Erste Reaktionen von Experten auf die Konjunkturdaten deuten unterdessen darauf hin, dass die Hoffnung am Markt auf eine bald gelockerte Gangart der Europäischen Zentralbank (EZB) verfrüht sein könnte. Hierzulande hatte sich die Teuerung im März zwar auf hohem Niveau weiter abgeschwächt, vor allem die Preissteigerungen für Nahrungsmittel und Dienstleistungen seien aber weiter hoch, gab Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zu bedenken. "Daher dürfte der Rückgang der Gesamtjahresrate wohl kaum dafür sorgen, dass die Leitzinserwartungen weiter gedämpft werden."

Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sah dies ähnlich: "Die anhaltend hohen Monatsraten werden die EZB unter Druck setzen, den Pfad der Inflationsbekämpfung weiterzugehen und weiter an der Zinsschraube zu drehen", schrieb der Marktbeobachter.

Dem Markt konnten solche Überlegungen am vorletzten Handelstag der Woche aber offenbar nur wenig anhaben, der Dax dämmte seine Gewinne auf die Daten hin nur überschaubar ein. Kurz vor dem Quartalsende fehlen dem deutschen Leitindex inzwischen nur noch etwas mehr als 200 Punkte bis zu seinem zu Monatsbeginn erreichten Jahreshoch.

Auch der MDax der mittelgrossen Börsenwerte notierte am Donnerstagnachmittag zuletzt 1,67 Prozent höher bei 27 332,24 Zählern. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verbuchte ein Plus von 1,20 Prozent auf 4282,08 Punkte.

Im Dax hatten Vonovia , Commerzbank und Infineon die Nase vorn - die Anteile verteuerten sich jeweils um rund vier Prozent. Die Stimmung für den durch steigende Zinsen und hohe Energie- und Baukosten angeschlagenen Immobiliensektor hatte sich mit der Hoffnung auf ein baldiges Ende des harten Kurses der Notenbanken bereits zur Wochenmitte europaweit um 180 Grad gedreht. Der Commerzbank halfen nachlassenden Sorgen über die Bankenbranche, und bei Infineon wirkten die jüngste Anhebung der Unternehmensprognosen nach.

Im MDax stachen die Anteile am Telekommunikationskonzern United Internet mit einem Abschlag von fast vier Prozent am Index-Ende hervor. Die Zahlen für das vergangene Jahr bewertete ein Börsianer als durchwachsen, ebenso wie die Ziele für das neue Jahr. Auch die höheren Anlaufkosten für das entstehende Mobilfunknetz dürften den Markt enttäuschen, schrieb Goldman-Analyst Yemi Falana.

Aktien des Solartechnikspezialisten SMA waren nach einer aufpolierten Prognose gefragt und lagen mit fast 22 Prozent weit vorn im SDax . Im Tageshoch waren sie so teuer wie seit 2010 nicht mehr.

Hohe Kursverluste gab es dagegen beim Bildverarbeitungsspezialisten Basler (-17,4%), beim Strahlen- und Medizintechnikkonzern Eckert & Ziegler (-14,8%) sowie beim IT-Dienstleisters Cancom mit minus 5,7 Prozent - sie alle wurden wegen enttäuschender Ausblicke von den Anlegern abgestraft.

Der Euro stieg zuletzt deutlich und notierte bei 1,0904US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag noch auf 1,0847 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9219 Euro gekostet.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag gesunken. Die Umlaufrendite stieg dabei von 2,30 Prozent am Vortag auf 2,33 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,31 Prozent auf 125,99 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,41 Prozent auf 135,01 Zähler nach.

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

(AWP)