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Die gute Nachricht zuerst: Die Namenaktien von ABB haben den Kurseinbruch von Mitte Januar endlich wieder wettgemacht. Jubelstimmung dürfte bei den Aktionären trotzdem nicht aufkommen. Denn nicht nur der breit gefasste Swiss Performance Index, auch die Papiere vergleichbarer Rivalen haben in dieser Zeit deutlich besser abgeschnitten.

Noch desillusionierender ist die Tatsache, dass sich die vergangenen fünf Jahre aus Aktionärssicht als Nullsummenspiel erwiesen haben. Und das selbst unter Berücksichtigung der jeweils recht grosszügigen Dividenden.

Am Dienstag in einer Woche wird das in Zürich beheimatete Traditionsunternehmen das Resultat für das zurückliegende erste Quartal vorlegen. Ungünstige Verschiebungen im Wechselkursgefüge und die mässige Investitionsbereitschaft bei den Grosskunden aus der Öl- und Gasindustrie lassen einmal mehr einen durchzogenen Zahlenkranz erwarten.

Nach von Umstrukturierungen und mehreren Kosteneinsparungswellen geprägten Jahren dürfte die Geduld der Aktionäre langsam aber sicher am Ende sein. Viele von ihnen hatten sich nach dem überraschenden Rücktritt von CEO Joe Hogan eine grundlegende strategische Neuausrichtung erhofft. Eine solche blieb unter seinem Nachfolger Ulrich Spiesshofer bislang allerdings aus. Wie mir berichtet wird, herrscht diesbezüglich zunehmend Unzufriedenheit.

Öl ins Feuer giesst der Leiter der Aktienanalyse von Nordea. In einem aktuellen Interview mit der schwedischen Wirtschaftszeitung "Dagens Industri" begeht der viel beachtete Experte einen Tabubruch. Er schliesst nicht aus, dass ABB in einem Zeithorizont von zwei bis drei Jahren in mehrere kleinere Einzelbereiche zerschlagen wird, sollten die in der Vergangenheit eingeführten Kosteneinsparungsmassnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Der Chefanalyst nennt triftige Gründe, die für eine solche Zerschlagung sprechen. Die beiden Kernbereiche Strominfrastruktur und Automation würden eigenen und weitestgehend voneinander unabhängigen Nachfragezyklen unterliegen, so sagt er. Das sei eine enorme Belastung für die Unternehmenskultur und stelle ABB bei der Vergabe von Kapital und Ressourcen innerhalb des Konzerns vor grosse Herausforderungen.

Die Diskussion rund um eine Zerschlagung von ABB ist nicht neu. Schon in der Vergangenheit wurden Forderungen aus dem Aktionariat laut, das Sorgenkind Energietechnik abzuspalten oder mit den ähnlich ausgerichteten Geschäftsaktivitäten eines Rivalen zu verschmelzen. Doch auch unter Ulrich Spiesshofer macht das Unternehmen bislang keine Anstalten, solche Vorschläge auch nur ansatzweise zu prüfen.

Vermutlich nimmt der Druck auf die Entscheidungsträger weiter zu. Aufgrund des stark fragmentierten Aktionariats ist das allerdings gar nicht so einfach. Mit Abstand grösster Aktionär ist Investor AB, die dem Publikum geöffnete Beteiligungsgesellschaft der schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg mit einem Stimmenanteil von gut 8 Prozent. Ansonsten hält nur noch der grosse amerikanische Vermögensverwalter BlackRrock eine Beteiligung über dem meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent.

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Auch bei den Aktionären von Syngenta dürfte Katerstimmung herrschen. Das lässt zumindest der ziemlich ernüchternde Quartalsumsatz vermuten. Der Basler Agrarchemiehersteller erlitt im Jahresvergleich einen Umsatzeinbruch um 14 Prozent und verfehlte damit die Erwartungen um immerhin gut 10 Prozent.

Die Reaktionen aus der Analystengemeinde reichten von überraschten, über enttäuschte bis hin zu kritischen Worten. Nicht vorenthalten möchte ich meinen Leserinnen und Lesern den Kommentar des für Helvea tätigen Verfassers. Darin bezeichnet dieser die Umsatzentwicklung der ersten drei Monate als "ein Desaster".

Selbst unter Ausklammerung der sehr negativen Währungsverschiebungen sei der Umsatz der in den letzten Jahren verschmolzenen Geschäftsbereiche Saatgut und Pflanzenschutz um gerade mal 1 Prozent gewachsen. Die im Jahresvergleich um 7 Prozent tieferen Absatzvolumen hätten nur dank Preiserhöhungen im Umfang von 8 Prozent aufgefangen werden können.

Der vorliegende Zahlenkranz werfe die Frage auf, ob Syngenta mit dem integrierten Geschäftsmodell nicht sogar gescheitert sei, so schreibt der Experte. Er schliesst nicht aus, dass sich feindlich gesinnte Finanzinvestoren bei den Baslern einnisten und grössere strategische oder personelle Veränderungen herbeiführen könnten.

Ähnlich wie bei ABB warten auch die Aktionäre von Syngenta schon eine ganze Weile auf einen strategischen Befreiungsschlag. Ich plädiere an dieser Stelle einmal mehr für eine Annäherung ans amerikanische Partnerunternehmen DuPont. Eine solche bietet sich geradezu an, würde dadurch doch die Abhängigkeit vom stark umkämpften und recht unstetigen Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln verringert. Von den umfangreichen Synergien zwischen den beiden Firmen gar nicht erst zu sprechen...

 

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