"Der Enthusiasmus zu Beginn des Jahres scheint ein wenig der Vorsicht gewichen zu sein", urteilte der Marktbeobachter Michael Hewson vom Broker CMC Markets. Er sprach von einer Pause an den europäischen Börsen im Vergleich zu den US-Börsen, die in dieser Woche etwas aufgeholt hätten. Immerhin hat der Dax, für den es in der Vorwoche die erste Verlustwoche in diesem Jahr gab, nun aber wieder ein Wochenplus von 0,8 Prozent aufzuweisen. Der New Yorker Dow Jones Industrial hingegen kommt auf bislang fast zwei Prozent Plus.
In der kommenden Woche wird es mit der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank und der Bank of England gleich drei bedeutende Zinsentscheide geben. Anleger rechneten dann mit mehr Eindrücken, wie der künftige Zinskurs dieses Trios aussehen wird, urteilte der Marktexperte Hewson.
Im Januar hat der Dax bislang 8,8 Prozent gewonnen. Nach Einschätzung der Helaba ist dies für die ersten Wochen des neuen Jahres ein ungewöhnlich gutes Fazit, denn in der Historie des Dax habe es nur sieben Jahre mit einem ähnlich guten Auftaktmonat gegeben. "Bemüht man die Historie, so zeigt sich, dass in Jahren mit einem derart furiosen Auftakt durchaus mehr drin ist", hiess es am Freitag in einem Kommentar der Landesbank. Die Bewertung des Leitindex sei trotz des Anstiegs der vergangenen Monate moderat.
Nachrichtliche Aktienbewegungen waren am Freitag Mangelware. Die Papiere von Infineon trotzten den Problemen, die der US-Prozessorhersteller Intel mit einer ausgesprochen triste Prognose an den Tag legt. Händler sahen darin aber kein Problem für die breite Chipbranche. Auch wenn der Intel-Kurs in New York um fast 8 Prozent abrutschte, zeigten sich viele Chipkonzerne dort freundlich. In Frankfurt schaffte es Infineon denn auch mit 1,7 Prozent ins Plus.
Mit einem Anstieg um 13,4 Prozent gab es bei Heidelberger Druck die deutlichste Kursveränderung in der Dax-Indexfamilie. Die Titel des Druckmaschinenherstellers sprangen mit 1,91 Euro in der Spitze auf das höchste Niveau seit einem halben Jahr. Die Experten von Warburg Research sehen in einer Studie zusätzliches Kurspotenzial bis 2,20 Euro.
Die Titel von Adidas verteuerten sich im Dax um 2,1 Prozent, nachdem das Analysehaus Warburg sie in Erwartung einer 2023 verbesserten Gewinnentwicklung zum Kauf empfohlen hatte. Airbus dagegen waren mit minus 3,4 Prozent einer der grössten Indexverlierer. Hier gab das Analysehaus Jefferies die bisherige Kaufempfehlung auf. Analystin Chloe Lemarie rechnet bei dem Flugzeugbauer damit, dass konservative Zielen für 2023 den Kurs bremsen.
Robust zeigten sich derweil die Aktien von United Internet mit einem Anstieg um 0,6 Prozent. Der Telekom- und Internetkonzern gab Details zum geplanten Börsengang der Hosting-Tochter Ionos bekannt. Deren Bewertung ist dabei deutlich niedriger als man es sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg im letzten Jahr noch erhofft hatte.
Im globalen Vergleich kam der Dow Jones Industrial am Freitag zuletzt auf ein Plus von 0,2 Prozent, während die Tech-Werte an der Nasdaq etwas mehr zulegten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx schloss 0,10 Prozent höher bei 4178,01 Punkten. In Paris und London schlossen die Leitindizes jeweils ganz knapp in der Gewinnzone.
Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,0859 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0865 (Donnerstag: 1,0895) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9204 (0,9179) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,17 Prozent am Vortag auf 2,25 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,32 Prozent auf 126,27 Punkte. Der Bund-Future stand 0,29 Prozent tiefer bei 137,44 Zählern./tih/nas
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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