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Wurden noch vor wenigen Wochen in der Spitze knapp 560 Franken für die Aktien von Lonza bezahlt, waren es zuletzt keine 520 Franken mehr. Dass den Aktionärinnen und Aktionäre des Pharmazulieferers deswegen Tränen der Verzweiflung in die Augen schiessen, ist dennoch sehr unwahrscheinlich. Denn mit einem Kursplus von rund 45 Prozent seit Januar führt das Vorzeigeunternehmen aus Basel beim Swiss Market Index (SMI) die diesjährige Gewinnerliste auch weiterhin unangefochten an.

Dennoch tritt Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär nun auf die Bremse. Der Charttechnikexperte verbannt die Valoren des diesjährigen SMI-Gewinners aus seinem "Swiss Equities Portfolio" und nimmt auf der Titelposition die aufgelaufenen Gewinne – immerhin etwas mehr als 33 Prozent - mit. Auch die Partizipationsscheine von Schindler müssen Platz machen. Erklärungen warum und weshalb gibt es keine. Neu ins Musterportfolio werden die die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova sowie jene der Versicherungsgruppe Baloise aufgenommen.

Höhenflug der Lonza-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Auch nach den Anpassungen umfasst das "Swiss Equities Portfolio" 19 Aktien von "A" wie ABB über "H" wie Holcim und "S" wie Sandoz bis hin zu "V" wie VAT Group. Mit einem Plus von 7,4 Prozent seit Januar konnte Pocinci mit seinen Empfehlungen zuletzt Boden auf den um 10,5 Prozent höheren Gesamtmarkt gutmachen.

Was Lonza anbetrifft, so muss ich eingestehen, dass sich der Zwischenbericht fürs erste Quartal nicht als der erhoffte Kurstreiber erweist. Rückblickend ist der Start ins neue Jahr etwas enttäuschend, selbst wenn die Erklärungen des Unternehmens für die verhaltene Geschäftsentwicklung durchaus plausibel erscheinen. Zumindest dürfte die Diskussion rund um eine mögliche Erhöhung der diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben damit wohl vom Tisch sein.

Womöglich haben die Aktien des Pharmazulieferers aus Basel auch deshalb zuletzt an Schwung eingebüsst. Wie der Kauf der ehemaligen Genentech-Produktionsstätte im kalifornischen Vacaville vom März oder die Verpflichtung des Siegfried-Chefs Wolfgang Wienand zum Konzernchef nur wenige Wochen später zeigen, ist das Unternehmen aber immer für positive Überraschungen gut. Ich bin neugierig, ob es mit ähnlichen Nachrichten nachlegen kann.

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Am vergangenen Donnerstag gaben die Solaraktien ein Lebenszeichen von sich. In einem eindringlichen Appell forderte der chinesische Solarverband die ihm angeschlossenen Unternehmen auf, den ruinösen Preiskampf einzustellen. Prompt schossen die Kurse des börsengehandelten Fonds von Invesco für Solaraktien alleine an diesem Tag um knapp 7 Prozent nach oben. Die Aktienkurse chinesischer Anbieter wie Trina oder GCL legten sogar prozentual zweistellig zu.

Auf die Valoren von Meyer Burger wollten diese Neuigkeiten allerdings partout nicht abfärben. Und das, obwohl der ruinöse Preiskampf das Solarunternehmen aus dem bernischen Gwatt sogar zu einer Produktionsverlagerung nach Übersee zwingt. Entsprechende Anstrengungen sind im Gange.

Aktienkursentwicklung bei Meyer Burger über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Nicht nur an der Börse – auch in Branchenkreisen begegnet man dem Appell des chinesischen Solarverbands denn auch mit viel Skepsis. Es sei dies der Versuch, dem politischen Vorstoss in Brüssel hin zu Importzöllen auf Billigimporten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Lange Rede, kurzer Sinn: So eindringlich der Appell, so sehr könnte sich dieser rückblickend als blosses Lippenbekenntnis erweisen.

Dass die Aktien von Meyer Burger keinen grossen Wank machten, dürfte auch damit zu tun haben, dass sich nicht eben wenige Leerverkäufer im Zuge der letzten Kapitalerhöhung aus ihren Wetten gegen das Solarunternehmen und dessen Valoren zurückgezogen haben. Auf der Rangliste der Beratungsfirma S&P Global der zehn am häufigsten leerverkauften Aktien erscheint Meyer Burger jedenfalls nicht mehr...

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