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Rückblickend war die Freude der Leerverkäufer allerdings nicht von Dauer. Denn schon wieder kann der Hersteller von Nachahmermedikamenten mit einer Erfolgsmeldung aufwarten: Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA erteilt dem Augenmittel Enzeevu die Marktzulassung.
Kursentwicklung der Sandoz-Aktien seit dem Börsengang im Oktober letzten Jahres (Quelle: www.cash.ch)
Da überrascht es mich nicht, wenn Regeneron vor Gericht nichts unversucht lässt, um einen Markteintritt von Enzeevu so lange wie möglich hinauszuzögern. Noch ist deshalb unklar, wann genau Sandoz das Biosimilar auf den amerikanischen Markt bringt. Vontobel-Analyst Stefan Schneider geht noch in diesem Jahr von ersten Umsätzen mit Enzeevu aus. Er verweist auf die starke Stellung von Sandoz auf diesem Therapiegebiet, hat der Börsendebütant mit Cimerli doch bereits ein Biosimilar für das Eylea-Konkurrenzpräparat Lucentis auf dem Markt.
Mit jeder Erfolgsmeldung sitzen die Leerverkäufer bei Sandoz wieder etwas unsicherer im Sattel. Wie Erhebungen der New York Stock Exchange (NYSE) zeigen, liefen dort zuletzt noch Wetten im Umfang von knapp einer Million Aktien gegen den Hersteller von Nachahmermedikamenten. Das sind so wenig wie noch nie seit dem Börsengang vom Oktober letzten Jahres. Noch vor wenigen Monaten wurde in der Spitze mit mehr als dem Doppelten auf rückläufige Kurse spekuliert. Wie üppig die Wetten gegen die in der Schweiz gehandelten Aktien sind, ist mir nicht bekannt. Man muss jedoch kein Profi sein, um erahnen zu können, dass die Wetten angesichts der besseren Handelbarkeit der hiesigen Stücke umfangreicher sind.
Ich bin nun neugierig, ob es Sandoz gelingt, die Leerverkäufer sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks ganz in die Knie zu zwingen. Die produktseitigen Erfolge scheinen jedenfalls nicht abreissen zu wollen.
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Eigentlich sah alles danach aus, als ob der für die UBS tätige Analyst Rory McKenzie seine Verkaufsempfehlung für die dividendenstarken Aktien von Adecco unter positiven Vorzeichen überdenken wolle. Doch stattdessen setzt er bei seinem 12-Monats-Kursziel lieber gleich nochmals den dicken Korrekturstift an und kürzt dieses auf 25 (zuvor 30) Franken.
Der Analyst streicht seine Gewinnschätzungen um bis zu 18 Prozent zusammen. Seine neuen Annahmen liegen nun um mehr als 30 Prozent unter den durchschnittlichen Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken. Er begründet seinen Pessimismus damit, dass sich das Wirtschaftsumfeld in der zweiten Jahreshälfte eintrüben und die Stellenvermittler vor Herausforderungen stellen dürfte. Ausserdem ist ihm die vergleichsweise hohe Verschuldung nach der milliardenschweren Übernahme der französischen Akka Technologies ein Dorn im Auge.
Kursentwicklung der Aktien von Adecco seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Hauptattraktion der Valoren von Adecco ist und bleibt die hohe Dividendenrendite. Im Zuge der jüngsten Kursverluste ist letztere auf fast 9 Prozent (!!!) gestiegen. Und selbst der UBS-Analyst räumt ein, dass er in den nächsten Jahren nicht mit einer weniger grosszügigen Ausschüttungspolitik rechnet. Sprich: Eine Dividendenkürzung wird es vermutlich nicht geben.
In den vergangenen 25 Jahren boten Kurse von 30 Franken und tiefer allerdings stets günstige Einstiegsgelegenheiten. Anders als bei früheren Schwächephasen geht es dem Stellenvermittler heute um einiges besser. Ausserdem dürfte er auch weiterhin von Marktanteilsgewinnen profitieren. Aus dieser Überlegung heraus habe ich die Aktien von Adecco im Juli ausserplanmässig in die Liste meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2024 aufgenommen – wenn vorerst auch "nur" mit einer Gewichtung von 3 Prozent.
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