Der Franken hat sich im Anschluss an den Zinssschritt der SNB um 0,75 Prozentpunkte gegenüber beiden Leitwährungen massiv um jeweils rund anderthalb Rappen abgeschwächt. Nach einem Allzeittief bei 0,9465 des Euro in der Nacht rückte dieser rasch auf über 96 Rappen vor und wird derzeit bei anhaltend hoher Volatilität zu 0,9640 gehandelt.

Der US-Dollar kletterte gar wieder über die Grenze von 98 Rappen, über der er zuletzt Anfang September notiert hatte. Aktuell werden für einen Dollar 0,9818 Franken verlangt. In Marktkreisen wird mit Blick auf die Abwertung des Frankens nach der Zinserhöhung der SNB von 0,75 Prozent verwiesen. Im Vorfeld seien an den Finanzmärkten Befürchtungen aufgekommen, dass die SNB die Zinsen gar um einen vollen Prozentpunkt anheben könnte.

Belastet wurde der Euro zuletzt, wie auch viele andere Währungen, durch den starken Dollar. Die US-Währung profitiert zum einen von der straffen Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins am Mittwochabend zum dritten Mal in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte anhob. Hintergrund ist die sehr hohe Inflation. Zum anderen ist der Dollar wegen der zunehmend trüben geopolitischen Lage gefragt. Die Teilmobilmachung Russlands hatte die Anleger schon am Vortag in den sicheren Hafen Dollar und Franken getrieben. Zuvor hatte der Euro noch in der Nähe der Parität zum Dollar notiert.

"Da die Energielieferungen aus Russland bereits grösstenteils zum Erliegen gekommen sind, dürften die direkten Auswirkungen der erneuten Eskalation vorerst gering bleiben", kommentierte Expertin Esther Reichelt von der Commerzbank. "Die Wechselkursreaktionen haben jedoch gezeigt, dass die sich aus dem Ukraine-Krieg ergebenden Risiken keineswegs vollständig eingepreist sind." Europa ist im Gegensatz zu den USA deutlich abhängiger von russischer Energie.

Der Yen hat unterdessen nach einer Devisenmarktintervention zugelegt. Die japanische Regierung stemmt sich damit gegen die extrem schwache Landeswährung. Der Yen wird seit langem durch die Geldpolitik der japanischen Zentralbank belastet, die sich im Gegensatz zu vielen anderen Notenbanken nicht gegen die Inflation stemmt. Am Donnerstag wurde diese Politik nach der Zinssitzung der Zentralbank bestätigt. Der Yen legte nach der Intervention zu Dollar und Euro zu.

Die türkische Notenbank hat ihren Leitzinsen trotz der hohen Inflation erneut gesenkt. Sie steht angesichts der sehr lockeren Geldpolitik schon seit längerem unter Druck. Gegenüber dem Dollar ist sie gegenwärtig so schwach wie noch nie. In der Spitze erreichte der Dollar einen Rekordstand von 18,40 Lira. Die Inflation in der Türkei hatte im August bei gut 80 Prozent gelegen. Dies war der höchste Stand seit 24 Jahren. Eigentlich wären nach ökonomischer Lehrmeinung deutliche Zinserhöhungen angesagt, aber der türkische Staatspräsident setzt die Notenbank unter Druck und fordert immer wieder Zinssenkungen.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87256 (0,87335) britische Pfund, 139,18 (142,66) japanische Yen und 0,9684 (0,9549) Schweizer Franken fest.

Eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London zum Preis von 1673 Dollar gehandelt. Das war rund ein Dollar weniger als am Vortag.

/jsl/bek/jha/jb

(AWP)