Gut eine halbe Stunde nach dem Handelsbeginn notiert der Kurs der Aktie um 1,8 Prozent bei 5,25 Franken höher. Positiv erachten Analysten die angedachten strategischen Schritte. Die Credit Suisse will im Rahmen einer Strategieüberprüfung die globale Vermögensverwaltung und das Schweizer Geschäft stärken. Die Investmentbank soll dabei künftig vor allem als Zudienerin für diese Bereiche dienen. Auch plant die Bank die Kosten deutlich zu senken.

Ausserdem kommt es auf personeller Ebene zu verschiedenen Wechseln im Management. CEO Thomas Gottstein tritt zurück und wird vom Leiter der Asset-Management-Division Ulrich Körner per Anfang August abgelöst.

Die Pläne, besonders im Hinblick auf das Investment Banking, seien gut und richtig, heisst es am Markt. Insbesondere angesichts des angekündigten weiteren Quartalsverlusts in der IB-Division.

Enttäuscht sind die Analysten derweil mit Blick auf den milliardenhohen Verlust der Gruppe im zweiten Quartal, der damit deutlich höher ausgefallen ist als am Markt erwartet. "Wir wussten nach der Gewinnwarnung, dass die Q2-Resultate schlecht sein würden. Aber es ist wieder einmal noch schlechter als befürchtet", heisst es etwa bei Jefferies.

"CS publizierte heute einen höher als befürchteten Verlust", schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Kommentar. Nebst internen Problemen, die zu einer Restrukturierung im Risikomanagements, der Compliance-  und Rechts-Abteilung sowie in der IT zur Folge hätten, hätten auch die schwierigen Marktbedingungen der Bank zu schaffen gemacht.

Interessant wird aus Sicht der ZKB für das dritte Quartal die Entwicklung bei Leveraged Finance, also kreditfinanzierten ANlagen, nachdem neben der CS auch einige andere Investmentbanken bereits Verluste ausgewiesen hätten. "Die CS befindet sich in einem Übergangsjahr, weshalb wir nicht glauben, dass die Aktie besser wie beispielsweise jene der UBS performen kann", schreibt Analyst Christian Schmidinger. Er bestätigt die Einstufung "Marktgewichten".

Weitere Verluste erwartet

Auch die zugrundeliegende Performance habe sich weiter verschlechtert, insbesondere mit Blick auf die Erträge, aber auch bei den Kosten. Das gelte für beide Kerndivisionen Wealth Management und Investment Bank, kommentieren die Jefferies-Analysten. Auch sei die harte Kernkapitalquote gesunken. Auch Rechtsstreitigkeiten blieben kostspielig.

Die Credit Suisse habe ein schwaches Resultat präsentiert, der Ausblick sei vorsichtig und die Investment Bank dürfte im dritten Quartal erneut einen Verlust erleiden, merken auch die Analysten von RBC negativ an. Drastischere strategische Veränderungen in Richtung einer kleineren Investment Bank seien aber sinnvoll. Allerdings sei damit der weitere Pfad ungewiss, und die CS habe auch nur begrenzten Spielraum mit Blick auf die Kapitalisierung.

Derzeit enttäusche die Performance der Gruppe auch insgesamt, auch in der Vermögensverwaltung, heisst es zudem bei Vontobel. Die Bank dürfte Zeit brauchen, um ihre Probleme zu lösen und das Vertrauen der Stakeholder in den kommenden Jahren zurückzugewinnen.

(cash/AWP)