Das Jahr 2022 gestaltete sich wahrlich nicht nach dem Gusto der Anlegerinnen und Anleger. Pünktlich zum Jahresbeginn begannen die Kurse zu fallen, und dies nicht zu knapp. Die Gemengelage hatte es auch in sich: Mitten in die Verunsicherung wegen Inflation und Zinserhöhungen platzte der russische Angriff auf die Ukraine.
Langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger nutzen Börsenbaissen oft, um Aktien dazuzukaufen. Denn sie stellen sich auf den Standpunkt, dass sich die Aktienmärkte mit der Zeit immer erholen. Der durchschnittliche jährliche und annualisierte Wertzuwachs einer Anlage am Schweizer Aktienmarkt liegt von Anfang 1926 bis Ende 2020 laut einer Pictet-Studie tatsächlich bei fast 8 Prozent.
Verlustphasen gehören zu Aktieninvestments dazu, damit müssen Investorinnen und Investoren leben. In solchen Zeiten zu investieren, ist nicht jedermanns und -fraus Sache. Das zeigt sich glasklar an den Umsätzen und Abschlüssen an der Schweizer Börse, welche in diesem Jahr gegenüber 2021 deutlich zurückgegangen sind.
Man muss als ein gewisses Sitzleder haben
Es gibt eine Reihe von Finanzprodukten, welche es risikoscheuen Anlegerinnen und Anlegern erlauben, am Aktienmarkt zu partizipieren, ohne dass sie sich grossen Verlustrisiken aussetzen. Dazu gehören so genannte Kapitalschutzprodukte. Sie bieten - einfach gesagt - die Möglichkeit, Geld an den Aktienmärkten anzulegen, ohne dass man der Gefahr ausgesetzt ist, das gesamte Kapital oder Teile davon zu verlieren.
Allerdings muss man ein gewisses Sitzleder haben. Denn: Zertifikate mit Kapitalschutz zielen auf den Erhalt des eingesetzten Kapitals bis zum Laufzeitende des Produktes. Der Nennwert wird bei Ablauf des Zertifikates zurückbezahlt. Der Kapitalschutz gilt aber nur per Verfall des Produktes, also nach einer mitunter recht langen Laufzeit. Anleger haben bei diesen Produkten also die Möglichkeit, bei steigenden Märkten eine Rendite zu erwirtschaften, ohne dabei auf den Kapitalschutz zu verzichten.
Diese Zertifikate setzen auf einen Basiswert, und oft sind dies Aktien. Ein solches Zertifikat bietet etwa die Zürcher Kantonalbank mit dem "ZKB 100% Kapitalschutz Zertifikat mit garantiertem Coupon und Partizipation". Dort besteht der Aktien-Basket aus den Schweizer Aktien Holcim, Swisscom, Swiss Life, Swiss Re und Zurich Insurance - es sind alles Mitglieder des Swiss Market Index (SMI).
Kursverlauf der Aktie von Zurich Insurance in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch)
Bei Kapitalschutzzertifikaten wie oben profitieren Anleger jedoch nicht zu 100 Prozent von einem möglichen Kursanstig des Basiswertes während der Laufzeit. Beim erwähnten ZKB-Produkt beträgt die Partizipationsrate 80 Prozent. Basiswert und Referenz hierfür, und das ist wichtig, ist die Aktie mit der schwächsten Performance bei Ablauf des Produktes. Im oben erwähnten ZKB-Zertifikat ist es also eine der fünf SMI-Aktien.
Anleger müssen Risiken und Anlagestrategie eines Finanzproduktes verstanden haben
Notiert die am schwächsten performende Aktie im Basket am Ende der Zertifikate-Laufzeit zum Beispiel 74 Prozent höher als beim Anfangsniveau, beträgt die Gesamtrückzahlung 159,2 Prozent - zusammengesetzt aus 100 Prozent garantierter Rückzahlung plus 80 Prozent Beteiligung der Perfomance von 74 Prozent. Dazu kommen jährlich 0,25 Prozent Coupon-Zahlung. Hat die schwächste Aktie im ZKB-Basket eine Negativperformance gegenüber dem Anfangsniveau, erhält der Anleger per Verfall 100 Prozent Kapitalschutz plus die jährlich 0,25 Prozent Coupon-Zahlungen.
Kapitalschutz-Zertifikate sind, da sie an der Börse gehandelt werden, Kursschwankungen unterworfen wie auch die im Produkt enthaltenen Wertpapiere. Bei einem vorzeitigen Verkauf des Zertifikates können also unter Umständen Verluste anfallen. Bei Kapitalschutz-Produkten, welche auf ausländische Wertpapiere setzen, besteht zudem ein Währungsrisiko. Anlegerinnen und Anleger sollten grundsätzlich auch nur in Zertifikate investieren, wenn sie das Produkt, seine Risiken und die Anlagestrategie verstanden haben. Dies gilt allerdings für alle Finanzprodukte.Kursverlauf der Aktie von Swisscom in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch)