Das Geschäft an den europäischen Börsen verlief erneut zurückhaltend. Mit den enttäuschenden Quartalszahlen von Alphabet und Microsoft gab es einen Dämpfer von der Wall Street. Am Donnerstag steht zudem die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank an. Experten rechnen überwiegend mit einer erneut deutlichen Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte.
"Die erklärte Entschlossenheit der EZB, die Inflation energisch auf das Zielniveau zurückzuführen, lässt eine Rezession im Jahr 2023 immer wahrscheinlicher erscheinen", mahnte Andrea Siviero, Investment Strategist bei der Fondsgesellschaft Ethenea Independent Investors. "Zwar wird die Fiskalpolitik die negativen Auswirkungen der Stagflation abmildern können, aber insgesamt erscheint eine Rezession im zweiten Halbjahr fast unvermeidlich."
Zahlreiche Quartalszahlen bewegten die Einzelsektoren. Spitzenreiter waren die Bauwerte. Der französische Bau- und Dienstleistungskonzern Vinci hatte seinen Umsatz im dritten Quartal kräftig gesteigert. Mit 16,7 Milliarden Euro lag der Erlös auch dank des schwachen Euro um 26 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Prozentual legte das Geschäft an den Flughäfen des Konzerns am stärksten zu. Es profitierte von der Erholung des Flugverkehrs von der Corona-Krise. Die Aktie des Sektor-Schwergewichts gewann 1,6 Prozent.
Durchwachsener sah es bei den Banken aus. Die spanische Grossbank Santander hatte im dritten Quartal dank der wieder deutlich strafferen Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken und den anziehenden Zinsen etwas mehr verdient. Nach dem jüngsten Anstieg verlor der Wert allerdings 2,7 Prozent.
Steigenden Zinsen spielten zudem der Unicredit in die Karten. Daher konnte das italienische Institut überraschend gute Quartalszahlen vorlegen und wird in der Folge nun optimistischer für das Gesamtjahr. Die Aktie zog um 3,6 Prozent an. Auch die britische Grossbank Barclays steigerte ihren Gewinn im dritten Quartal trotz eines schwachen Investmentbankings überraschend. Trotzdem gab die Aktie nach dem jüngsten Anstieg leicht nach.
Und noch ein weiteres britisches Unternehmen legte Zahlen vor. Der Konsumgüterkonzern Reckitt erhöhte wegen der anziehenden Preise das untere Ende seiner Umsatzprognose für das laufende Jahr. Experten hatten aber ohnehin zuletzt mit einem Wachstum am oberen Ende der Spanne gerechnet. Die Aktie gab vergleichsweise deutlich nach. Schwach tendierten auch die Technologiewerte. Im Sog der mässigen Zahlen von Alphabet und Microsoft ging es nach unten. Die Aktie von Sektorprimus ASML verlor 3,4 Prozent./mf/jha/
(AWP)