Gemessen an den Konsumentenpreisen hat sich die Inflation im August gegenüber Juli auf 8,3 Prozent zurückentwickelt, im Handel hatte man im Vorfeld aber auf einen stärkeren Rückgang in Richtung der 8%-Marke gehofft. Auch die Kerninflation, welche die Preisbewegungen des Energiesektors ausklammert, lag klar über den Erwartungen. Die Daten zeigten einen anhaltend starken Inflationsdruck in den USA, kommentierte ein Marktexperte. Damit habe das Fed noch viel Arbeit vor sich und werde kommende Woche nicht darum herumkommen, die Leitzinsen um deutliche 75 Basispunkte zu erhöhen. Mit einem solchen Schritt hatten allerdings zuletzt die meisten Marktteilnehmer gerechnet.
Die am Nachmittag publizierten Inflationsdaten führten dennoch dazu, dass der SMI innert Kürze um beinahe 100 Punkte einbrach und bis Handelsschluss weiter an Terrain einbüsste. Er ging am Ende mit 10'891,54 Punkten und einem Minus von 0,90 Prozent aus dem Geschäft. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,53 Prozent auf 1661,23 Stellen und der breite SPI 1,03 Prozent auf 13'963,86 Zähler ein. Dabei standen im SLI 25 Verlierern nur 5 Gewinner gegenüber.
Von der Aussicht auf höhere Leitzinsen profitierte dagegen der US-Dollar, der zum Franken über die Marke von 0,96 Franken kletterte und sich dort zunächst auch halten konnte. Die zunehmenden Sorgen der Anleger, etwa auch vor dem Abgleiten in eine tiefgreifende Rezession, waren am Angstbarometer VSMI gut abzulesen. Dieses zog um über 5 Prozent auf einen Stand von 18,7 Punkte an.
Die zunehmenden Zins- und Konjunktursorgen setzten den Zyklikern und den zinssensitiven Technologieaktien stark zu. So fiel an der Wall Street die Technologiebörse Nasdaq zu Europaschluss um rund 4 Prozent zurück und im Schweizer Markt verloren Titel wie jene des Sensorspezialisten AMS-Osram (-5,2%) oder der im Halbleitermarkt verankerten VAT-Gruppe (-4,5%) stark an Wert. Die Titel des Computerzubehörherstellers Logitech verloren 2,7 Prozent.
Die grössten Abgaben im SLI verbuchte der Dentalimplantathersteller Straumann mit -6,7 Prozent. Und Sika bauten die Abgaben der ersten Handelshälfte bis zum Schluss auf 5,9 Prozent aus. Eine Ratingabstufung durch die Bank JP Morgan hatte die Papiere zusätzlich belastet. Lonza (-5,4%), Sonova (-3,7%), Givaudan (-3,6%) oder Geberit (-3,5%) hiessen weitere Grossverlierer unter den Zyklikern.
Aber auch die Finanztitel verbuchten Einbussen, allen voran Partners Group (-3,9%) und Credit Suisse (-3,5%). Hingegen führten Zurich Insurance (+1,0%) und UBS (+0,7%) die wenigen Bluechips-Gewinner an. Die Grossbank hatte fürs Geschäftsjahr 2022 eine höhere Ausschüttung in Aussicht gestellt. Analysten zeigten sich davon überrascht und bewerteten die News als positiv.
Fester schlossen auch noch die defensiven Schwergewichte Nestlé und Roche (je +0,2%). Sie gaben dem Gesamtmarkt angesichts der allgemein stark negativen Tendenzen aber nur wenig Halt. Das dritte Schwergewicht Novartis gab um 0,9 Prozent nach.
Im breiten Markt verbuchten Titel wie Achiko (-11%) oder Zur Rose (-9,4%) starke Abgaben. BaaderHelvea hatte die Aktien der Onlineapotheke neu mit "Add" eingestuft nach zuvor "Buy". Die Analysten rechnen mit einer weiteren Verzögerung der Einführung des fürs Geschäftsmodell von Zur Rose wichtigen E-Rezepts in Deutschland.
Leicht höher gingen die Titel von Obseva (+1,7%) aus dem Handel. Das Biotechunternehmen kommt mit der Umstrukturierung voran, wie es am Morgen hiess. Die Titel der BVZ-Gruppe legten am Tag vor der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen um 4,1 Prozent zu, dies allerdings bei sehr kleinen Volumen.
mk/kw
(AWP)