Donald Trump ist nicht nur Präsident der Vereinigten Staaten, er hat sich selbst auch als «Krypto-Präsident» bezeichnet. Der Ansage folgte ein Dekret zur Einrichtung einer strategischen Reserve für Bitcoin andere Kryptoassets. Allmählich also werden die Pläne konkreter. Doch worum geht es eigentlich?

Was ist eine strategische Reserve?

Ein Vorrat einer kritischen Ressource, der in Krisenzeiten oder bei Versorgungsengpässen freigegeben werden kann. Das bekannteste Beispiel ist die strategische Ölreserve der USA. Dabei handelt es sich um den weltweit grössten Vorrat an Rohöl für Notfälle. Er wurde 1975 durch ein Gesetz des Kongresses angelegt, nachdem ein arabisches Ölembargo von 1973 bis 1974 die US-Wirtschaft weitgehend lahmgelegt hatte.

Präsidenten haben diesen Vorrat immer mal wieder angezapft, um die Ölmärkte in Kriegszeiten zu beruhigen oder wenn Hurrikane die Ölinfrastruktur im Golf von Mexiko getroffen haben.

So etwas Ähnliches gibt es auch anderswo, teils auch mit anderen wichtigen Ressourcen. Kanada etwa verfügt über die weltweit einzige strategische Reserve an Ahornsirup. China hat grosse Vorräte an Metallen, Getreide und sogar Schweinefleischprodukten angelegt.

Welche Kryptowährungen könnten in die Reserve kommen?

Die beiden grössten Krypto-Währungen, Bitcoin und Ethereum, werden laut Trump das «Rückgrat der Reserve» bilden. Es soll aber auch auf kleinere Währungen zurückgegriffen werden: Ripple, Solana und Cardano. Der Präsident hat sich bislang nicht dazu geäussert, warum auch diese Währungen Teil der Reserven werden sollen. Trumps eigene Kryptowährungen, die seinen eigenen Namen und den seiner Frau Melania tragen, basieren auf Solana.

Wie würde eine strategische Krypto-Reserve funktionieren?

Nach Aussagen von Trumps Kryptowährungskoordinator David Sacks bilden von den Bundesbehörden beschlagnahmte Cyber-Devisen den Grundstock des «US Digital Asset Stockpile». Der Internetseite Bitcointreasuries.net zufolge verfügt die US-Regierung aktuell allein bei Bitcoin über einen Bestand von knapp 200'000 digitalen Münzen im Gesamtwert von derzeit 17,6 Milliarden Dollar.

Es ist noch völlig unklar, wie der rechtliche Prozess aussehen könnte, um diese Vermögenswerte aus dem Justizministerium herauszuholen. Eine mögliche Aufstockung der Bitcoin-Reserve soll Sacks zufolge «haushaltsneutral» erfolgen. Bei den übrigen Cyber-Devisen schloss er aktive Käufe aus, stattdessen könnten künftig beschlagnahmte Summen in die Staatsbestände aufgenommen werden.

Ein detaillierter Vorschlag für eine explizite Bitcoin-Reserve stammt von der republikanischen Senatorin Cynthia Lummis, die persönlich fünf Bitcoins besitzt. Sie brachte einen Gesetzesentwurf ein, der den Aufbau einer vom Finanzministerium verwalteten Reserve der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise vorsieht. Diese solle über einen Zeitraum von fünf Jahren um jährlich 200'000 digitale Münzen auf insgesamt eine Million Bitcoin aufgestockt werden. Dies entspräche etwa fünf Prozent des möglichen Bitcoin-Maximalangebots von etwa 21 Millionen.

Finanziert würde das Programm mit Gewinnen aus den Einlagen und Goldbeständen der US-Notenbank Fed. Die Bitcoin-Reserve solle anschliessend für mindestens 20 Jahre verwahrt werden.

Was sind die Vorteile einer Krypto-Reserve?

Trump geht davon aus, dass eine Bitcoin-Reserve den USA helfen würde, den globalen Krypto-Markt angesichts der wachsenden Konkurrenz aus China zu dominieren. Andere Befürworter argumentieren, dass die Vereinigten Staaten durch langfristige Bitcoin-Wertsteigerungen ihr Staatsdefizit verringern könnten - und das, ohne die Steuern zu erhöhen. Auch versprechen sie sich eine Stärkung des Dollar. Senatorin Lummis sagt, ihr Plan werde es ermöglichen, die Schulden in 20 Jahren zu halbieren: «Das hilft uns, uns vor Inflation zu schützen und den US-Dollar auf der Weltbühne zu halten.»

Was sind die Risiken?

Krypto-Skeptiker entgegnen, dass Bitcoin im Gegensatz zu Rohstoffen keinen eigentlichen Nutzen habe. Kryptowährungen seien für das Funktionieren der US-Wirtschaft gar nicht entscheidend. Der Kurs der 2008 als Reaktion auf die Finanzkrise geschaffenen Cyber-Devise sei zudem zu schwankungsanfällig. Weil bei Bitcoin allein Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen und keine Notenbank korrigierend eingreift, sind zweistellige prozentuale Ausschläge nicht ungewöhnlich. Die US-Regierung könnte diese Kurskapriolen mit Käufen oder Verkäufen verstärken.

Ob die Kryptowährung ihren Wert langfristig halten oder gar steigern kann, ist daher offen. Auch sind die sogenannten Wallets als Speicherort für Bitcoin & Co notorisch anfällig für Hacker-Angriffe.

(Reuters)