Laut dem Marktbeobachter Timo Emden ist es ganz klar die Erwartung, dass die US-Notenbank zum vierten Mal in Folge die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Da dies als ausgemacht gelte, dürften am Abend vor allem Aussagen zum Ausblick entscheidend werden. Der Experte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners mahnte: "Viele am Markt hoffen und erwarten, dass die Fed ihr Tempo ab der nächsten Zinssitzung im Dezember drosselt. Sollten diese Hoffnungen enttäuscht werden, könnte es zu neuen Turbulenzen an den Börsen kommen."
Generelle Schwäche zeigten vor der Zinskulisse Immobilienwerte wie etwa das Dax-Mitglied Vonovia mit einem Rücksetzer um 5,6 Prozent. Hier hiess es, die Aussicht auf weiter steigende Zinsen laste nun wieder auf den zuletzt erholten Branchentiteln, die als besonders anfällig für steigende Kapitalmarktzinsen gelten. Als Belastung hinzu kam, dass die Ratingagentur Moody?s die Kreditwürdigkeit des Unternehmens vor diesem Hintergrund etwas schlechter eingestuft hatte.
Besonders deutliche Kursgewinne verzeichneten die nach der ersten Pandemie-Euphorie schwer gebeutelten Aktien von Teamviewer . Die Titel des auf Fernwartung spezialisierten Softwareanbieters sprangen nach guten Quartalszahlen um 13,4 Prozent nach oben und sicherten sich damit die MDax-Spitze. Börsianer zeigten sich angetan von der bereinigten operativen Marge und den in Rechnung gestellten Umsätzen.
Der grösste Verlierer im MDax waren mit minus 7,3 Prozent die Varta-Papiere , nachdem das Analysehaus Warburg seine bisherige Empfehlung "Kaufen" in das Gegenteil, "Verkaufen", gedreht hatte. Der Experte Robert-Jan van der Horst äusserte sich skeptischer zur Finanzstärke des Batteriekonzerns, die kurz- bis mittelfristig begrenzt sei. Bei der Einstufung "Verkaufen" rechnet Warburg Research auf Sicht von zwölf Monaten mit einem Kursverlust.
Internetwerte standen nach einem starken Vortag allgemein unter Druck. Dem schlossen sich trotz guter Quartalszahlen auch die Titel des Online-Händlers Auto1 mit einem Abschlag von rund sechs Prozent an. Damit waren die Anteilscheine das Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax . Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan lobte zwar die Resultate, sieht damit aber noch nicht viel gewonnen. Es dürfte vielmehr noch ein paar Quartale dauern, bis sich das Vertrauen der Investoren angesichts guter Finanzkennziffern wieder einstelle.
An der Indexspitze gewannen die Papiere von Zeal Network knapp sechs Prozent. Der Lottovermittler hatte ein Aktienrückkaufprogramm gestartet.
Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 0,79 Prozent auf 3622,01 Punkte nach unten. Der Pariser Cac 40 und der Londoner FTSE verzeichneten Verluste in ähnlicher Grössenordnung. In New York fiel der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um 0,4 Prozent.
Der Kurs des Euro gab kurz vor dem US-Zinsentscheid nach und notierte zuletzt bei 0,9862 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9908 (Dienstag: 0,9947) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 1,0093 (1,0053) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,01 Prozent am Vortag auf 2,09 Prozent. Der Rentenindex Rex büsste 0,55 Prozent auf 127,61 Punkte ein. Der Bund-Future verlor 0,05 Prozent auf 138,69 Zähler./la/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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