Die Daten zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen in den USA vom Vortag hätten die Sorgen vor einer Schrumpfung der weltgrössten Volkswirtschaft zurückgebracht, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Da sich zugleich auch der Anstieg der Erzeugerpreise im Dezember überraschend stark abgeschwächt habe, dürfte sich laut Stanzl die US-Notenbank Fed zwar darin bestätigt sehen, das Tempo ihrer Zinserhöhungen Anfang Februar zu verringern, "aber eben nicht ihre geldpolitische Straffung auszusetzen, da der Arbeitsmarkt eng bleibt". Zudem exportierte Japans Wirtschaft das erste Mal seit sieben Monaten weniger Güter nach China. "Das schürt ebenfalls die Befürchtungen einer weiteren Verlangsamung der globalen Wirtschaft", so Stanzl.

Nachdem das deutsche Börsenbarometer allerdings seit Jahresbeginn bereits um neun Prozent zugelegt habe, sei es Zeit für eine Verschnaufpause und eine gesunde Konsolidierung, bleibt Martin Utschneider, charttechnischer Analyst bei der Privatbank Donner & Reuschel, optimistisch. "Und solange die 15 000-Punkte-Marke hält, geht in einer Konsolidierung auch nichts kaputt", ergänzte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Wichtig wird daher der Schlussstand im Dax an diesem Tag.

Unter den 40 Werten im deutschen Leitindex litten die Aktien des Reifenherstellers und Autozulieferers Continental weiter unter den am Dienstagabend veröffentlichten schwachen Margen und deutlich verfehltem Ziel für den freien Barmittelzufluss 2022. Nach Verlusten von rund drei Prozent am Mittwoch ging es nun um 5,3 Prozent abwärts auf den letzten Platz im Dax.

An der Spitze legten unterdessen die Papiere von Beiersdorf um 1,0 Prozent zu. Analyst Fulvio Cazzol von der Privatbank Berenberg hob sein Kursziel von 120 auf 144 Euro an und bekräftigte seine Einstufung "Buy". Beiersdorf sei bereits 2022 eine der besten unter den von ihm bewerteten Aktien gewesen und bleibe auch weiter eines seiner "Top Picks" im Haushalts- und Körperpflegesektor. Das neue Führungsteam, eine verbesserte operative Aufstellung und die Investitionsambitionen untermauerten sein Vertrauen in das Unternehmen, schrieb er.

Henkel dagegen büssten 1,1 Prozent ein. Händlern verwiesen vor allem auf den Wettbewerber HB Fuller . Der US-Klebstoffkonzern hatte unter anderem wegen hoher Rohstoffkosten und eines starken US-Dollar mit seinem vierten Quartal und auch dem Ausblick enttäuscht.

Ein laut Händlern "durchwachsener Quartalsbericht" samt der Aussagen zum neuen Geschäftsjahr belastete im SDax die Anteile des Linux-Spezialisten Suse . Sie büssten 3,1 Prozent ein. Noch deutlicher ging es für die Papiere von Auto1 abwärts, die um knapp 13 Prozent absackten. Nachdem am Vortag die französische Investmentbank Exane BNP Paribas ihre Kaufempfehlung gestrichen hatte, folgte nun die US-Bank Goldman Sachs.

Encavis litten ebenfalls unter einer Abstufung und büssten im MDax knapp 11 Prozent ein. Die Investmentbank Stifel Europe strich ihre Kaufempfehlung für die Aktie des Investors in erneuerbare Energien. Analyst Martin Tessier rechnet mit einer Reduzierung der Pipeline um etwa ein Drittel. Hinzu kämen noch Projektverzögerungen. Er empfiehlt daher auf die Vorstellung des nächsten Strategieplans zu warten, da er nur wenig Potenzial für eine Anhebung der für 2025 angestrebten Kapazitätsziels sieht. Tags zuvor hatte Barclays-Analyst die hohe Bewertung der Aktie moniert und sie auf "Underweight" abgestuft./ck/stk

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)