Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Oanda stellt indes die Nachhaltigkeit der derzeitigen Kursgewinne noch infrage. "Das Gefühl einer Bärenmarktrally ist immer noch stark vorhanden", schrieb der Experte. Er sei nicht davon überzeugt, dass dahinter viel Substanz stecke, "denn das wirtschaftliche Umfeld sieht tückisch aus, und wir wissen nicht einmal, ob wir den Höhepunkt der Inflation und der eingepreisten Zinserwartungen schon erreicht haben".

Die Industrie hatte ihre Produktion im September spürbar und gegenüber dem Vormonat überraschend deutlich ausgeweitet. Dagegen verschlechterte sich die Stimmung auf dem Häusermarkt im Oktober stärker als erwartet, wie der Rückgang des NAHB-Hausmarktindex zeigte. Es ist der mittlerweile zehnte Rückgang in Folge.

Als positiver Unternehmensbericht, der die gute Marktstimmung trägt, wurden vor allem die Zahlen der Investmentbank Goldman Sachs genannt. Beim Branchenriesen brachen die Nettoerträge zwar ein, allerdings nicht so stark wie von Experten erwartet. Laut RBC-Analyst Gerard Cassidy lag das Ergebnis je Aktie sogar deutlich über den Prognosen. Die Papiere der Wall-Street-Ikone legten davon angetrieben um 2,3 Prozent zu. Eine Serie zuletzt meist gut ankommender Resultate aus dem Bankensektor setzte sich damit fort.

Zum grössten Dow-Gewinner wurden aber die Titel des Softwareunternehmens Salesforce , die um 4,3 Prozent anzogen. Sie profitierten davon, dass der Gründer des aktivistischen Investors Starboard, Jeff Smith, in einem Interview des US-Wirtschaftssenders "CNBC" von einer deutlichen Beteiligung gesprochen hatte. Der Investor sieht demnach reichlich Potenzial in den Papieren, die im laufenden Jahr mit einem Minus von fast 40 Prozent drittschwächster Wert im Dow sind.

Derweil schossen die Papiere des Biotech-Unternehmens Akouos um 88 Prozent hoch, weil der Pharmakonzern Eli Lilly nach ihm greift. Anleger, die die Aktie erst Anfang August auf einem Zwischentief gekauft haben, können sich über eine Verfünffachung freuen. Die Aktionäre von Eli Lilly reagierten entspannt, die Titel legten um 0,7 Prozent zu.

Bei Johnson & Johnson war die Reaktion auf die vorgelegten Zahlen indes negativ: Die Aktien waren mit einem Abschlag von knapp 0,4 Prozent einer der wenigen Verlierer im Leitindex. Den Konsumgüter- und Pharmakonzern bremsten beim Umsatz Währungseffekte aus - der bereinigte Nettogewinn ging zurück.

Der Euro behauptete sich weiter klar über 0,98 Dollar und kostete im New Yorker Handel 0,9858 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 0,9835 (Montag: 0,9739) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 1,0168 (1,0268) Euro gekostet.

US-Staatsanleihen verringerten ihre anfänglichen Kursgewinne etwas: Zuletzt gewann der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) noch 0,20 Prozent auf 110,92 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen sank im Gegenzug auf 4,00 Prozent./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)