Der Leitindex Dax fiel bis zum Mittag um 0,54 Prozent auf 13 124,00 Punkte, nachdem er zur Wochenmitte noch den höchsten Stand seit Mitte September erreicht hatte. Der MDax der mittelgrossen Werte verzeichnete ein Minus von 1,32 Prozent auf 23 891,57 Punkte. Für den EuroStoxx 50 als Börsenbarometer der Eurozone ging es um 0,61 Prozent nach unten.
"Wir befinden uns immer noch in einem Zinserhöhungszyklus, der mit einer Verzögerung in der Wirtschaft und auch am Aktienmarkt seine Spuren hinterlassen wird", erinnerte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets. Anleger hätten dies in den vergangenen drei Wochen etwas verdrängt.
Es wäre schon eine ziemlich grosse Überraschung, wenn die EZB den Leitzins nicht um 0,75 Punkte anheben würde, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Kanadas Notenbank habe am Vortag aber nur den kleineren Schritt gewählt und Wachstumsrisiken als Grund dafür genannt. Zudem seien die Preise für Erdgas auf dem Spotmarkt zeitweise sogar in den negativen Bereich gefallen. Deshalb besteht Stanzl zufolge am Markt die Hoffnung, dass die EZB zumindest ein Signal für eine nachlassende Geschwindigkeit bei den zukünftigen Zinsschritten gibt.
Die Aussicht auf eine künftig womöglich etwas weniger harte Gangart der Notenbanken sorgte im Immobiliensektor für ein wenig Erleichterung. Unter den europäischen Branchenindizes lag er am Mittag mit plus 1,7 Prozent auf dem ersten Platz. Hierzulande zogen die Aktien von Vonovia und jene von LEG um jeweils fast zwei Prozent an.
Im Fokus steht zudem weiter die Berichtssaison der Unternehmen. So knickten die Anteilsscheine von Infineon am Dax-Ende um mehr als vier Prozent ein. Die Papiere gerieten in den Sog des Wettbewerbers STMicroelectronics , dessen Anteilsscheine zuletzt an der Börse Euronext um mehr als sieben Prozent einbrachen. Laut der US-Bank JPMorgan wirft bei STMicro die künftige Margenentwicklung Fragen auf.
Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf wird dank einer anhaltend robusten Entwicklung optimistischer und erhöhte seine Umsatzprognose. Dies sei aber bereits erwartet worden, schrieb Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan. Die Aktien verloren 1,6 Prozent.
Daimler Truck jedoch gelang es, die Anleger mit einem neuen Ausblick zu überraschen. Der Lkw- und Bushersteller hatte nach einem unerwartet starken dritten Quartal seine Finanzziele für das Gesamtjahr angehoben. Damit zogen die Anteilsscheine unter den besten Werten im Dax um fast zwei Prozent an.
Im MDax sackten die Aktien von Nemetschek um knapp neun Prozent ab. Der Bausoftwarespezialist hält trotz eines ordentlichen Wachstums im dritten Quartal an seiner Jahresprognose fest. Baader-Bank-Analyst Knut Woller stellte denn auch die Frage, inwieweit das sich abschwächende gesamtwirtschaftliche Umfeld das Wachstum von Nemetschek im kommenden Jahr belasten werde./la/jha/
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
(AWP)