"Der Wochenstart ist durch einen verhaltenden und abwartenden Handel geprägt. Es wagt sich derzeit kaum ein Investor aus seiner Deckung und schaut, wie sich die anderen Kapitalsammelstellen verhalten", beobachtete Marktexperte Andreas Lipkow. Umso wichtiger werde der Handelsstart in den USA, der darüber Auskunft geben dürfte, ob die Verkaufsdynamik erhalten bleibt oder abnimmt. In Europa sei bereits sehr viel Pessimismus eingepreist, weitere negative Impulse würden teilweise nur noch mit einem Schulterzucken quittiert, spielte Lipkow auf den schwachen Ifo-Index an.

Das Ifo-Geschäftsklima fiel im September auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020, während Analysten mit einer weniger deutlichen Eintrübung gerechnet hatten. "Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die befragten Unternehmen bewerteten sowohl ihre aktuelle Lage als auch die zu erwartende Entwicklung schlechter.

Über die Aktienmärkte weltweit war in der vergangenen Woche eine Welle der Angst vor einem tiefgreifenden Konjunkturabschwung hinweggerollt. Der Dax war am Freitag auf den niedrigsten Stand seit November 2020 gerutscht. Befeuert wurden diese Sorgen zuletzt vom vehementen Eingreifen der Notenbanken gegen die hohe Inflation. Die Gefahr besteht, dass die Währungshüter dabei über das Ziel hinausschiessen und der Wirtschaft schaden.

Schnäppchenjäger griffen am Montag vor allem bei jenen Werten zu, bei denen die jüngste Verkaufswelle für deutlich gesunkene Kurse gesorgt hatte. Hierzu gehörten im Dax einige Werte aus dem Gesundheitssektor. So stiegen Siemens Healthineers um 1,7 Prozent, Fresenius um 1,5 Prozent und FMC um 0,2 Prozent. Aktien des Labordienstleisters Sartorius verteuerten sich an der Dax-Spitze um 3,1 Prozent.

Europaweit besonders gefragt waren auch Technologiewerte nach dem jüngsten Kursdämpfer. SAP im Dax gewannen 2,1 Prozent, für den Chipindustrieausrüster Aixtron im MDax ging es um 1,7 Prozent nach oben. Weil die Branche stark kreditfinanziert und deshalb von steigenden Zinsen betroffen ist, war sie zuletzt deutlich unter Druck geraten.

Auch griffen die Anleger bei jenen Unternehmen zu, die in der jüngsten Vergangenheit mit Gewinnwarnungen oder kassierten Jahreszielen negativ aufgefallen waren. Die Papiere des Gabelstaplerherstellers Kion kletterten nach der Gewinnwarnung vor knapp zwei Wochen und den anschliessenden Kursrutsch nun um vier Prozent.

Die Anteilsscheine von Uniper setzten ihre Erholung der vergangenen Handelstage mit einem Kurssprung von 22 Prozent fort. Ein Beratergremium der Bundesregierung sieht in der geplanten Verstaatlichung des Gasimporteurs auf Dauer eine Gefahr für den Wettbewerb. Angesichts der allgemeinen Lage sei die Verstaatlichung zwar "politisch nachvollziehbar", dürfe aber keine langfristige Lösung sein, sagte der Vorsitzende der Monopolkommission, Jürgen Kühling, der "Süddeutschen Zeitung".

Der Euro fiel auf ein weiteres Tief seit 20 Jahren und kostete zuletzt 0,9651 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 0,9754 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,91 Prozent am Freitag auf 1,99 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,58 Prozent auf 128,38 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,75 Prozent auf 138,40 Zähler./edh/zb

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

(AWP)