Die Euphorie an den Börsen folgte einem überraschend moderaten Anstieg der US-Verbraucherpreise im Oktober. Dies könnte weniger starke Leitzinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed zur Folge haben. Die Fed hatte auf den letzten vier Sitzungen den Leitzins um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht.

"Die Inflation ist auf deutlichem Rückzugskurs", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Fed-Chef Powell habe Grund zum Durchatmen. "Wenn es zu keinen weiteren externen Schocks kommt, werden die Teuerungsraten im kommenden Jahr noch merklicher fallen", schrieb Gitzel. Für die Fed rücke also der Zeitpunkt, an dem sie von weiteren Zinsanhebungen absehen könne, näher.

Die Aussicht auf eine lockerere US-Geldpolitik erfreute vor allem die Anleger von Technologie- und Internet-Unternehmen, denn hohe Zinsen schmälern den heutigen Wert der erwartet hohen Gewinne in der Zukunft. So standen die Aktien von Adyen , ASML , Infineon und SAP mit Kursaufschlägen zwischen 7 und 13,4 Prozent auf den ersten vier Plätzen im EuroStoxx-50-Index.

Beim Chipindustrie-Ausrüster ASML kam noch eine weitere positive Nachricht hinzu: Die Niederländer rechnen in den kommenden Jahren mit einem anhaltend profitablen Wachstum und haben ein weiteres massives Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Es sollen eigene Anteile für bis zu zwölf Milliarden Euro erworben werden. Beim Umsatz peilt der Konzern 2030 bis zu 60 Milliarden Euro an. Das wäre fast dreimal so viel wie das Unternehmen für das laufende Jahr im Blick hat. Die ASML-Titel gewannen letztlich 9,7 Prozent.

Ansonsten war die Kursentwicklung der Einzelwerte geprägt von einer ganzen Reihe von Unternehmensergebnissen. So liess eine erhöhte Gewinnprognose des Versorgers Engie die Aktien um knapp 4 Prozent steigen. Dagegen fielen die Anteilsscheine des Versicherers Zurich um 1,0 Prozent, nachdem die Quartalszahlen von den durch den Hurrikan Ian verursachten Schäden belastet worden waren.

Die Aktien von Astrazeneca verteuerten sich um 4,2 Prozent. Der Pharmakonzern rechnet nach einem unerwartet starken dritten Quartal mit einem besserem Ergebnis für 2022. Die Papiere von ArcelorMittal legten um 2,6 Prozent zu, obwohl der Stahlkonzern im Zuge des sich eintrübenden Marktumfelds empfindliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn hinnehmen musste.

Die Titel von Teleperformance brachen um mehr als ein Drittel ein. Nach Medienberichten hat das kolumbianische Arbeitsministerium Untersuchungen wegen der Arbeitsbedingungen des französischen Call-Center-Betreibers eingeleitet./edh/zb

(AWP)