Er löst dort den ehemaligen Lufthansa-Chef Christoph Franz ab, der dem Gremium seit 2014 vorstand. "Ich habe mich entschieden, im kommenden Jahr nach zwölfjähriger Tätigkeit im Verwaltungsrat, davon neun Jahre als Präsident, nicht mehr zur Wiederwahl zum Verwaltungsratspräsidenten zur Verfügung zu stehen", erklärte Franz am Donnerstag. Nachfolger von Schwan als Roche-Chef soll Thomas Schinecker werden, der gegenwärtig die Diagnostiksparte leitet.
Der 54-jährige Schwan war seit 2006 Mitglied der Konzernleitung und seit 2008 Vorstandschef. Er gehört schon seit Jahren zu den bestbezahlten Konzernchefs in Europa. 2021 verdiente er 11,5 Millionen Franken. Sein designierter Nachfolger Schinecker ist bereits seit 20 Jahren für Roche tätig.
Der 47-jährige Molekularbiologe leitet seit 2019 das Diagnostikgeschäft, das in der Pandemie von der hohen Nachfrage nach den Corona-Tests des Unternehmens beflügelt wurde. Schwan betonte, mit dem Wechsel sei keine Änderung der Strategie bei Roche verbunden: "Wir wollen beide Geschäfte weiter entwickeln, Pharma und Diagnostik. Ich sehe keine strukturellen oder sonstigen Veränderungen auf strategischer Ebene."
«Niemand weiss, wie sich das Virus entwickelt»
Dank ihrer Covid-Tests war die meist im Schatten des deutlich größeren Pharmageschäfts stehende Diagnostiksparte von Roche ins Rampenlicht gerückt. Das Baseler Unternehmen, vor allem für seine Krebstherapien bekannt, ist auch der weltgrößte Anbieter von Geräten, Verfahren und Verbrauchsgütern zur Bestimmung von Krankheiten. Trotz weiterhin hoher Infektionszahlen geht Schwan unverändert davon aus, dass die Nachfrage nach Corona-Tests im weiteren Jahresverlauf nachlassen sollte. "Aber niemand weiß genau, wie sich das Virus genau entwickelt, und welchen Einfluss das auf unser Geschäft hat." Roche plane deshalb konservativ.
Im Gesamtjahr geht die Geschäftsleitung unverändert davon aus, dass die Verkäufe von Corona-Tests und -Arzneien um rund zwei Milliarden auf etwa fünf Milliarden Franken abnehmen werden. Der Verkaufsrückgang durch günstigere Nachahmerarzneien - sogenannte Biosimilars - wird auf rund 2,5 Milliarden Franken geschätzt.
Ohne diese Effekte würde das Umsatzwachstum des Konzerns im hohen einstelligen Prozentbereich liegen. Im ersten Halbjahr profitierte Roche noch deutlich vom Corona-Geschäft: Der Umsatz in der Diagnostikspart stieg zu konstanten Wechselkursen um elf Prozent, das Basisgeschäft wuchs um sechs Prozent. Im Pharmageschäft verbuchte Roche ein Umsatzplus von drei Prozent.
Umsatz steigt, Genussschein im Minus
Insgesamt stieg der Konzernumsatz im ersten Halbjahr um fünf Prozent auf 32,3 Milliarden Franken. Der operative Gewinn erhöhte sich um neun Prozent auf 12,67 Milliarden. Der bereinigte Gewinn je Titel betrug 11,76 Franken, ein Zuwachs von elf Prozent. Für das Gesamtjahr bekräftigte Roche seine Prognose: Der Umsatz soll zu konstanten Wechselkursen stabil bleiben oder um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag steigen. Der bereinigte Gewinn je Titel soll um einen niedrigen bis mittleren Prozentbetrag wachsen. Den Aktionären stellte das Management weiter steigende Dividenden in Aussicht.
Der Genussschein von Roche startete deutlich im Minus in den Börsenhandel. Nach dem Mittag reduzierte sich das Minus auf 0,7 Prozent. Zur gleichen Zeit notiert der SMI um 0,1 Prozent höher.
(Reuters/cash)