Die älteste Kryptowährung Bitcoin hat am 20. Januar kurz vor der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident mit 109'300 Dollar ein neues Allzeithoch erreicht. Am Donnerstag notiert der Bitcoin um 17 Uhr bei 102'200 Dollar. Die von cash.ch befragten Analysten und Strategen sind grundsätzlich positiv aufgestellt, sehen aber mehrheitlich eine weiterhin hohe Volatilität.
Aufgrund der hohen Schwankungen der Kryptowährungen - auch gerade im Vergleich zu anderen Anlageklassen - ist es weiterhin ratsam, gestaffelt ein- und auszusteigen. Diese «Rebalancing»-Strategie geht wie folgt: Steigt der Bitcoin im Kurs, so werden so viele Bitcoins verkauft, dass das Exposure wieder auf die definierte Gewichtung von zum Beispiel 2 Prozent zurückfällt. Sinkt der Bitcoin-Kurs dagegen und der Anteil im Portfolio fällt unter 2 Prozent, so werden Bitcoin hinzugekauft, bis wieder eine Gesamtallokation von 2 Prozent erreicht ist. Diesen Prozess wiederholt sich am Ende jeden Quartals. Damit kann gerade das Abwärtsrisiko minimiert werden. Das ist ganz wichtig. Ebenso ist von einem zu hohen Bitcoin-Anteil im Depot abzuraten.
Das sind die Kursziele und Einschätzungen der Experten für den Bitcoin und die Faktoren, auf welche Anlegerinnen und Anleger ein Augenmerk richten sollten:
Dominic Weibel, Head Research Bitcoin Suisse
«Basierend auf unseren Risikomodellen erwarten wir einen zyklischen Höhepunkt in zweiten oder vierten Quartal oberhalb der Marke von 180‘000 Dollar. Haupttreiber sind eine verbesserte makroökonomische Grosswetterlage, steigende institutionelle Nachfrage und die zunehmende Wahrnehmung als strategisches Reserven-Asset. Die Volatilität von Bitcoin wird voraussichtlich weiter abnehmen, meint Weibel von BItcoin Suisse. Dieser Rückgang werde katalysiert durch ETF-Strukturen, anhaltende institutionelle Zuflüsse und eine steigende Marktkapitalisierung, welche das Trägheitsmoment der Anlage erhöht. Zugleich generiert die Einbindung in traditionelle Portfolios Rebalancing-Effekte, welche kurzfristige Schwankungen abfedern. Auch Hedgefonds-Strategien, etwa im Bereich Arbitrage und Market-Making, glätten überschiessende Kursbewegungen zusätzlich und deuten auf eine weitere Annäherung von Bitcoin an klassische Anlageklassen hin.»
Adrian Fritz, 21Shares
«Trotz geopolitischer Unsicherheiten und wirtschaftlicher Herausforderungen gibt es zahlreiche positive Katalysatoren, die einen optimistischen Ausblick für Krypto im kommenden Jahr unterstützen. Wir erwarten einen starken Rückenwind für Bitcoin und die gesamte Anlageklasse im Jahr 2025 und prognostizieren, so dass Bitcoin die Marke von 150'000 Dollar erreichen könnte. Dieser optimistische Ausblick wird massgeblich von einer potenziellen krypto-freundlichen Politik unter einer Regierung von Donald Trump getragen. Sollte Trump sein Wahlversprechen umsetzen und die USA sogar eine strategische Bitcoin-Reserve einführen, könnte dies den Bitcoin-Preis noch höher treiben. Zusätzlich könnte die positive Haltung einer neuen US-Regierung gegenüber Krypto das Interesse institutioneller Anleger erheblich steigern. Eine solche Verschiebung hätte das Potenzial, Unternehmen und sogar Nationalstaaten dazu zu bewegen, Bitcoin in ihre Bilanzen aufzunehmen. Dies würde die Nachfrage nach Bitcoin nicht nur steigern, sondern auch dessen Rolle als legitimes und strategisches Anlageinstrument weiter festigen.»
