Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.
+++
Kürzlich berichtete ich, dass die Strategen der Deutschen Bank den europäischen Aktienmärkten neuerdings eine überdurchschnittliche Gewichtung in den Kundenportefeuilles einräumen. Ich bezeichnete diesen Schritt als mutig, setzen viele andere Banken stattdessen doch auf amerikanische Aktien – ganz nach dem Motto: «Stay with the winners».
Überraschend gut kommt im mir zugespielten Strategiepapier auch unser Swiss Market Index (SMI) weg. Die Autoren Maximilian Uleer, Carolin Raab und Francesca Mazzali sehen das hiesige Blue-Chip-Barometer bis Ende Dezember auf 13'300 Punkte steigen. Aus heutiger Sicht entspräche dies einem rechnerischen Aufwärtspotenzial von gut 13 Prozent. Die Dividenden gibt es obendrauf. Das bisherige Rekordhoch geht auf die ersten Januar-Tage 2022 zurück und steht bei knapp 13'000 Punkten.
War der hohe Anteil von Aktien aus der Gesundheitsindustrie denselben Strategen beim SMI im Oktober noch ein Dorn im Auge, finden sie mittlerweile aus genau diesem Grund Gefallen an diesem. Auch dass die Bewertung etwas über jener vieler anderer europäischer Aktienindizes liegt, scheint nicht mehr länger von Bedeutung.
So schnitt der SMI in den letzten drei Jahren ab (Quelle: www.cash.ch)
Interessant ist, dass das jetzige Jahresendziel für den SMI mit 13'300 Punkten nur unwesentlich unter jenem vom Oktober von 13'200 Zählern liegt. Allerdings notierte das Börsenbarometer damals einige hundert Punkte höher als zuletzt.
Konkrete Aktienempfehlungen für die Schweiz geben die Strategen übrigens nicht ab. Daraus, dass sie den Valoren von Unternehmen aus der Gesundheits- und Nahrungsmittelindustrie momentan den Vorzug geben, machen sie jedoch kein Geheimnis. Folglich müssten die hiesigen Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis eigentlich geradezu perfekt ins Beuteschema der deutschen Grossbank passen. Gemeinsam sind sie beim SMI für knapp die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich.
Die hauseigenen Analysten sind da um einiges zurückhaltender. Richard Sykes stuft die Aktien von Nestlé wie bis anhin nur mit «Hold» und einem Kursziel von 85 Franken ein. Ähnlich verhält es sich bei jenen von Novartis. Sein Abteilungskollege Emmanuel Papadakis stuft diese ebenfalls bloss mit «Hold» und einem Kursziel von 100 Franken ein. Bei den Genussscheinen von Roche rät er gar mit einem Kursziel von 250 Franken zum Verkauf. Überzeugung sieht anders aus...
Regelmässige Leserinnen und Leser wissen, dass die erste Januar-Woche viel über das ganze Börsenjahr verrät. Mehr dazu am Freitag in meiner Kolumne.
+++
Auch bei den Unternehmen aus der Schweiz nimmt die Jahresberichterstattung langsam Fahrt auf und sorgt bei den jeweiligen Aktien für viel Bewegung. Für die Valoren des Schokoladeherstellers Lindt&Sprüngli ging es am gestrigen Dienstag steil nach oben, für jene des Risikokapitalspezialisten Partners Group heute Mittwoch hingegen nach unten. Wenn sich jetzt schon etwas mit grosser Wahrscheinlichkeit sagen lässt, dann dass die anstehenden Zahlenkränze nicht nur uns Wirtschaftsjournalisten, sondern auch die Anlegerinnen und Anleger auf Trab halten dürften.
Aus aktuellem Anlass hat die britische Barclays eine Liste von Aktien zusammengestellt, welche trotz steigenden Gewinnerwartungen zuletzt zur Schwäche neigten. Diese Liste umfasst nicht weniger als 45 Valoren von «A» wie Acciona bis «V» wie Veolia. Mit Barry Callebaut, Logitech und Sulzer treffe ich dabei auf gerade einmal drei Unternehmen aus der Schweiz.
Die Valoren von Barry Callebaut stehen schon seit Monaten unter Druck (Quelle: www.cash.ch)
Die Valoren von Barry Callebaut und Logitech werden von den hauseigenen Analysten mit «Overweight» und Kurszielen von 1750 und 81 Franken zum Kauf angepriesen. Jene von Sulzer werden bei der Grossbank hingegen nicht offiziell mitverfolgt.
Auch auf der Liste von Aktien, welche trotz rückläufiger Gewinnerwartungen zuletzt zur Stärke neigten, ist die Schweiz mit Flughafen Zürich, Georg Fischer und Swiss Prime Site vertreten. Allerdings ist die besagte Liste mit 22 Namen um einiges kürzer. Das lässt tief blicken...
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |
4 Kommentare
wenn es die Amis wirklich schaffen den Krieg in der Ukraine bis ca. Juni zu beenden, dann könnte es gut passieren, auch weil viele Schweizer Aktien (nicht Nestle, Roche etc) extrem tief bewertet sind. Aber dass der SMI über 13'000 Punkte steigt, braucht es natürlich diese drei Schwergewichte.
Was die Ukraine betrifft, ist es nicht nur eine Frage des Beendens des Krieges, sondern v.a. auch wie er beendet wird. Wenn Putin seine Ziele erreicht und an der Macht bleibt, ändert sich die Bedrohungslage in Europa nicht zum Guten. Entsprechen werden wir wachsende Verteidigungsbudgets und damit einhergehend wachsende Verschuldung sehen. Beides wird mittelfristig negative Effekte auf die Volkswirtschaften haben.
Dann kommt die Frage nach der Trumpschen Wirtschafts- und Zollpolitik. Von dem, was er bisher angekündet hat, darf man mit negativen Auswirkungen auf den Schweizer Export rechnen. Zumindest als erste Reaktion, bis der (Real-)Markt sich angepasst hat.
Der SPI ist relativ zu anderen Indizes defensiv, was ihn in stürmischen Zeiten schützt. Das heisst aber nicht, dass wir damit in die Gewinnzone kommen, sondern nur, dass wir relativ besser performane als andere Indizes.
Mein Kommentar betrifft "Plutos". Er schreibt!
Wenn Putin seine Ziele erreicht und an der Macht bleibt, ändert sich die Bedrohungslage in Europa nicht zum Guten.
Die Bedrohungslage unserer Welt inkl. Europe hängt viel mehr von den Entscheidungen in Washington ab als von Mr. Putin. Bs. Jugo-Krieg in Europa etc. In den letzten 100 Jahren haben sich die USA in mehr Konflikte eingemischt als fast die ganze Weltgemeinschaft zusammen. Und jetzt soll Panama, Dänemark/Grönland und Kanada die Rechnung bekommen und unterjocht werden. Und wer ist für all die "Wirtschaft Kriege", Boykotte und Sanktionen auch oft gegen die Schweiz verantwortlich. Ich glaube nicht Mr. Putin.
Das ist völlig richtig - ohne höhere Kurse bei den der Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis geht es nicht. Hoffen wir, der neuen US-Regierung gelingt es, ein Ende des Kriegs in der Ukraine oder zumindest einen dauerhaften Waffenstillstand auszuhandeln. Jetzt mal völlig unabhängig von den Auswirkungen auf die Finanzmärkte...