Rückenwind erhielten die Börsen von tendenziell sinkenden Zinsen an den Kapitalmärkten. So gab es jüngst Entspannungssignale mit Blick auf die hohe Inflation. Nachdem die am Dienstag veröffentlichten deutschen Verbraucherpreise für den Dezember eine weitere Verlangsamung der Teuerung auf hohem Niveau belegt hatten, zeigten die am Mittwoch bekanntgegebenen französischen Verbraucherpreise sowie die deutschen Importpreise in die gleiche Richtung. Zudem fielen Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone für den vergangenen Monat besser als erwartet aus.
"Im Augenblick laufen die europäischen Börsen ihren Pendants in New York den Rang ab", kommentierte Analyst Christian Henke vom Handelshaus IG. Die zu Beginn des neuen Jahres gestartete Rally sollte weitergehen, ergänzten die Experten des Brokers Activtrades.
Unternehmensseitig standen am deutschen Markt Dic Asset und Grenke aus dem Nebenwerte-Index SDax im Fokus. Der Leasingspezialist hatte 2022 deutlich mehr Neugeschäft gemacht als im noch stark von Corona geprägten Vorjahr. Der Deckungsbeitrag als Mass für den operativen Gewinn allerdings konnte wegen steigender Zinsen nicht ganz so stark zulegen, die entsprechende Marge ging damit zurück. Die Aktien schwankten stark und schlossen 0,7 Prozent im Plus.
Die Anteilscheine von DIC Asset gewannen 2,7 Prozent, obwohl der Gewerbeimmobilien-Spezialist im vergangenen Jahr gerade so das untere Ende seiner Zielspanne für Immobilienverkäufe geschafft hatte. Die rasant gestiegenen Zinsen trafen insbesondere Immobilienunternehmen schwer, da die Finanzierungskosten nach oben geschnellt waren.
Am Mittwoch waren Immobilienwerte auch europaweit sehr gefragt. Die zuletzt nachlassende Inflation dämpfte die Sorge, dass ein weiterer starker Zinsanstieg die Refinanzierung von Immobilien noch einmal deutlich erschwert. So zogen die Aktien von Vonovia an der Dax-Spitze um 5,4 Prozent an. Im MDax kletterten die Anteilsscheine von TAG Immobilien um 5,8 Prozent nach oben.
Zudem griffen die Anleger in Europa bei Bankwerten zu. Hierzulande schnellten die Aktien der Deutschen Bank im Dax um 5,3 Prozent in die Höhe. Die Anteilscheine der Commerzbank hatten zwischenzeitlich den höchsten Stand seit 2018 erreicht und schlossen 2,3 Prozent höher. Wenn die Konjunktur wie erhofft wieder Tritt fasst, könnten weniger Kreditausfälle die Banken bedrohen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zog um 2,36 Prozent auf 3973,97 Punkte an. Der französische Cac 40 legte ähnlich deutlich zu, während der Londoner FTSE 100 unter der Schwäche der schwer gewichteten Rohstoffwerte litt und nur moderat stieg. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gewann zum europäischen Handelsschluss 0,8 Prozent.
Der Euro profitierte von den erfreulichen Konjunkturdaten aus der Eurozone und legte zu: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0599 (Dienstag: 1,0545) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9435 (0,9483) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,35 Prozent am Vortag auf 2,29 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 125,85 Punkte. Der Bund-Future gewann 1,05 Prozent auf 136,54 Zähler./la/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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