Einmal mehr standen die Märkte im Zeichen von Konjunktursorgen. Die Unternehmensstimmung im Euroraum hatte sich im Juni deutlich eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 2,9 Punkte auf 51,9 Zähler. Das ist der tiefste Stand seit knapp eineinhalb Jahren. Analysten hatten mit einer wesentlich moderateren Eintrübung auf 54,0 Punkte gerechnet.
"Der Rückgang ist die eine Sache, die andere, dass das Konjunkturbarometer im Trend nun schon seit einem Jahr fällt", kommentierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. "Statt Nach-Corona-Boom herrscht Nach-Corona-Tristesse. Die Herausforderungen für die Industrie und Dienstleister könnten derzeit kaum grösser sein." Doch nicht nur in Europa ist die Lage angespannt. So musste am Vorabend auch US-Notenbankchef Jerome Powell auf Nachfrage eingestehen, dass eine Rezession infolge höherer Zinsen "sicherlich eine Möglichkeit" ist.
Rohstoffwerte liessen erneut Federn. Bereits am Vortag hatte der Sektor unter Rezessionsängsten und der damit verbundenen geringeren Nachfrage gelitten. Erneut äusserten sich auch Analysten skeptisch. Die Ära der Billiggeldpolitik sei vorbei, Metall- und Minenkonzerne sähen sich mit steigenden Zinsen und Rezessionsrisiken konfrontiert, so Alain Gabriel von Morgan Stanley. Rio Tinto sanken um knapp ein Prozent.
Auch konjunkturabhängige Sektoren standen auf den Verkaufslisten. So gehörten Auto- und Chemiewerte zu den grössten Verlierern. Im Chemiesektor stand selbst ein mittelfristig vergleichsweise stabiler Titel wie Air Liquide unter Druck und fiel um 1,7 Prozent. Zudem weiteten die zinsempfindlichen Technologie- und Immobilientitel ihre Abgaben aus. Sie gehören mit den Einzelhandelsaktien zu den schwächsten Sektoren des ersten Halbjahres im Stoxx 600 Europa, wie der technische Analyst Jörg Scherer von HSBC feststellte.
Immerhin gibt es damit aber eine gewisse Chance auf bessere Kurse in der zweiten Jahreshälfte. "In 55 Prozent aller Fälle seit 2000 schlugen die drei Verlierer der ersten sechs Monate den Stoxx Europe 600 im zweiten Halbjahr", so Scherer. "Wer konsequent in der zweiten Jahreshälfte auf die Flop-3-Branchen der ersten setzte, kann sich seit Beginn des Jahrtausends über eine Wertentwicklung von 68 Prozent freuen und zeigt der Performance des Mutterindex damit deutlich die Rücklichter."
Unter den Einzelwerten fielen Swiss Life mit 3,6 Prozent Minus auf. Sie setzten damit ihren Abwärtstrend fort. Händler verwiesen auf eine Studie der UBS, wonach sich die Zinserhöhung der SNB negativ auf den Immobilienbestand des Lebensversicherers auswirken könnte./mf/nas
(AWP)