Damit erwacht der deutsche Aktienmarkt zu neuem Leben, nachdem die Indizes in der Vorwoche noch mehrjährige Tiefs erreicht hatten. So war der Dax mit 11 862 Punkten auf den tiefsten Stand seit November 2020 gefallen. Auf diesem überverkauftem Niveau hatten jüngst viele Börsianer auf eine nahende Stabilisierung hingewiesen.

Derzeit gibt die Wall Street das Erholungstempo mit vor. Die US-Indizes waren am Vortag ebenfalls stark in den neuen Börsenmonat gestartet und werden zum Handelsauftakt an diesem Dienstag erneut mit klaren Zuwächsen erwartet. Nach dem schwächsten September der vergangenen zwanzig Jahre hätten vor allem die am Vortag veröffentlichten enttäuschende Stimmungsdaten aus der US-Industrie geholfen, hiess es bei den Experten der Credit Suisse. Dieser Dämpfer habe die Sorgen der Investoren gemildert, dass die US-Notenbank Fed in der Geldpolitik die Zügel noch weiter anzieht.

"Am deutschen Aktienmarkt dominiert die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed schon bald ihren Fuss vom Gaspedal im derzeitigen Zinserhöhungszyklus nehmen könnte, um die US-Wirtschaft vor einem Kollaps zu bewahren", schrieb Analyst Timo Emden von Emden Research. "Die Zinssenkungsfantasien locken vermehrt Preisjäger an, welche angesichts einer zusehends überverkauften Marktlage ihr Schnäppchen schlagen wollen." In dieses Bild passt, dass die Notenbank in Australien ihren Leitzins weniger stark anhebt als gedacht.

Hierzulande präsentierten sich am Dienstag im Einklang mit dem europaweiten Trends Technologie- und Chipwerte fest. Infineon gewannen unter den Top-Werten im Dax 4,3 Prozent, für SAP ging es um mehr als drei Prozent nach oben. Die Hoffnung auf etwas weniger Druck seitens der Notenbanken trieb den zinssensiblen Sektor an. Adidas -Papiere erholten sich mit gut fünf Prozent Plus von ihren jüngsten Verlusten im Zuge der enttäuschenden Quartalszahlen von Nike , Puma-Aktien verteuerten sich um gut vier Prozent. An der Dax-Spitze rückten Zalando um 5,4 Prozent vor. Die Aktien des Online-Modehändlers waren allerdings in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit 2014 gefallen.

RWE knüpften mit 1,6 Prozent an ihren deutlichen Vortagesgewinn im Zuge einer Milliardenübernahme an. Der Energieversorger will den Kohleausstieg jetzt um acht Jahre auf das Jahr 2030 vorziehen. Zugleich sollen zwei Kraftwerksblöcke bis ins Frühjahr 2024 weiterlaufen, die nach derzeitiger Rechtslage eigentlich Ende des Jahres stillgelegt werden sollten.

Rheinmetall verloren am MDax-Ende 5,3 Prozent. Börsianer führten dies auf Meldungen australischer Zeitungen zurück, wonach sich die Entscheidung zwischen dem Luchs-Spähpanzer und dem koreanischen Konkurrenten Redback im Rahmen des Rüstungsprogramms "Land 400 Phase 3" verzögert. Im Auftragsziel von Rheinmetall für 2022 sei wohl ein ordentlicher Posten aus Australien enthalten, hiess es am Markt.

Der Euro zog deutlich an und kostete zuletzt 0,9930 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag noch auf 0,9764 Dollar festgelegt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,01 Prozent am Vortag auf 1,70 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 1,61 Prozent auf 130,02 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,73 Prozent auf 141,80./tav/stw

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

(AWP)