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Als ich am frühen heutigen Mittwoch den neusten Kommentar aus der Feder von Mathieu Racheter von der Bank Julius Bär las, da staunte ich nicht schlecht: Denn darin rät der Leiter der Schweizer Aktien-Analyse erstmals wieder zum Kauf von heimischen Aktien.
Seine Schlüsselbotschaft: Während die Schwergewichte mit ihren defensiven Qualitäten auf der einen Seite für eine gewisse Stabilität sorgen, lasse sich gerade mit den Aktien mittelgrosser Unternehmen auf der anderen Seite an einer Aufhellung der Wachstumsaussichten in Europa teilhaben.
Auch dass die im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Unternehmen durchschnittlich nahezu einen Drittel ihres Umsatzes in den USA erzielen, scheint Racheter vor dem Hintergrund möglicher Handelshemmnisse nicht sonderlich zu beunruhigen – selbst wenn das im europäischen Vergleich einem absoluten Spitzenwert gleichkommt. Der Nahrungsmittelmulti Nestlé etwa profitiere von grossen Produktionsstätten vor Ort und Richemont verfüge über eine starke Preisgestaltungsmacht. Diese erlaube es dem Luxusgüterhersteller, mögliche Strafzölle auf die Kundschaft zu überwälzen. Bei den beiden Pharmagiganten Roche und Novartis ist die Situation hingegen schwieriger abzuschätzen, wenn man Racheter Glauben schenken will. Doch wenn es nach ihm geht, sollten die Folgen des politischen Kurswechsels unter der neuen Regierung in Washington für die beiden Basler Unternehmen verkraftbar sein.
Ausgerechnet das als "träge" verschrieene Schwergewicht Roche führt seit Januar die SMI-Gewinnerliste an (Quelle: www.cash.ch)
Da die Aktien mittelgrosser Unternehmen aus der Schweiz im langjährigen Vergleich besser als der Weltaktienindex abschneiden und auch die hiesigen Schwergewichte in Sachen Kursbilanz in den Schatten stellen, setzt man bei der Bank Julius Bär vorwiegend auf dieses Titelsegment. Namentlich Erwähnung finden übrigens die Valoren von Georg Fischer («Buy» mit einem Kursziel von 82 Franken, aktuell 69 Franken), Lindt&Sprüngli («Buy» mit einem Kursziel von 133'000 Franken, aktuell 119'000 Franken), Partners Group («Buy» mit einem Kursziel von 1600 Franken, aktuell 1330 Franken), Sika («Buy» mit einem Kursziel von 290 Franken, aktuell 226 Franken) und Sunrise Communications («Buy» mit einem Kursziel von 50 Franken, aktuell 41 Franken).
Ein scheuer Blick auf die Indexprognosen der Zürcher Bank zeigt allerdings, dass es sich bei all den positiven Worten wohl nicht um eine Kaufempfehlung für den Schweizer Aktienmarkt handelt – oder wenn, dann bloss um eine halbherzige. Offiziell sieht man den SMI bis in drei Monaten nämlich nur bei 13'075 Punkten stehen. Und auch das Zwölf-Monats-Ziel von 13'500 Zählern liegt nur unwesentlich über dem erst vor wenigen Tagen erreichten Spitzenwert von 13'200 Punkten.
Zur Erinnerung: Erst Ende November stuften Racheter und seine Abteilungskollegen den SMI von «Overweight» auf «Neutral» herunter. Dieser Schritt überraschte damals, hatte man bei der Zürcher Bank dem heimischen Aktienmarkt zuvor doch stets ein überdurchschnittliches Gewicht in den Kundenportefeuilles eingeräumt.
Entwicklung des SMI mit Dividendenkorrektur (SMIC) über die letzten Monate (Quelle: www.cash.ch)
Selbst in einem nur wenige Tage zuvor erschienenen Strategiepapier war das besagte Börsenbarometer noch mit «Overweight» eingestuft worden. Mir nicht bekannt ist, ob die Indexprognosen der Autoren noch immer ihre Gültigkeit haben.
Ich begegnete der Herunterstufung mit folgenden Worten:
...und weiter...
Seit diesen Zeilen konnte der SMI mit Dividenden-Korrektur (SMIC) um mehr als zwölf Prozent zulegen, während sich die Total-Return-Version des amerikanischen S&P 500 Index in Franken betrachtet noch immer in etwa auf dem Stand von Ende November bewegt. Dennoch lautet das Anlageurteil der Zürcher Bank für den Schweizer Aktienmarkt auch heute noch «Neutral». Überzeugung sieht für mich anders aus.
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1 Kommentar
Was einmal mehr zeigt, dass man für seine Anlageentscheide besser auf sich selber vertrauen soll, als auf Bank-„Experten“.
Ich mache es so:
1. Idee haben. Es braucht pro Jahr nicht viele solche.
2. Erst anschliessend entsprechende Bankempfehlungen lesen. Teilen sie meine Einschätzungen, dann ist Vorsicht geboten. Haben diese eine gegenteilige Meinung, dann ist das oft ein zuverlässiger Kontraindikator zugunsten meiner Idee. Sagen sie nichts dazu, dann sind die Erfolgsaussichten oft eher mittelmässig.