Im Soge der Börsenturbulenzen von letzter Woche sind neben den Aktienmärkten auch die digitalen Vermögenswerte stark unter Druck geraten. So hat der Bitcoin seit dem 5. August 12 Prozent an Wert verloren. Die Altcoins Solana (-18 Prozent), Ethereum (-19 Prozent), Avalanche (-21 Prozent) und Chainlink (-22 Prozent) ging es noch deutlicher bergab. 

Einer der zentralen Faktoren für den Kurssturz war die schwächere globale Liquidität und die sinkende Risikobereitschaft der Investoren, nachdem die Bank of Japan letzte Woche den Leitzins auf 0,25 Prozent erhöht hatte. Japanische Yen-Carry-Trades brachen auch wegen US-Rezessionsängsten zusammen, was die globale Liquidität weiter beeinträchtigte. Es folgte ein Ausverkauf von risikoreichen Assets. Vor diesem Hintergrund war die zunehmende Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank Fed um 50 Basispunkte im September auch kein stützendes Argument für Kryptowährungen. 

Fundamentale Daten bleiben positiv

Es ist denn auch diese Zinssenkungsfantasien, welche Kryptoanalysten auf steigende Kurse hoffen lässt. Die Research-Boutique Cryptoquant erwartet, dass sinkende US-Leitzinsen den Bitcoin bis Ende Jahr auf ein Niveau von 173'000 Dollar treiben könnten.

Dieser positive Ausblick kontrastiert aber stark mit den jüngst heftigen Kursausschlägen. Allerdings gilt es diese zu relativieren, da sich die Volatilität beim Bitcoin derzeit immer noch innerhalb der Norm bewegt. 

Ferner gibt es verschiedene andere Faktoren positiv hervorzuheben. So hat die "Hash-Rate" von Bitcoin ein neues Allzeithoch erreicht. Das weist auf einen erheblichen Anstieg der Rechenleistung hin, die zur Sicherung des Netzwerks verwendet wird, wie Krypto-Analyst Adrian Fritz von 21Shares in einem Kommentar festhält.

Auf Seite der Stablecoins ist der Markt weiter von Optimismus geprägt. Sie stellen die Hauptverbindungspunkte für den Ein- und Ausstieg von Fiat-Währungen wie US-Dollar oder Euro in den Kryptowährungen dar. Diese verfügen aktuell über eine hohe Liquidität.

Und abseits von Bitcoin und Ethereum gibt es in der aktuellen Marktlage sogar Gewinner: So erreichte das Onchain-Handelsvolumen des Ethereum-Konkurrenten Solana im Juli 56 Milliarden Dollar – und übertraf damit zum ersten Mal das Handelsvolumen von Ethereum. Der Solana-Kurs hat seit Jahresbeginn um 33 Prozent zugelegt und wird nur von Bitcoin mit einem Plus von 41 Prozent übertroffen.

Bitcoin bleibt weiter Spitze bei der Kapitalisierung

Die grösste digitale Währung hat in den letzten Wochen ihren Status als wichtigste Kryptowährung behauptet respektive ausgebaut. Aktuell beträgt die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen rund 2,5 Billionen Dollar, wovon 54 Prozent auf den Bitcoin entfallen.

Generell kann eine zunehmende Akzeptanz von Kryptowährungen festgestellt werden, nachdem die Securities and Exchange Commission (SEC) die Regeln für Investitionen in Kryptowährungen über ETF - sogenannte Exchange Traded Funds - deutlich gelockert hat. Eine Übersicht über die Bitcoin-ETF finden Sie hier.

Vor allem Institutionelle Investoren engagieren sich verstärkt in Bitcoin- und Ethereum-ETF. Dies zeigt sich auch daran, dass die Anzahl der langfristigen Investoren in Kryptowährungen trotz Preiskorrektur in der letzten Woche weiter angestiegen ist.  

Auch die Politik in den USA macht Stimmung für Digitalwährungen. Donald Trump verspricht, die Vereinigten Staaten zur «Kryptohauptstadt des Planeten» zu machen. Ein neuer, von den Republikanern unterstützter Senatsentwurf fordert die amerikanische Notenbank Fed auf, Milliarden in Bitcoin zu investieren. Sogar Kamala Harris ist dem Potenzial von Kryptowährungen gegenüber aufgeschlossener als Präsident Joe Biden.

Diversifikation zahlt sich weiterhin aus

So Mainstream wie die Aktienmärkte sind Bitcoin & Co. allerdings noch nicht. Das zeigt sich auch in der verhältnismässig geringen Korrelation zu anderen Anlageklassen. Aktuell beträgt die Korrelation zwischen den Bewegungen des S&P 500-Index und den zwei grössten Kryptoassets Bitcoin und Ethereum von 0,28 und 0,43. Ein Wert von eins würde eine perfekte positive Korrelation bedeuten, ein Wert von null hingegen absolut keinen Zusammenhang. Diese geringe Korrelation bedeutet, dass der Bitcoin sich schneller gegen oben und unten bewegt als der S&P 500 Index oder andere Aktienmärkte. 

Diese Korrelation stellt gemäss Adrian Fritz von 21Shares unter Beweis, dass sich Bitcoin noch immer in der Entwicklung zum Wertaufbewahrungsmittel der Zukunft befindet und gleichzeitig weiterhin Eigenschaften eines Risikoaktivums aufweist. Daneben ist das Verhalten unterschiedlicher Gruppen von Bitcoin-Investoren bemerkenswert. So stellen die sogenannten Kurzzeithalter – jene Investoren, die ihre Bestände erst vor sechs bis zwölf Monaten erworben haben – den Grossteil der Verkäufe in der abgelaufenen Woche. Die Langzeithalter hingegen nutzten das Kurstief, um noch mehr Bitcoin zu erwerben.

Staking-Rewards bleiben attraktiv

Investierende im Kryptomarkt benötigen weiter Geduld und einen längerfristigen Zeithorizont. Insofern ist das Investment in Altcoins, welche einen sogenannten Staking-Reward abwerfen, neben dem Bitcoin eine interessante Alternative als Depotbeimischung. 

Das Staking ermöglicht die Teilnahme an der Transaktionsvalidierung in Proof-of-Stake-Blockchains, wofür Anlegerinnen und Anleger vom entsprechenden Netzwerk belohnt werden - eine Art Dividende sozusagen.

In der unten stehenden Tabelle sind einige bekannte Coins und die Staking-Renditen aufgeführt. Vor einem Investment sollte sich aber jeder Investor mit dem jeweiligen Projekt im Detail auseinandersetzen. Wie bei Aktien führt auch bei Kryptowährungen kein Weg daran vorbei, sich gründlich zu informieren. Erst dann kann genügend Vertrauen entstehen. Wer kurz "reinhüpft" in der Hoffnung auf den schnellen Gewinn, kann bei derart hohen Kursausschlägen schnell auf die Nase fallen. 

Erträge Staking-Rewards

Coin Staking-Ertrag
Akash 8-10 %
Avalanche 4-6 %
Cardano 2-3 %
Cosmos 10-12 %
Ethereum 3-4 %
Fetch 6-8 %
Flow 4-6 %
Polkatdot 10-14 %
Polygon 3-5 %
Solana 4-6 %

Quelle: Bitpanda

 

 

Thomas Daniel Marti
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