Positiv aufgenommen wurde am Markt die Senkung des Referenzzinssatzes für Immobilienkredite in China, mit der die negativen ökonomischen Folgen der Null-Covid-Politik gemildert werden soll. Dennoch bleibe die Stimmung weiter sehr fragil, hiess es im Handel. Die Furcht bleibe hoch, dass die US-Notenbank Fed mit einer rigorosen Straffung ihrer geldpolitischen Massnahmen die grösste Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession führen könnte.

Der SMI beendete den Handelstag praktisch auf dem Vortagesschluss bei 11'308,98 Punkten. Für die Gesamtwoche resultiert damit ein Minus von 2,9 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann dagegen am Freitag 0,08 Prozent auf 1760,47 Stellen während der breite SPI 0,02 Prozent auf 14'504,47 Zähler nachgab. Von den 30 SLI-Titeln beendeten 22 den Handel im Plus und acht im Minus.

Im Fokus standen die Aktien von Richemont, die nach Jahreszahlen des Luxusgüterherstellers zwischenzeitlich auf Jahrestiefstwerte absackten und um 13,1 Prozent im Minus schlossen. Trotz guter Umsatzentwicklung verfehlten die Gewinnzahlen die Markterwartungen deutlich. Ein Grund dafür waren die Kosten durch die Ukraine-Krise.

Im Sog von Richemont gaben auch die Titel der Konkurrentin Swatch (-3,2%) deutlich nach. Abwärts ging es vor auch für weitere Zykliker wie Holcim (-0,6%) oder die technologienahen VAT (-0,5%) und Logitech (-0,2%).

Gebremst wurden die Indizes aber nicht zuletzt von den schwergewichtigen Nestlé (-0,2%), die nach den heftigen Abgaben vom Vortag erneut schwächer schlossen. Nestlé würden auch von der Entwicklung der US-Konsumtitel gebremst, meinte ein Händler. "Die Inflation könnte die Konsumenten dazu veranlassen, vermehrt einen Bogen um Markenartikel zu machen."

Die beiden Pharmaschwergewichten Roche (+0,9%) und Novartis (+1,1%) konnten ihre Verluste vom Vortag dagegen teilweise aufholen. Novartis konnte zudem eine EU-Empfehlung für eine Zulassungserweiterung seines milliardenschweren Schuppenflechtemittels Cosentyx vermelden.

Nur leicht erholt zeigten sich auch die Titel der Privatbank Julius Bär (+0,3%), die am Vortag nach ungnädig aufgenommenen Viermonatszahlen unter die Räder gekommen waren. Fester schlossen die Aktien der Grossbanken Credit Suisse (+0,8%) und UBS (+1,0%). Auch die im Gesamtjahr sehr schwachen Titel des Investmenthauses Partners Group (+0,8%) gingen mit Gewinnen aus dem Handel.

Durchzogen gingen allerdings die Versicherungswerte aus dem Handel: Während Swiss Life (+0,7%) zulegten, zählten Swiss Re (-0,1%) sowie Zurich (-0,4%) zu den Tagesverlierern unter den Bluechips. Zurich gab am Freitag den Rückzug aus Russland und den Verkauf ihres dortigen Geschäfts bekannt.

Im Plus schlossen dagegen Sika (+0,8%). Das deutsche Researchhaus Berenberg hat seine Kaufempfehlung für Sika bestätigt und das Kursziel heraufgesetzt. Klare Gewinne gab es für eine Zykliker wie etwa Adecco (+1,2%), Schindler (+1,7%) oder SGS (+1,9%)

Deutlichere Kursgewinne gab es zudem für die Medizinaltechniktitel Sonova (+1,8%) und Straumann (+2,0%). Der Zahnimplantatehersteller Straumann kündigte die Übernahme eines deutschen Unternehmens an, das im Bereich von transparenten Alignern, einer Alternative zu Zahnspangen, tätig ist.

Stärkste Gewinner bei den Bluechips waren die Lonza-Titel (+3,0%). Sie erhielten Unterstützung von einer Hochstufung auf "Outperform" und einer kräftigen Kurszielerhöhung durch die Analysten der kanadischen Grossbank RBC.

Am breiten Markt gaben Valiant (-5,9% oder 5,60 Fr.) nach, was allerdings vor allem der Dividendenzahlung von 5 Franken je Aktie geschuldet war. Der Immobilienkonzern Intershop (+1,5%) vermeldete den baldigen Beginn eines Projekts im zürcherischen Wädenswil.

tp/jb

(AWP)