"Das Bild mit erhöhter Risikoaversion sowie bestehenden Konjunktursorgen bleibt erhalten", umschrieben die Volkswirte der Landesbank Helaba die Lage. Den positiven Vorgaben aus Asien schlossen sich die europäischen Börsen daher nicht an. "Ganz im Gegenteil scheinen sich einige grosse Investoren erneut von europäischen Aktien im grossen Stil trennen zu wollen", merkte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect an. "Insbesondere die zyklischen Branchen stehen unter Verkaufsdruck und Lasten auf der Gesamtperformance. Auch der Euro verliert zum Dollar an Wert und deutet auf eine fortgesetzte Flucht aus europäischen Anlagen hin."
Grösste Verlierer waren die Rohstoffwerte. "Rezessionssorgen lasten weiter auf Metallen", begründeten die Rohstoffanalysten der Commerzbank die Tendenz. ArcelorMittal verloren 2,1 Prozent, Rio Tinto zwei Prozent. Auch zyklische Sektoren wie die Autowerte litten unter den Rezessionssorgen. Die deutschen Autohersteller beurteilen ihre aktuelle Situation zwar wieder besser, blicken aber skeptischer in die Zukunft. Der Jfo-Indikator der Erwartungen fiel um 31,5 Punkte auf 9,8. Im Sog der deutschen Autowerte fielen Renault um 2,9 Prozent.
Besser hielten sich defensive Sektoren wie Versorger, Pharma, Telekommunikation und Nahrungs- und Genussmittel. Letztere profitierten auch von positiven Analystenstimmen. So nahm die Investmentbank Stifel die Bewertung von Diageo mit "Buy" wieder auf. Die Spirituosenbranche zeige sich durch die Corona-Krise in guter Verfassung und biete nach dem jüngsten Kursrückschlag interessante Einstiegschancen, schrieb Analyst Cedric Lecasble in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Diageo zeichne sich durch die Weltmarktführerschaft und eine besonders hohe Profitabilität aus. Die Aktie zog um knapp zwei Prozent an.
Um fast vier Prozent schnellten zudem Zur Rose im Fahrwasser von Shop Apotheke empor. Eine starke Nachfrage nach nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten hatte die Aktie des niederländischen Online-Arzneimittelhändlers beflügelt./mf/mis
(AWP)