Ein Signal vom Bitcoin-Derivatemarkt weist laut dem Kryptowährungsspezialisten K33 Research auf das wachsende Risiko eines sogenannten «Short Squeeze» hin, der zu starken Kursanstiegen beim grössten digitalen Vermögenswert führen kann. Bei einem solchen werden auf sinkende Kurse spekulierenden Händler gezwungen, ihr pessimistischen Wetten - sogenannte Short-Positionen - zu schliessen. Das verstärkt einen Kursaufschwung.

Die Kennzahl für die Anzahl Short-Positionen ist die Anzahl ausstehender, unbefristete Bitcoin-Futures. Diese hilft bei der Einschätzung, wie optimistisch oder pessimistisch Spekulanten sind. Laut K33 war der siebentägige durchschnittliche annualisierte Finanzierungssatz am 20. August der niedrigste seit März 2023 – damals verunsicherten die US-Bankenpleiten die Anleger. Dies deutet auf eine Prävalenz von Abwärtswetten hin, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

«Die Finanzierungssätze für unbefristete Swaps lagen in der vergangenen Woche im Durchschnitt auf negativem Niveau, während das Open Interest stark zugenommen hat», schrieben die K33-Analysten Vetle Lunde und David Zimmerman in einer Kundennotiz. «Dies deutet auf aggressives Leerverkaufen hin und schafft strukturell eine Situation, die reif für einen Short Squeeze ist.»

Trotz der massiven Leerverkäufer notiert der Bitcoin am Mittwoch im Vergleich zum «schwarzen Montag» vor zwei Wochen drei Prozent höher bei 59'700 Dollar. 

Weitere Rally-Versuche über die Marke von 60'000 Dollar scheitern derzeit aber nicht nur an den Leerverkäufer. Jens Adler, Krypto-Spezialist bei CryptoInsights weist in einem Kommentar am Mittwoch auf die negative Preiselastizität der Nachfrage hin. Das bedeutet, dass eine Preisanstieg zu einer Nachfrageminderung beim Transfervolumen führt und umgekehrt eine Preissenkung eine Nachfragesteigerung anregt. Der Preis des Bitcoin muss also sinken, um eine starke Nachfrage bei den Investierenden anzuregen.

Genügend flüssige Mittel stehen bereit

Die Konsolidierung, welche Krypto-Analyst Adrian Fritz von 21Shares erwartet hatte - mehr im cash-Interview hier - ist immer noch nicht ausgestanden. Grosses Preisrisiko gegen unten besteht allerdings auch nicht. Während des jüngsten Rückgangs auf die 50'000-Dollar-Marke stieg die vierteljährliche Veränderung der übertragenen Coins auf sieben Prozent. Dies war das grösste Wachstum seit Beginn des Bullenzyklus, meint der Krypto-Experte Adler von CryptoInsights. Der Preisrückgang stimulierte dabei einen Anstieg des Transaktionsvolumens.

Am «schwarzen Montag» flossen rund 150 Milliarden an Mitteln in sogenannten Stablecoins. Die liquiden Mittel sind am Dienstag nun sogar weiter auf ein neues Rekordniveau von 165 Milliarden Franken angestiegen. Bei Stablecoins handelt es sich um Zahlungsmittel auf einer Blockchain wie Bitcoin oder Ether. Ihr Wert wird aber typischerweise an eine staatliche Währung gebunden. Anlegende halten Stablecoins, um in Kryptowährungen ein- oder auszusteigen.

Ein Niveau in Stablecoins gehaltenen liquiden Mittel von mehr als 150 Milliarden Dollar stand in den letzten vier Jahren immer am Anfang eines Kursaufschwungs beim Bitcoin, so Alder und meint: «Es ist unwahrscheinlich, dass sich daran etwas ändern wird».

Ein weiterer positiver Faktor ist die sogenannte «Hash-Rate» von Bitcoin, welche vor drei Wochen ein neues Allzeithoch erreichte. 

Allerdings reichen diese Faktoren im Moment noch nicht für eine nachhaltige Rally. Julio Moreno, Leiter Research bei CryptoQuant, verweist auf die Preisentwicklung des Bitcoins in den Jahren der Halbierung - sprich «Halving», welche in 2024 derjenigen von 2016 und 2020 sehr ähnlich sei. Wenn der Preis steigen sollte, dann im vierten Quartal, so der Krypto-Experte weiter. 

Thomas Daniel Marti
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