Nick Pitto, Leiter Marketing Cryptoquant
«Der Bitcoin könnte im Jahr 2025 145'000 bis 249'000 Dollar erreichen. Angetrieben wird der Preisanstieg angesichts eines positiven regulatorischen Umfelds, einer lockeren Geldpolitik und zyklischer Muster ist davon auszugehen, dass auch 2025 weiterhin Kapital von rund 520 Milliarden Dollar in Bitcoin fliessen wird. Institutionelle Anleger, insbesondere Adressen mit 100 bis 1000 Bitcoin, treiben einen erheblichen Teil der Kapitalzuflüsse des Marktes an. Diese Adressen, zu denen Depotdienstleistungen für Institutionen und ETFs gehören, haben ihre Bestände im Jahr 2024 um 127 Milliarden US-Dollar erhöht, was auf das institutionelle Vertrauen in den langfristigen Wert von Bitcoin hindeutet. Positiv dürfte sich eine kryptofreundliche US-Regierung und eine günstige Geldpolitik auswirken. Ferner befinden wir uns im vierte Jahr des Zyklus, der historisch mit grossen Preisanstiegen verbunden war. Zu den Risiken zählen verzögerte Zinssenkungen oder ein möglicher 'Sell-the-News'-Effekt nach Trumps Amtsantritt.»
Viktor Serrieh, Leiter Business Development, Crypto Asset Management
«Bitcoin befindet sich aktuell, zusammen mit Tech-Aktien und anderen Kryptowährungen, auf einem hohen Bewertungsniveau, da die Märkte nach dem Wahlsieg von Präsident Donald Trump bereits einen Grossteil des sogenannten Makro Sommers eingepreist haben. Wir erwarten, dass das Top bereits im ersten Halbjahr 2025 erreicht wird. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in den ersten Anzeichen einer wieder steigenden Inflation, die sich in Vorlaufindikatoren oder an den Renditen langlaufender US-Staatsanleihen zeigt. Wir erwarten ein wirtschaftliches oder ein geopolitisches Event im Jahr 2025, welches den Wirtschaftszyklus in den Makro Herbst verschiebt. Diese Phase ist allgemein geprägt von einer fallenden Wirtschaftsaktivität und einer steigenden Inflation. Weil wir eher mit einer inflationären Rezession und einer potenziellen zweiten Inflationswelle für Ende 2025 bis ins Jahr 2026/2027 rechnen, könnten die geldpolitischen Massnahmen den Bitcoin nach einer starken Korrektur, die bis irgendwann Mitte 2025 eintreten sollte, tatsächlich wieder ansteigen lassen. Man muss jedoch beachten, dass Bitcoin in einem solchen Umfeld noch nie angestiegen ist. Allerdings muss man zugeben, dass sich das aktuelle makroökonomische Umfeld oder die geopolitische Lage mit den vergangenen Jahren nicht vergleichbar sind. Wenn sich Bitcoin im Zuge weiter steigender Verschuldung und damit zusammenhängender Inflation im Bewusstsein der Anleger noch stärker als Absicherung etabliert, ist es auch möglich, dass Bitcoin Ende 2025 höher notiert als heute.»
Dr. Nannette Hechler-Fayd’herbe, CIO Lombard Odier
«Wir geben keine Prognosen für den Bitcoin-Preis ab, weil wir die Faktoren, die seinen Wert beeinflussen, nicht überwachen können. Mittels technischer Analysen verfolgen wir indessen die Trends und das Momentum des Bitcoin-Preises. Bei einem Bitcoin-Preis unter 100’000 Dollar liegen die technischen Unterstützungsniveaus für einen fallenden Bitcoin-Kurs bei USD 88'740 und USD 78'705 Dollar; auf diesen Niveaus könnte sich der Markt stabilisieren. Oberhalb von 100’000 Dollar liegen die nächsten technischen Widerstände bei 102’145 Dollar und dann bei 106’975 Dollar. Bei diesen Schwellenwerten könnte der Markt eine Pause einlegen, um die Stärke der Nachfrage gegenüber dem Angebot bei steigenden Preisen zu testen. Der designierte US-Präsident Donald Trump hat Unterstützer der Kryptowährungen für wichtige Regierungsposten nominiert. Dies könnte zu vorteilhafteren institutionellen Rahmenbedingungen in den USA und einer breiteren Nutzung von Kryptowährungen für Zahlung und Abwicklung führen. Niedrigere Zinsen im Jahr 2025 dürften den Preisen ebenfalls zugutekommen. Ein günstiges Umfeld bedeutet aber nicht, dass es keine Volatilität mehr gibt und die Risiken gesunken sind. Anleger, die sich für Kryptowährungen entscheiden, sollten insbesondere auf deren Gewichtung im Portfolio achten, da Kryptowährungen das Risikogleichgewicht in einem Multi-Asset-Portfolio massiv verändern können.»
