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Am späten Freitagnachmittag liessen aus London eintreffende Übernahmespekulationen die Namenaktien von Sonova vorübergehend um 2,7 Prozent in die Höhe schiessen. Bis Börsenschluss wechselten knapp eine Million Titel die Hand, was dem dreifachen durchschnittlichen Tagesvolumen entspricht. Wie die Spekulationen umgehen, hat der in Stäfa beheimatete Hörgerätehersteller die amerikanische Investmentbank J.P. Morgan mit "der Prüfung strategischer Alternativen" beauftragt.

Das heisst im übertragenen Sinn so viel wie: Das Unternehmen hat Wind von einem potenziellen Käufer bekommen und bildet nun entweder ein Abwehrdispositiv oder aber es sucht nach weiteren Interessenten oder einem sogenannten "weissen Ritter", um einen möglichst guten Preis für die Aktionäre zu erzielen.

Im selben Atemzug mit den Übernahmespekulationen ist denn auch zu hören, dass der Verwaltungsrat mindestens 180 Franken je Aktie fordere. Zu Gerüchten und Spekulationen äussere man sich nicht, lässt man mich bei Sonova auf Anfrage wissen.

Was kaum jemand weiss: Diese Gerüchte tragen dieselbe Handschrift wie jene bei Basilea. Dort kursierten in den letzten Wochen ebenfalls ominöse Berichte rund um eine feindliche Übernahme durch einen grossen ausländischen Pharmakonzern.

Wie bei den Baslern waren am Freitag auch bei Sonova auffällige Derivatkäufe zu beobachten. Das Interesse galt den beiden Call-Warrants SSOJB und SOOUD. Etwas haben diese Derivate gemeinsam: Beide verfallen schon Mitte nächsten Monat wertlos, sollte der Aktienkurs nicht weiter nach oben klettern.

Solche Aktivitäten waren vor gut einer Woche auch bei den beiden Derivaten BSLUC und BSLWB auf die Namenaktien von Basilea auszumachen. Spätestens seit der am Freitag bekanntgewordenen Beteiligungsreduktion von 14,9 auf 9,7 Prozent durch den Grossaktionär HBM Healthcare (siehe Kolumne von gestern) sind berechtigte Zweifel an den jüngsten Übernahmespekulationen angebracht.

Es macht den Anschein, als habe das Ganze System. Jemand sucht sich Aktien von Unternehmen, die als potenzielle Übernahmeziele gelten. Laufen gegen diese wie bei Sonova umfangreiche Wetten, dann umso besser (Baisse-Engagements derzeit bei rund 4 Prozent aller ausstehenden Aktien). Dieser Jemand kauft sich dann bei "aus dem Geld" liegenden Call-Warrants ein und streut nun gezielt Gerüchte im Markt, um den Kurs des Basiswerts zu treiben. Zündet er damit ein Kursfeuerwerk, nutzt er dieses wieder zum Ausstieg.

Dass nun ausgerechnet Sonova ins Zentrum von Übernahmespekulationen rückt, kommt nicht von ungefähr. Erst vor wenigen Tagen gab der Firmengründer Andy Rihs bekannt, dass er sich aus Altersgründen nicht mehr für eine Wiederwahl in den Verwaltungsrat aufstellen lässt. Rihs hält mittlerweile noch ein Aktienpaket im Umfang von 4,8 Prozent. Gut möglich, dass der Firmengründer ganz aussteigen möchte.

Anders als Basilea ist Sonova als Weltmarktführer im Bereich von Hörgeräten allerdings bestens für einen Alleingang gerüstet. Noch hat sich der Vorstoss in den Markt für Hörimplantate zwar für das Unternehmen nicht ausbezahlt. Stummer Zeuge ist der eher schwache Zahlenkranz für das Fiskaljahr 2014/15. Dennoch halte ich einen Verkauf des Unternehmens ins Ausland für ziemlich unwahrscheinlich.

Sollte sich herausstellen, dass die seit Freitag herumgereichten Übernahmespekulationen falsch sind, ist die Schweizer Börse SIX gefordert. Denn das hiesse wiederum, dass gezielt versucht wurde, den Aktienkurs von Sonova zu treiben. Zumindest sollten die Handelsaktivitäten von vergangener Woche etwas genauer unter die Lupe genommen werden.

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In den letzten Tagen meldeten gleich mehrere der "Kategorie 2" angehörende Schweizer Banken eine Einigung im Steuerstreit mit den USA, darunter Société Générale Private Banking oder die Schweizer Tochter der Landesbank Baden-Württemberg.

Von den geleisteten Vergleichszahlungen werden bei der Berenberg Bank positive Rückschlüsse auf EFG International gezogen. Die dafür in der Vergangenheit zurückgestellten 10,8 Millionen Franken seien aus heutiger Sicht ausreichend, so entnehme ich dem mir zugespielten Kommentar. Sollte sich das Unternehmen schon bald mit den amerikanischen Behörden einigen, falle ein wichtiger Unsicherheitsfaktor weg. Bei der Berenberg Bank gelten die Aktien weiterhin als Schlüsselkaufempfehlung.

Auch bei der Mainfirst Bank heisst es, EFG International stehe unmittelbar vor einer Einigung im Steuerstreit mit den USA. Eine solche werde zu einer signifikanten Neubewertung der mit "Outperform" und einem Kursziel von 15 Franken empfohlenen Aktien führen, so der verantwortliche Experte.

Nach dem Kursrückschlag der vergangenen Wochen sehe auch ich Raum für ein kleineres Kursfeuerwerk, sollte der Vergleich im Rahmen der getätigten Rückstellungen liegen.
 

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