Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Das Gold verlangte den Investoren im vergangenen Jahr einiges an Geduld und guten Nerven ab. Entgegen anders lautender Prophezeiungen liess eine Wiederaufnahme der Talfahrt in den ersten Wochen des neuen Jahres auf sich warten.

Eigentlich müssten sich die Baissiers ihrer Sache sicher sein. Denn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Wochen weiter aufgehellt. Und auch der schleichende Anstieg bei den längerfristigen Zinsen spricht derzeit eigentlich gegen das Edelmetall.

Nach dem Entscheid der US-Notenbank vom Dezember, das Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken zu drosseln, von einem geldpolitischen Kurswechsel der US-Notenbank zu sprechen, wäre allerdings verwegen. Schliesslich erwirbt letztere noch immer Monat für Monat Schuldtitel im Gegenwert von 75 Milliarden Dollar, weshalb die Bilanzsumme der US-Notenbank die magische Zahl von 4000 Milliarden Dollar mittlerweile durchschritten haben dürfte. Und auch wenn das Rückkaufprogramm über die kommenden Monate weiter reduziert werden sollte: Ein geldpolitischer Kurswechsel sieht anders aus.

Dass bei den Baissiers eine gewisse Nervosität zu verspüren ist, kommt deshalb nicht von ungefähr. Umso mehr, als dass sich Edelmetallstrategen in einer von der London Bullion Market Association (LBMA) durchgeführten Umfrage so negativ äusserten wie seit dem Jahr 2002 nicht mehr. Für das laufende Jahr gehen die Befragten von einem Durchschnittspreis für die Gold-Unze von 1219 Dollar aus. Dabei liegt die optimistischste Schätzung bei 1480 Dollar, die pessimistischste hingegen bei gerademal 950 Dollar. Die Umfrageteilnehmer begründeten ihre grundsätzlich vorsichtige Haltung mit dem in Zukunft wohl festeren Dollar, dem geringen Inflationsdruck sowie mit dem drohenden Überangebot.

Ich wage an dieser Stelle mal wieder einen Blick auf die Preisentwicklung der Gold-Unze. Seit das Edelmetall Ende Dezember in die Nähe der letztjährigen Jahrestiefststände gefallen ist, hat es spürbar Auftrieb. In die Nähe deshalb, weil die Tiefststände vom Juni vergangenen Jahres um wenige Dollar nicht mehr erreicht wurden. Und solange die letztjährigen Jahrestiefststände bei 1180 Dollar je Unze nicht mehr unterschritten werden, zeichnet sich immer mehr ein sogenannter «doppelter Boden» ab.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gold-Unze aus dem Abwärtstrend der vergangenen 14 Monate nach oben ausbrechen kann, hat damit zugenommen. Die Oberseite dieses Trends verläuft aktuell bei 1260 Dollar. Gelingt dem Edelmetall der Ausbruch aus dem Abwärtstrend, ist über die kommenden Wochen mit einem Vorstoss in die Region von 1350 Dollar, wenn nicht sogar in jene von 1430 Dollar die Unze zu rechnen.

Auch die Goldminenaktien sorgen erstmals seit Monaten für positive Divergenzen. Nach einem «doppelten Boden» zeichnet sich beim amerikanischen Gold- und Silberminenindex eine kontinuierliche Erholung ab. In der Vergangenheit erwies sich dieser Index als zuverlässiger Frühindikator für das Gold.

Gelingt dem Edelmetall bei 1255 Dollar der Ausbruch aus seinem Abwärtstrend, bieten sich für kurzfristig orientierte Anleger meines Erachtens erste Einstiegsgelegenheiten.

***

Auf Antrag der Schweizerischen Nationalbank beschloss der Bundesrat gestern eine Verdoppelung des antizyklischen Kapitalpuffers. Diese verpflichtet die Banken, ausgegebene Hypothekarkredite über die ohnehin vorgeschriebenen Reserven hinaus mit zusätzlichen Eigenmitteln von 2 Prozent zu unterlegen.

Mit diesem zweiten Schritt zur Beruhigung des hiesigen Wohnimmobilienmarktes innerhalb eines Jahres müssen die Banken ihre Eigenmittelbasis um schätzungsweise 3 Milliarden Franken verstärken.

Einem Kommentar aus dem Aktienhandel der MainFirst Bank entnehme ich, dass der Verfasser die Auswirkungen der zusätzlichen Eigenmittelunterlegung für die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse für vernachlässigbar hält. Zum einen komme der gestrige Vorstoss nicht völlig überraschend, habe die Schweizerische Nationalbank doch immer wieder ihr Unbehagen zur Situation am Immobilienmarkt zum Ausdruck gebracht. Und zum anderen treffe er vor allem die im Hypothekargeschäft starken Regionalbanken.

Von den betroffenen Bankinstituten deckt die MainFirst Bank nur gerade die Valiant Holding sowie die Banque Cantonale Vaudoise ab. Der Verfasser des Kommentars macht bei diesen beiden Unternehmen einen zusätzlichen Eigenkapitalbedarf von 70 bis 100 Millionen Franken aus. Nach eigener Einschätzung mache letzterer keine Kapitalerhöhung notwendig, und auch mit Auswirkungen auf die Dividendenpolitik sei nicht zu rechnen. In Bezug auf die Dividende zeigt sich der Experte bei der Banque Cantonale Vaudoise allerdings zuversichtlicher als bei der Valiant Holding.

Inwiefern andere Kantonal- und Regionalbanken vom gestern bekannt gewordenen Entscheid des Bundesrats betroffen sind, lässt sich nur erahnen. Allerdings wussten sich die Aktien sämtlicher hierzulande gehandelter Banken nach dem Entscheid zu behaupten. Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, kam zu keiner Zeit Verkaufsdruck auf.

***

In meiner gestrigen Kolumne griff ich einen skeptischen Kommentar von JP Morgan zu ABB auf. Unmittelbar nach der Gewinnwarnung schrieb der für das amerikanische Bankinstitut tätige Experte, dass die Geschäftsentwicklung nicht nur im Bereich der Energietechniksysteme hinter den Markterwartungen zurückgeblieben sei. Nach mehreren Kontakten mit den Firmenverantwortlichen relativiert er diese Aussage allerdings.

In den anderen Geschäftsfeldern sei die Entwicklung zumindest nahe an die Markterwartungen herangekommen, so der Experte. Mit den Gewinnschätzungen bleibt man bei JP Morgan dennoch unter den jeweiligen Konsensschätzungen, was sich auch im «Neutral» lautenden Anlageurteil sowie im Kursziel von 23 Franken widerspiegelt.

Ich bleibe bei meiner vorerst vorsichtigen Haltung für die Papiere, wartet auf CEO Ulrich Spiesshofer gerade in den spätzyklischen Geschäftsbereichen doch noch immer eine ganze Menge Arbeit.