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Den Aktionärinnen und Aktionären von Adecco werden Nerven so stark wie Stahlseile abverlangt. Kursausschläge von fünf Prozent und mehr sind momentan an der Tagesordnung – und das erst noch in unmittelbarer Nähe zu den langjährigen Tiefstständen.
Selbst die attraktiv hohe Dividendenrendite von fast 9 Prozent wusste vergangene Woche nicht zu verhindern, dass die Valoren des Stellenvermittlers für vorsichtige Gewinnvorgaben des Rivalen Manpower mit schmerzhaften Kursverlusten abgestraft wurden.
Das wiederum ruft nun den für die Zürcher Kantonalbank tätigen Gian Marco Werro auf den Plan. Er rechnet zwar vor, dass die Amerikaner die Gewinnerwartungen im Schlussquartal um nicht weniger als 25 Prozent verfehlen dürften. Die Kursverluste bei den Aktien von Adecco hält er dennoch für völlig übertrieben. Alleine schon aufgrund des Sparprogramms sei die Ausgangslage bei den Schweizern eine ganz andere, wie Werro schreibt. Er preist die Valoren deshalb wie bis anhin mit «Übergewichten» zum Kauf an.
Kursentwicklung der Adecco-Aktien im mehrjährigen Vergleich (Quelle: www.cash.ch)
Erst vor wenigen Tagen sorgte der Analyst mit einer 29 Seiten starken Unternehmensstudie für Aufsehen. Darin veranschlagte er einen fairen Wert von 40 (zuvor 44) Franken für die Valoren des Stellenvermittlers. Seines Erachtens hat der neue Firmenchef Denis Machuel bisher Wort gehalten und zuvor verlorene Marktanteile zurückgewonnen. Gleichzeitig konnten die Kosten deutlich gesenkt und in Nordamerika die Gewinnschwelle erreicht werden.
In Erwartung einer Belebung bei der Cash-Flow-Generierung ab der laufenden zweiten Jahreshälfte und bis weit ins kommende Jahr hinein sieht Werro das Unternehmen an der hohen Dividende festhalten und trotzdem gleichzeitig die Bilanz stärken.
Den Aktionärinnen und Aktionären von Adecco dürften mit Blick auf die Quartalsergebnisveröffentlichung vom 5. November auch weiterhin starke Nerven abverlangt werden. Wertvolle Erkenntnisse auf dem Weg dorthin erhoffe ich mir vom Zahlenkranz des niederländischen Rivalen Randstad von morgen Dienstag. Auch diese werden die Kurse bewegen – und eventuell sogar für die dritte Wortmeldung des ZKB-Analysten innerhalb weniger Tage sorgen...
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Früher wetteiferten der Aktienhandel der Credit Suisse und jener der UBS gegenseitig um möglichst lukrative taktische Kaufempfehlungen. Doch seit der Rettung und der Integration der kleineren der beiden Grossbanken durch ihre langjährige Erzrivalin gilt strikte «Unité de Doctrine». Mit anderen Worten: Die taktischen Aktienempfehlungen wurden auf ein und dieselbe Linie gebracht.
Bis vor wenigen Tagen hatten die beiden Grossbanken sogar drei taktische Kaufempfehlungen ausstehend. Jene für die Aktien des Mischkonzerns Bucher wurde mit einem überblickbaren Gewinn von zwei Prozent vorzeitig wieder geschlossen.
Die Aktien von Bucher sind für die UBS nicht länger ein taktischer Kauf (Quelle: www.cash.ch)
Dieser Schritt überrascht insofern, als dass der hauseigene Analyst Sebastian Vogel in seinem mir vorliegenden Kommentar von einer weiteren leichten Belebung beim Vorlaufindikator für die europäische Landwirtschaft berichtet. Er stuft die Aktien des Mischkonzerns zwar auch weiterhin mit «Buy» und einem 12-Monats-Kursziel von 411 Franken ein. Seines Erachtens nimmt das Kurs- und Bewertungsniveau allerdings schon heute eine Belebung sowohl in diesem Geschäftszweig als auch in allen anderen vorweg. Überzeugung sieht in der Tat anders aus...
Den Valoren von Clariant traut man übrigens einen Vorstoss in die Kursregion von 13,84 bis 14,21 Franken zu. Die Reissleine ziehen sollten Anlegerinnen und Anleger bei einem Rücksetzer in die Kursspanne von 11,03 bis 10,87 Franken. Bei jenen von Inficon liegt die Zielregion bei Kursen zwischen 1377,70 und 1436,70 Franken. Die Empfehlungen überdenken will man bei einem Rücksetzer in die Kursregion von 1054,25 bis 1018,30 Franken.
Beide Aktien werden auch von den hauseigenen Analysten zum Kauf angepriesen – und zwar mit 12-Monats-Kurszielen von 16 beziehungsweise 1445 Franken.
Ich bin nun gespannt, ob schon bald neue taktische Kaufempfehlungen aus den Handelsräumen von UBS und Credit Suisse eingehen. Falls nicht – oder sollten die verbleibenden Empfehlungen weiter ausgedünnt werden – könnte das andeuten, dass die Verantwortlichen vorderhand von schwächer
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5 Kommentare
Adecco hat weiterhin eine wichtige Funktion für KMU's sowie in Fachspezialistenmärkten.
News of it's death are premature.
Unter 30 ein klarer Kauf.
Muss grad etwas schmunzeln: Adecco war unter 60 ein klarer Kauf, dann unter 50, dann unter 40, jetzt unter 30. :-) Adecco ist seit 10 Jahren auf dem absteigenden Ast, mit zwischenzeitlichen Erholungen die mehr dem Markt als Adecco als Unternehmen zuzuschreiben sind. Die tiefere Ursache dafür ist aber die Branche an sich, die einfach aus der Zeit gefallen ist.
Habe im 2001 50% mit der Adecco verloren und sofort verkauft. Mit dem Restbetrag Apple gekauft. Gott sei Dank.
Adecco ist nichts wert!
Ich hab mit adecco schon ein paar mal gewonnen. Kommt immer drauf an wann man kauft. Nichts wert ist ein unternehmen mit 9% dividende garantiert nicht
Die klassischen Stellenvermittler sind Fossile des letzten Jahrhunderts. Sie liefern weder Unternehmen noch Kandidaten/innen eine Wertschöpfung. Die meisten Stellenvermittler kennen das Geschäft und die Stelle nicht, für die sie rekrutieren, können also weder sinnvoll Auskunft geben noch eine gute Vorselektion treffen. Nur um Leute temporär extern anzustellen, werden Stellenvermitteler heute auch nicht mehr gebraucht, das geht günstiger über Payroller. In Zeiten von Employer Branding Unternehmen lieber direkt, da sie über Stellenvermittler kein Profil im Arbeitsmarkt aufbauen können. Last but not least sind viele klassische Stellenvermittler in der Digitalisierung noch überhaupt nicht angekommen - abschreckend sowohl für Unternehmen als auch für Bewerbende.
Kurzum: So, wie die klassischen Stellenvermittler aufgestellt sind, sind sie ein Auslaufmodell. Ändern oder sterben heisst die Devise.