In Europa stelle sich die Situation der Unternehmen derzeit anders dar als in den USA, kommentierte Andreas Lipkow, Marktstratege bei Comdirect. Diesseits des Atlantiks seien Anleger stets von einer starken konjunkturellen Abkühlung ausgegangen "und haben bei der geopolitischen Gemengelage ebenfalls das schlimmste Szenario bei den Aktien europäischer Unternehmen eingepreist". Somit hätten europäische Unternehmen in ihrer Bewertungen teilweise bereits Krisenniveau erreicht, was Einstiegschancen biete, schreibt der Experte.
Unter diesen Vorzeichen zog der französische Cac 40 am Dienstag relativ stark um 1,21 Prozent auf 6120,50 Punkte an. In London kletterte der britische FTSE 100 um 1,15 Prozent nach oben auf 7340,54 Zähler. Auch für die New Yorker Börsen lassen Indikationen einen freundlichen Start erwarten.
Unter den Einzelwerten waren Aktien aus der Luftfahrt gefragt. Safran legte an der Spitze des europäischen Leitindex um 3,3 Prozent zu, und auch Airbus -Aktien gewannen 2,3 Prozent. Börsianer brachten dies mit den avisierten Lockerungen der harten Corona-Bestimmungen in China in Verbindung. Auch ein JPMorgan-Kommentar unterstrich das Potenzial der Branche. Tourismus-Aktien profitierten ebenfalls von dem Aufwind.
Verlierer waren hingegen Aktien des Medizintechnik-Konzerns Philips . Laut dem Experten Graham Doyle von der UBS sind neue Test-Daten im Zuge eines schon länger bekannten Rückrufs von Beatmungsgeräten nicht so ausgefallen wie von Anlegern erhofft. Nach einem ersten Kursrutsch um zeitweise mehr als fünf Prozent verlor die Aktie zuletzt aber nur noch 0,6 Prozent.
Zum Schlusslicht wurde derweil der Tech-Investor Prosus mit einem Abschlag von 2,1 Prozent - und damit einer Gegenreaktion auf einen deutlichen Kurssprung am Vortag. Allgemein ging es am Dienstag für den Technologiesektor nach zwei Tagen mit gutem Lauf wieder bergab. Der Teilindex war mit minus 0,6 Prozent das Schlusslicht in der Branchentabelle.
Branchenkonform im Plus lagen die Aktien der Credit Suisse am Tag einer Investorenveranstaltung. Die Schweizer Bank gebe einen detaillierten Überblick über ihre Initiativen zur Verbesserung der Risiko- und Compliance-Strukturen, schrieb RBC-Analystin Anke Reingen. Dies sei erst einmal hilfreich, kommentierte sie. Nun müsse die Bank aber erst einmal abliefern, um den Markt davon zu überzeugen, dass man effektiver arbeitet als zuvor.
In der Branchenwertung die grössten Kursgewinne verbuchten Ölwerte wegen wieder einmal steigender Ölpreise. Am Markt wurde der Preisanstieg unter anderem mit einem Rückgang der Ölexporte in Libyen erklärt. In London gehörten BP mit mehr als drei Prozent zu den klaren Gewinnern./jcf/tih/jha/
(AWP)