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Anfang August kletterte der Swiss Performance Index (SPI) vorübergehend auf 9670 Punkte und damit auf den höchsten Stand in der Geschichte. Nun ist das breit gefasste Börsenbarometer jedoch um knapp 10 Prozent zurückgefallen und die Bilanz seit Anfang Jahr negativ.

Einige Aktien hat es sogar noch schlimmer erwischt - die Aktionäre von LafargeHolcim und Swatch Group wissen, wovon ich schreibe. Alleine seit April hat sich der Börsenwert des neu entstandenen Weltmarktführers für Zement nahezu halbiert. Seit Ende Dezember beträgt das Minus immerhin noch 23 Prozent. Bei den hiesigen Grossunternehmen hat nur der in Neuenburg beheimatete Uhrenhersteller einen noch grösseren Kurszerfall von 33 Prozent zu beklagen. Zur Freude der zahlreichen Leerverkäufer, denn gegen keine andere Schweizer Firma wird derart heftig spekuliert (siehe Kolumne vom 31. August).

Doch längst nicht bei allen Unternehmen sitzen die Leerverkäufer so fest im Sattel wie bei der Swatch Group. Eine Handvoll Aktien klettert noch immer von einem Rekord zum nächsten.

Allen voran jene von Galenica. Anleger müssen heute knapp 70 Prozent mehr für die Papiere des Berner Pharmakonzerns bezahlen als noch Anfang Jahr. Noch bis vor wenigen Monaten liefen umfangreiche Wetten gegen das Unternehmen. Nach einem deutlich besser als erwarteten Zahlenkranz für die erste Jahreshälfte warfen die Leerverkäufer reihenweise das Handtuch.

Sich ins Fäustchen lachen dürfte Martin Ebner, seines Zeichens Grossaktionär bei Galenica. Über die BZ Bank und seine Beteiligungsgesellschaft Patinex halten der Financier und seine Ehefrau kollektiv 16,4 Prozent am Pharmakonzern.

Ebner gilt denn auch als treibende Kraft hinter der in den nächsten Jahren geplanten Aufspaltung in die beiden Geschäftseinheiten Vifor Pharma und Galenica Santé. Seit einer cleveren Vertriebspartnerschaft mit Roche für das Eisenpräparat Mircera werden die Ertragsaussichten der Einheit Vifor Pharma in Analystenkreisen deutlich optimistischer beurteilt als bisweilen.

Die Chancen stehen gut, dass Galenica mit der Aufspaltung noch einmal Aktionärswerte schaffen wird. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 und einem Verhältnis vom Unternehmenswert zum operativen Gewinn (EBITDA) von 14 sind die Aktien dennoch kein Schnäppchen mehr. Zudem beträgt die Dividendenrendite mittlerweile magere 1,5 Prozent.

In Rekordlaune befinden sich auch die Valoren von Temenos. Erst gestern kletterten diese auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte. Der Grund: Erst vor wenigen Tagen sprach Vontobel eine aggressive Kaufempfehlung aus – und das nicht zum ersten Mal. In Erwartung, dass Temenos zum führenden Anbieter von Bankensoftware aufsteigt, erhöhte der für die Zürcher Traditionsbank tätige Experte sein Kursziel auf 52 (47) Franken. Damit trat Vontobel eine Mischung aus Anlage- und Deckungskäufen los.

Nach der Finanzkrise der Jahre 2007/09 hatte das in Genf beheimatete Unternehmen mit einer Auftragsflaute zu kämpfen. Diese scheint nun überwunden. Diesen Anschein erwecken zumindest die jüngste Erhöhung der firmeneigenen Jahresprognosen sowie ein neuer Grossauftrag von Nordea.

Allerdings dürfte die Geschäftsentwicklung von Temenos auch in Zukunft starken Schwankungen unterliegen. Ausserdem muss das Unternehmen den Beweis antreten, dass weitere Grossaufträge nach dem Vorbild von Nordea folgen werden. Alleine schon aufgrund der stolzen Bewertung stehen die Firmenverantwortlichen am Hauptsitz in Genf in der Beweispflicht. Nachdem die Aktien alleine seit Mitte Jahr um gut 35 Prozent zugelegt haben, errechnet sich für das nächste Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27 sowie ein Verhältnis vom Unternehmenswert zum operativen Gewinn (EBITDA) von 16. Und das selbst auf Basis der optimistischen Annahmen von Vontobel.

Seit einem überraschend guten Halbjahresergebnis und einer Erhöhung des diesjährigen Margenziels zählen auch die Valoren des Milchverarbeiters Emmi zu den Überfliegern am Schweizer Aktienmarkt. Margendruck im Heimmarkt Schweiz konnte das Unternehmen zuletzt mit einem starken Wachstum im Ausland auffangen. Bei diesem machen Branchenkenner nun weiteres Margenverbesserungspotenzial aus.

Emmi hat in den letzten Jahren vieles richtig gemacht. Nun erhält das Unternehmen endlich die verdienten Lorbeeren dafür. Auf Basis der nächstjährigen Gewinnschätzungen errechnet sich zwar ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 sowie ein Verhältnis von Unternehmenswert zum operativen Gewinn (EBITDA) von 8. Beide Kennzahlen liegen damit um bis zu 50 Prozent über dem Durchschnitt vergangener Tage. Dennoch spricht einiges für weiterhin steigende Kurse.

Einziges Haar in der Suppe: Erst am Dienstag trennte sich ein Verwaltungsrat von Aktien im Gegenwert von knapp 700000 Franken. Seit Anfang September summieren sich die ansonsten vorwiegend aus dem Wohlfahrtsfonds des Unternehmens stammenden Aktienverkäufe auf 2,5 Millionen Franken. Nach einem Anstieg seit Mitte Juli um 50 Prozent ist das aber verständlich.

In einer beneidenswerten Form befindet sich Kardex. Schon seit Monaten zeigt die Kursentwicklung steil nach oben. Bei institutionellen Anlegern gelten die Aktien des Anbieters von Logistiksystemen als unterschätzte Substanzperle mit einer attraktiv hohen Dividendenrendite. Daran sollte sich aufgrund der hohen Nettobarmittel aus heutiger Sicht nicht viel ändern.

Obwohl die Aktien für das kommende Jahr mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 und einem Verhältnis vom Unternehmenswert zum operativen Gewinn (EBITDA) von 11 bewertet werden, wird Kardex derzeit als ein heisser Kandidat für eine Übernahme aus dem Ausland gehandelt. Doch auch ohne diese Übernahmefantasien hat das Unternehmen für Anleger durchaus seinen Reiz - obschon der Börsenwert heute knapp 60 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr liegt.

An dieser Stelle möchte ich noch kurz auf zwei in den letzten Tagen eingetroffenen Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX zu sprechen kommen. Zum einen hat sich der Camox Master Fund mit 3,01 Prozent bei u-blox eingekauft und zum anderen hat sich die Fondsgesellschaft der UBS mit 3 Prozent an Santhera beteiligt. Beide Aktien zählen hierzulande zu den Modeaktien, sind in den vergangenen Wochen aber deutlich von ihren zuvor erklommenen Rekordständen zurückgefallen.

Das wiederum lässt darauf schliessen, dass Anleger besser fahren, wenn sie beliebten Aktien nicht allzusehr hinterher eilen. Mit anderen Worten: Vor dem Einstieg im Zweifelsfall besser Rückschläge abwarten.
 

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