Die Erholung sollte denn auch nicht überbewertet werden, denn die Gegenbewegung finde in einem sehr fragilen Umfeld statt, sagte ein Börsianer. Ukraine-Krieg, Energiekosten und Inflation könnten die aufkeimende Hoffnung schnell wieder enttäuschen. Zwar sei der geldpolitische Kurs der grossen Notenbanken nun geklärt. Aber die Entwicklung der Volkswirtschaften der einzelnen Länder und damit auch der Weltwirtschaft sei offen. Zudem sorgten die rasant steigenden Corona-Infektionszahlen in China für Unsicherheit, nachdem das Land sich so plötzlich von seiner Null-Covid-Politik verabschiedet hatte.
Der SMI schloss um 1,75 Prozent höher auf 10'845,59 Punkten und damit auf dem Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 2,05 Prozent auf 1651,51 und der breite SPI um 1,73 Prozent auf 13'862,86 Zähler. Sämtliche 30 SLI-Werte schlossen fester.
Händler erwarteten für die wenigen in 2022 noch verbleibenden Handelstage ein immer ruhiger werdendes Handelsgeschehen mit sinkenden Volumina. Die Anleger hielten sich mit Neuanschaffungen zurück und hofften nun auf das kommende Jahr. "Ausser hier und dort etwas 'Window-Dressing' dürfte das Jahr nun in eher ruhigen Bahnen ausklingen."
Doch zunächst hiess es noch: Die Letzten werden die Ersten sein. Börsianer griffen vor allem bei den Werten zu, die im laufenden Jahr nicht zuletzt wegen der stark gestiegenen Zinsen stark unter Druck geraten waren. Dazu gehörten denn auch einmal mehr die arg gebeutelten Wachstumstitel: Logitech, AMS Osram und VAT, Sika, Alcon, Straumann und Lonza legten zwischen 5,5 und 2,1 Prozent zu. Dabei hat der Spitzenreiter Logitech von der Citigroup eine zusätzliche Stütze erhalten. Die Bank hat wegen des Weihnachtsgeschäfts das Kursziel für den Hersteller von Elektronikzubehör erhöht.
Zu den Gewinnern zählten aber auch zyklische Werte wie Adecco (+2,9%), Kühne + Nagel (+2,0%), Geberit oder Holcim (je +2,1%).
Weit oben standen zudem die Aktien von Swatch (+3,0%). Sie profitierten laut Händlern von den jüngsten Aussagen von Firmenchef Nick Hayek gegenüber "Bloomberg". Er gab sich dabei zuversichtlich, an den kommerziellen Erfolg der Moonswatch anknüpfen zu können. Im Sog von Swatch legten auch Richemont (+2,6%) kräftig zu.
Gefragt waren zudem die Banken UBS (+3,7%) und CS (+3,3%), der Asset Manager Partners Group (+2,9%) sowie die Versicherer Swiss Re (+2,9%) und Zurich (+2,1%) und mit etwas Abstand auch Swiss Life (+1,5%). Dabei habe dem CS-Kurs geholfen, dass das Schweizer Geschäft vom Stellenabbau der Grossbank weniger betroffen sei und die Kundengelder wieder zurückkämen, hiess es im Handel.
Weniger gesucht waren dagegen die defensiven Pharmaschwergewichte Roche (+0,6%) und Novartis (+1,3%), der Lebensmittelriese Nestlé (+1,4%) sowie Swisscom (+0,5%).
Aus der zweiten Reihe legten Softwareone (+3,8%) kräftig zu. Der IT-Reseller will weiter via Akquisitionen wachsen, wie Firmenchef Dieter Schlosser der "Finanz und Wirtschaft" sagte.
Im Aufwind waren allerdings auch verschiedene Vertreter der Biotechbranche wie Kuros (+8,4%), Idorsia (+4,1%) oder Polypeptide (+4,2%). Dagegen waren Santhera (-31%) massiv unter Druck. Die Aktie hatte sich allerdings seit Ende vergangener Woche im Kurs verdoppelt. Auslöser war eine vom Unternehmen bezahlte Studie.
pre/ra
(AWP)