Stefan Höchle, Head Investment Strategy, Digital Asset Solutions
«Wir geben keine Preisziele ab, da wir keine Kristallkugel haben. Im Kontext der Gesamtmarktkapitalisierung aller Kryptowährungen erwarten wir eine Annäherung der 10 Billionen Dollar-Marke - derzeit beträgt diese 3,6 Billionen Dollar. In den kommenden Monaten stehen wichtige Katalysatoren bevor, die neben Bitcoin insbesondere den Altcoins zuspielen dürften. Bitcoin gibt in den früheren Phasen seiner Aufwärtszyklen stets den Ton an. Die alternativen Kryptowährungen, von denen Ethereum die grösste ist, holen erst später auf. Es ist aber durchaus möglich, dass einzelne Altcoins weiter hinterherhinken. Deshalb sind wir Befürworter eines diversifizierten Ansatzes, der das Risiko über dutzende von Assets streut. Diese Philosophie hat sich an den traditionellen Märkten bewährt und bringt auch in der Krypto-Welt Vorteile mit sich. Die Bitcoin-Volatilität dürfte leicht zurückgehen, aber auf ähnlichen Niveaus bleiben.»
Roman Przibylla, Leiter Investitionen, Maverix
«Der Bitcoin hat definitiv das Potenzial, am Ende des Jahres höher zu stehen als heute. Ob 2025 insgesamt ein gutes Jahr für Kryptowährungen wird, hängt jedoch von mehreren Faktoren ab, wie der regulatorischen Entwicklung, der Marktakzeptanz und den makroökonomischen Rahmenbedingungen. Die zunehmende Institutionalisierung zeigt, dass Kryptowährungen kein kurzfristiger Trend mehr sind, sondern eine langfristige Rolle in der Finanzwelt einnehmen könnten. Eine genaue Kursprognose für die nächsten 12 Monate ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt schwierig. Die Volatilität dagegen wird bestehen bleiben, insbesondere, wenn spekulative Erwartungen – etwa an mögliche regulatorische Lockerungen unter einer Trump-Regierung – nicht erfüllt werden können.»
Dominic Castley, Marketingleiter Sygnum Bank
«Aus regulatorischen Gründen können wir keine konkreten Zahlen nennen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Marktkapitalisierung von Bitcoin erheblich steigen könnte, wenn die Zentralbanken anfangen, Bitcoin als strategische Reserve zu kaufen. Sollte dies geschehen, würde Bitcoin in dieselbe Kategorie wie Gold fallen, und es ist wahrscheinlich, dass Unternehmenskassen, einschließlich derer großer Finanzinstitute und Unternehmen, diesem Beispiel folgen würden. Das begrenzte Umlaufangebot und die Reflexivität von Bitcoin machen diesen Trend noch wirkungsvoller. Sollte dies nicht geschehen, wird der Aufwärtstrend aufgrund der anhaltenden institutionellen Akzeptanz wahrscheinlich anhalten. Die Volatilität von Bitcoin muss mit größerer institutioneller Beteiligung, höherer Liquidität, größerer Marktgröße und der leichten Verfügbarkeit von Instrumenten zur Absicherung abnehmen. Das begrenzte im Umlauf befindliche Bitcoin-Angebot und das potenzielle Ausmaß institutioneller Zuteilungen werden jedoch wahrscheinlich periodische Nachfrageschocks auslösen, wobei die Reflexivität die Volatilitätsspitzen noch weiter verstärkt.»
1 Kommentar
Bitcoin sollte als die originale oder die dezentrale Haupt-Kryptowährung und nicht als die älteste Kryptowährung dargestellt werden! Ich denke, dass alle anderen Kryptos langfristig gegenüber BTC massiv an Wert verlieren werden. Diesen Trend sieht man ja schon lange...