Die Zinswende der grossen Notenbanken in diesem Jahr hat vor allem die US-Börsen in ungeahnte Höhen getrieben. Auf Jahressicht könnte der Dow Jones einen Gewinn von mehr als 13 Prozent einfahren. Der S&P 500 verbuchte einen Gewinn von gut 24 Prozent. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg fast 26 Prozent.

Auch der deutsche Leitindex verbuchte ein massives Plus von gut 22 Prozent. Der Swiss Market Index verbuchte dagegen einen Anstieg von bloss 4 Prozent.

2025 könnte den Börsen Gegenwind drohen, da mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus viele Unsicherheiten verbunden sind. Trump hatte im Wahlkampf unter anderem angekündigt, Einfuhrzölle drastisch zu erhöhen und Steuern für US-Unternehmen zu senken. Hier der Ausblick 2025 für Aktien, Obligationen und Devisen.

AKTIEN

Nach Einschätzung von Experten haben sich die Aussichten für Europas Unternehmen mit der erneuten Wahl von Trump eingetrübt. Ihre Wettbewerbsposition dürfte nicht nur unter höheren US-Zöllen leiden, sagt LBBW-Stratege Berndt Fernow. «Sie drohen auch, im sich verschärfenden Handelskonflikt zwischen den USA und China zwischen die Fronten zu geraten.» Die dadurch ausgelöste Unsicherheit dürfte an den europäischen Märkten für ein schwieriges erstes Halbjahr sorgen.

Anders ist die Situation dagegen an der Wall Street, da die US-Konzerne von möglichen Steuersenkungen und der Zollpolitik Trumps profitieren sollten. «Bei einer ,America First'-Politik fällt es schwer, US-Aktien auszulassen», meint Werner Krämer, Volkswirt bei Lazard Asset Management. Entsprechend sei der Ausblick für US-Aktien weiterhin sehr positiv, insbesondere für Small und Mid Caps. 

DOLLAR & EURO

Analysten gehen davon aus, dass Trumps Pläne zur Zoll- und Einwanderungspolitik die Inflation in die Höhe treiben. Die US-Notenbank Fed hätte damit 2025 weniger Spielraum, die Zinsen weiter in grossem Stil zu senken und der Dollar dürfte aufwerten. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte zuletzt bereits einen vorsichtigeren Lockerungskurs. LBBW-Analyst Dirk Chlench erwartet für Mitte 2025 die Parität von Euro und US-Dollar. Zuletzt war die Gemeinschaftswährung vor rund zwei Jahren unter die psychologisch wichtige Ein-Dollar-Marke gerutscht. Anders als die Fed dürfte die Europäische Zentralbank sehr wohl noch weiter deutlich an der Zinsschraube drehen und den Euro damit schwächen. Der Dollar-Index legte 2024 rund sechs Prozent zu.

OBLIGATIONEN

Die erwarteten Zinssenkungen der grossen Notenbanken dürften die Anleihenmärkte stützen, sagen die Experten von Allianz Global Investors. Zu möglichen Verwerfungen könnte es kommen, wenn die Inflation wieder aufflamme und Zinssenkungen erst später erfolgten. Anleger fürchten, dass die angekündigten Strafzölle die US-Teuerung 2025 wieder nach oben treiben könnte. Laut Hauke Siemssen von der Commerzbank dürften sich die zehnjährigen Bundrenditen 2025 in einer Spanne zwischen zwei und 2,5 Prozent bewegen – zuerst eher am unteren Ende der Spanne, danach höher. Denn: Steigen die Anleihenkurse, sinken die Renditen - und umgekehrt. 

GOLD

Sollten die Zinssenkungen durch die Fed 2025 ins Stocken geraten und der US-Dollar weiter aufwerten, dürfte Gold das Nachsehen haben. «Dieser Cocktail wird dem Markt nicht schmecken», konstatieren die Analysten der LBBW. Sie rechnen bis Ende 2025 damit, dass der Goldpreis auf 2400 Dollar je Feinunze zurückfällt. In den vergangenen Monaten ist er von Rekord zu Rekord geeilt - zeitweise bis auf 2790,15 Dollar. Das Plus summierte sich 2024 auf 27 Prozent. Geopolitische Risiken wie der Nahost-Konflikt oder der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wie auch die Zinswende der grossen Notenbanken liessen Investoren in Scharen bei Gold zugreifen.

ÖL

Der Ausblick für die Ölpreise ist bei vielen Fachleuten eher verhalten. Zweifel an einem nachhaltigen Konjunkturschub in China, eine erwartete Ausweitung der Ölförderung in den USA und der kräftige Anstieg des US-Dollars – der Öl ausserhalb des US-Währungsraums verteuert – könnten auch zum Jahresbeginn 2025 für Gegenwind bei den Ölnotierungen sorgen, prognostiziert Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Naomi Fink von Nikko Asset Management konstatiert ebenfalls: «Auch wenn die Nachfrage ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint, steigt das Angebot weiter an.» Sie geht davon aus, dass die Brent-Rohöl-Futures 2025 unter 70 US-Dollar pro Barrel fallen werden. Im 2024 hat sich das Nordseeöl Brent um mehr als fünf Prozent verbilligt. Einzelne Preisausbrüche gab es in den vergangenen Monaten dennoch: Im Frühjahr kostete Brent wegen der Furcht einer Eskalation des Nahost-Konflikts und damit verbundener Versorgungsängste zeitweise über 90 Dollar.

BITCOIN

Nachdem Bitcoin Anfang Dezember erstmals über die Marke von 100'000 Dollar gesprungen ist, sind die Aussichten der grössten Kryptowährung der Welt ungewiss. Ein Cocktail der Unsicherheit, bestehend aus Inflations- und Zinssorgen, belaste die Cyberdevise, sagte Experte Timo Emden. «Bitcoin und Co befinden sich im Klammergriff geldpolitischer Unwägbarkeiten.» Zugleich setzten Anleger weiter darauf, dass Trump strategische Bitcoin-Reserven einführt. Die Aussicht einer kryptofreundlichen Politik unter Trump sorgt seit Monaten für Rückenwind und hat die digitale Währung im 2024 um 114 Prozent nach oben getrieben. Allerdings ging es nicht immer nur aufwärts.

(Reuters)