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Als börsengehandeltes Unternehmen darf man sich nie auf der sicheren Seite wähnen. Diese Erfahrung musste in den letzten Tagen auch der Vermögensverwalter GAM machen.

Seit sich der RBR Strategic Fund als Aktionär zu erkennen gegeben hat, ist nichts mehr wie es einmal war. Zwar kontrolliert der für seine aktive Einflussnahme berüchtigte Hedgefonds eigenen Angaben zufolge nur 2,1 Prozent der Stimmen. Angeblich versucht der RBR Strategic Fund nun aber, weitere Grossaktionäre ins Boot zu holen (siehe auch Kolumne vom 28. Februar).

Wie sehr der Vermögensverwalter GAM mit dem Rücken zur Wand steht, lässt die heute versendete Medienmitteilung erahnen. Denn obwohl der bereinigte Reingewinn im Jahresvergleich um mehr als 40 Prozent eingebrochen ist, wird der Generalversammlung erneut eine Dividende von 0,65 Franken je Aktie vorgeschlagen.

Ein Teil der Ausschüttung geht damit zu Lasten der Substanz, genauso wie das angekündigte Aktienrückkaufprogramm. Auch mit dem Rücktritt des für seine hohen Bezüge in die Schlagzeilen geratenen Verwaltungsratspräsidenten Johannes De Gier versucht das Unternehmen die Aktionäre versöhnlich zu stimmen.

Wie mir Händler berichten, sind in den letzten Tagen Trittbrettfahrer auf die Aktien von GAM aufgesprungen. Auch der ausgerechnet vom ehemaligen Mutterhaus Julius Bär ausgegebene Call-Warrant GAMGJB scheint es den Spekulanten sichtlich angetan zu haben. Der RBR Strategic Fund könnte bei GAM ähnliche Pläne wie bei der Gategroup schmieden, so heisst es. Erst im letzten Jahr verkaufte sich das Cateringunternehmen unter Druck aus dem Aktionariat an den chinesischen Mischkonzern HNA.

Kursverlauf der GAM-Aktien (rot) im Vergleich mit dem Call-Warrant GAMGJB (grün) (Quelle: www.cash.ch).

In einer mit GAM vergleichbaren Situation findet sich Leonteq wieder. Auch der einst frenetisch an der Börse gefeierte Anbieter strukturierter Produkte ist bloss noch ein Schatten seiner selbst. Nachdem der Konzerngewinn im letzten Jahr um satte 75 Prozent eingebrochen ist, müssen die Aktionäre auf eine Dividende verzichten.

Zu viel für den Grossaktionär Veraison, der kurzum die Reissleine zog und sich mit Verlust von seinem Aktienpaket verabschiedete. Nachdem sich der ebenfalls für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen bekannte Vermögensverwalter die Finger an Leonteq verbrannt hat, dürften andere Finanzinvestoren gewarnt sein.

Nach dem Ausstieg bei Leonteq ist Veraison noch an Ascom, Calida, Goldbach, Komax, Mikron und Orell Füssli beteiligt. Gestern nach Börsenschluss wurde bekannt, dass der Vermögensverwalter bei Meyer Burger seine im letzten Sommer erworbenen Wandelanleihen wieder veräussert hat. Damit verfügt Veraison wieder die notwendigen finanziellen Mittel für neue Beteiligungsnahmen.

Als mögliches Ziel nennen Händler Aryzta. Im Zuge einer genauso überraschenden wie einschneidenden Gewinnwarnung ist der Backwarenhersteller an der Börse in Ungnade gefallen. Seine Aktien sind heute knapp 30 Prozent weniger wert als noch Mitte Januar.

Dass seit der Gewinnwarnung rege Handelsaktivitäten im Call-Warrant ARYBBZ zu verzeichnen sind, heizt die Spekulationen rund um einen Einstieg eines Aktionärsaktivisten weiter an (siehe Kolumne vom 6. Februar). Dass sich ein ausländischer Finanzinvestor bei Aryzta einkauft, gilt in Branchenkreisen allerdings als wahrscheinlicher als ein Einstieg durch Veraison.

Kursverlauf der Aryzta-Aktien (rot) im Vergleich mit dem Call-Warrant ARYBBZ (grün) (Quelle: www.cash.ch).

Ebenfalls auf der Hut sein muss Nestlé.Gerade die amerikanische Nahrungsmittelindustrie ist fest in der Hand dortiger Finanzinvestoren. Der gescheiterte Vorstoss von Kraft Heinz beim britisch-niederländischen Rivalen Unilever lässt jedenfalls aufhorchen.

Fakt ist: Auch bei Nestlé liessen sich mit einer Reihe gezielter Massnahmen innerhalb nützlicher Frist umfassende Aktionärswerte schaffen. Lässt sich der neue Konzernchef Mark Schneider zu viel Zeit, läuft er Gefahr, dass am Hauptsitz in Vevey Finanzinvestoren anklopfen. Selbst eine Unternehmensaufspaltung wäre dann wohl kein Tabuthema mehr (siehe Kolumne vom 16. Januar).

Alleine schon der Konglomerat-Charakter macht Georg Fischer zu einem nicht uninteressanten Ziel für Aktionärsaktivisten. Vor wenigen Jahren biss mit Giorgio Behr jedoch schon einmal ein bekannter Financier beim traditionsreichen Industriekonzern aus Schaffhausen auf Granit. Die statutarische Stimmrechtsbeschränkung von 5 Prozent ist eine Hürde, die es für einen Finanzinvestor zuerst zu nehmen gilt.

Anders präsentiert sich die Situation beim Berner Gesundheitskonzern Galenica. Die Anhaltspunkte für einen baldigen Vollzug der geplanten Unternehmensaufspaltung verdichten sich. Dass sich die Galenica-Aktionäre Martin Ebner und Remo Stoffel entweder auf Galenica Santé oder Vifor Pharma konzentrieren und ihren Einfluss weiter festigen werden, gilt als wahrscheinlich.

Grundsätzlich kommen hierzulande vor allem Unternehmen in Frage, welche sich in einem Umbauprozess oder im Turnaround befinden. Dazu zählt auch Panalpina. Wie der seit heute bekannte Jahresabschluss und der Ausblick zeigen, stellt der Transportkonzern aus Basel die Geduld der Aktionäre einmal mehr auf die Probe. Gut möglich, dass die beiden Finanzinvestoren Cevian Capital und Artisan Partners die Konzernführung verstärkt unter Druck setzen. Gerade bei Panalpina zeigt sich, dass auch einflussnehmende Aktionäre keine Erfolgsgaranten sind. Trittbrettfahrer seien deshalb gewarnt...
 

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