mit Spannung erwartet werden.
Der SMI schloss den Handel am Mittwoch 0,58 Prozent tiefer bei 11'467,39 Punkten ab. Das Tagestief setzte der SMI am Nachmittag bei 11'411 Zählern, ehe die CS-Gerüchte auch dem Gesamtmarkt etwas Halt gaben. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,77 Prozent auf 1791,73 Punkte und der breite SPI 0,62 Prozent auf 14'708,64 Zähler. Von den 30 SLI-Werten schlossen 24 im Minus und nur sechs im Plus.
Im Fokus stand am Berichtstag mit der Credit Suisse (Aktie: +3,8% auf 6,96 Fr.) aber eine Gewinnerin. Zwar musste die CS am Morgen bereits den dritten Quartalsverlust in Folge ankündigen. Das gebeutelte Institut macht vor allem die widrige Marktlage für das absehbare Minus im zweiten Quartal verantwortlich.
Die Gewinnwarnung liess die CS-Aktie bis auf 6,20 Franken zurückfallen, ehe am Nachmittag auf dem Finanzblog "Inside Paradeplatz" ein Bericht zur möglichen Übernahme der CS durch die US-Finanzgesellschaft State Street aufpoppte. Das wiederum gab der CS-Aktie viel Schub. Noch handelt es sich bei den News jedoch um unbestätigte Gerüchte.
Der anfängliche Abwärtssog der CS setzte auch andere Finanzwerte unter Druck: Deutliche Abgaben verzeichneten die Titel der CS-Konkurrentin UBS (-2,6%) oder des Vermögensverwalters Julius Bär (-2,1%). Aber auch Versicherer wie Zurich Insurance, Swiss Re oder Swiss Life (alle -1,6%) erlitten klare Einbussen.
Unter Druck standen auch zyklische Aktien, allen voran jene des Logistikers Kühne+Nagel (-7,3%). Händler verwiesen auf die grossen Konjunktursorgen und die Furcht vor sinkenden Frachtraten. Der Lift- und Rolltreppenbauer Schindler verlor am Berichtstag an der Börse 2,5 Prozent. Die Analysten des Finanzinstituts HSBC senkten ihre Empfehlung auf "Reduce" mit Verweis auf interne Herausforderungen und Probleme in den Lieferketten.
Die Aktien der Swisscom (-0,8%) dehnten in der zweiten Handelshälfte ihre Abgaben aus. Das Bundesverwaltungsgericht hat eine Millionenbusse im Streit um Sportrechte bestätigt.
Die klaren Abgaben des Börsenschwergewichts Nestlé (-1,3%) belasteten den Gesamtmarkt aber am stärksten. Im Markt wurde der Rückgang mit der negativen Entwicklung von US-Mitbewerbern und im US-Detailhandel begründet. Das Pharmaschwergewicht Novartis (-0,2%) gab ebenfalls nach, hingegen legten die Genussscheine von Roche (+0,3%) zu. Der Basler Konzern hatte über neue Medikamentenzulassungen in den USA und der EU berichtet. Avancen verzeichneten auch Lonza (+0,7%) oder Straumann (+0,6%).
Am breiten Markt rutschten Aryzta (-0,4%) nach Gewinnen zum Handelsauftakt leicht ab. Der Backwarenkonzern hat sich neue, optimistischere Mittelfristziele gesetzt.
Burckhardt Compression gewannen nach Vorlage guter Geschäftszahlen 2021/22 und vielversprechenden Aussichten 0,6 Prozent. Gar um 5,7 Prozent konnten die Papiere des Messebetreibers MCH Group zulegen. Unter neuer Führung sollen neue Messeformate das angeschlagene Unternehmen wieder auf Kurs bringen.
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(AWP)