Da eine weitere Zinserhöhung durch die Fed um 0,75 Prozentpunkte als ausgemachte Sache gilt, dürften am Abend vor allem Aussagen zum Ausblick entscheidend werden. "Denn viele am Markt hoffen und erwarten, dass die Fed ihr Tempo ab der nächsten Zinssitzung im Dezember drosselt. Sollten diese Hoffnungen enttäuscht werden, könnte es zu neuen Turbulenzen an den Börsen kommen", mahnte Experte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Positiv wertete es der Experte aber, dass selbst nach dem Anstieg des Dax um mehr als zehn Prozent seit Ende September von Anlegern nach wie vor kaum Gewinne mitgenommen werden. Zuletzt hat der Dax sieben Handelstage in Folge mit einem positiven Vorzeichen beendet. Seiner Meinung nach wäre es jedoch erst der "grosse Befreiungsschlag", wenn der Leitindex seinen 200-Tage-Durchschnitt überschreiten würde. Dieser bei Investoren beliebte Langfristindikator verläuft aktuell bei 13 656 Punkten.
Besonders deutliche Kursgewinne verzeichneten die nach der ersten Pandemie-Euphorie schwer gebeutelten Aktien von Teamviewer . Die Titel des auf Fernwartung spezialisierten Softwareanbieters sprangen nach guten Quartalszahlen um 17 Prozent nach oben und testen im Zuge dessen ihren 200-Tage-Durchschnitt. Börsianer zeigten sich angetan von der bereinigten operativen Marge und den in Rechnung gestellten Umsätzen (Billings).
Gefragt waren nach Zahlen auch die Papiere der Norma Group , die an der SDax-Spitze um 3,8 Prozent anzogen. Am Markt gab es vor allem Lob für den Umsatz und das operative Ergebnis. Einem Händler zufolge sei der Hersteller von Verbindungstechnik damit in einer guten Position, um die Jahresziele zu erfüllen. Dies sei keine Selbstverständlichkeit nach einem schwachen Vorquartal und bringe damit Erleichterung.
Internet-Werte traten derweil nach einem starken Vortag allgemein den Rückzug an, und dem schlossen sich trotz guter Quartalszahlen auch die Titel von Auto1 an mit einem Abschlag von 3,1 Prozent. JPMorgan-Analyst Marcus Diebel lobte zwar die Zahlen zum dritten Quartal, sieht damit aber noch nicht viel gewonnen. Es dürfte vielmehr noch ein paar Quartale dauern, bis sich das Vertrauen der Investoren angesichts guter Finanzkennziffern wieder einstellt.
Ein grösserer Verlierer im MDax waren mit minus 3,6 Prozent die Varta-Papiere, nachdem das Analysehaus Warburg seine bisherige Kaufempfehlung in das Gegenteil drehte. Analyst Robert-Jan van der Horst äusserte sich in seiner Studie skeptischer zur Finanzstärke des Batteriekonzerns, die kurz- bis mittelfristig begrenzt sei.
Generelle Schwäche zeigten ausserdem Immobilienwerte, wie etwa das Dax-Mitglied Vonovia mit einem Rücksetzer um 5,5 Prozent. Hier hiess es, die Aussicht auf lange steigende Zinsen laste nun wieder auf den zuletzt erholten Branchenwerten. Sie gelten als besonders anfällig für steigende Kapitalmarktzinsen. Favorisiert wurden im Dax dagegen defensivere Werte aus der Gesundheitsbranche, allen voran der Pharmakonzern Merck mit zwei Prozent Plus./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
(AWP)