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Als die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Morgen des 15. Januars 2015 überraschend die Aufgabe des Euro-Mindestkurses bekanntgab, spielten sich teils tumultartige Szenen ab. Vom Entscheid eiskalt auf dem falschen Fuss erwischt, sah sich ein Gros der Marktakteure zum Kauf von Franken gegen Euro gezwungen. Zeitweise wurde die europäische Einheitswährung zu weniger als 80 Rappen gehandelt, bevor sich das Währungspaar in der Nähe der Parität von eins-zu-eins einpendelte.
Auch der Dollar musste gegenüber dem Franken kräftig Federn lassen - mit nicht weniger verheerenden Folgen für den Schweizer Aktienmarkt. Wenige Minuten nachdem unsere Währungshüter kapitulierten, sackte der Swiss Market Index (SMI) auf unter 8000 Punkte ab - nur um dann immerhin noch um 9 Prozent tiefer aus dem Handel zu gehen.
Einzig die Währungsstrategen der amerikanischen Investmentbank J.P. Morgan waren an diesem Morgen auf der sicheren Seite. In weiser Vorahnung sicherten sie die eigenen Euro-Franken-Bestände sowie die ihrer Anlagekunden über Put-Optionen ab.
Das einzige, was noch an diesen Tag vor vier Jahren erinnert, sind die negativen Einlagezinsen für die hiesigen Geschäftsbanken - nebst der aufgeblähten Bilanz der SNB.
Allen Unkenrufen zum Trotz erfreut sich die Schweizer Exportwirtschaft bester Gesundheit. Und selbst Unternehmen mit einem hohen Umsatzanteil im Ausland bei gleichzeitig hohen in Franken anfallenden Kosten haben über die Jahre gelernt, mit dem starken Franken zu leben.
Obwohl der SMI in den letzten zwei Wochen Boden gutmachen konnte, steht er gerademal einige wenige Prozent höher als heute vor vier Jahren. Das wiederum entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Und als ob das nicht schon genug wäre, wähnt Christopher Potts von Kepler Cheuvreux die Aktienmärkte vor einem weiteren Rückschlag. Der bekannte Aktienstratege befürchtet, dass die Talsohle mit den Tiefstständen vom Dezember noch immer nicht erreicht ist.
Für Potts steht fest: Wenn die Unternehmen in den nächsten Wochen ihre Jahresergebnisse vorlegen, werden viele von ihnen gezwungen sein, die Erwartungen an das laufende Jahr zu dämpfen. Auch die Aktienanalysten sieht der Stratege den dicken Rotstift ansetzen.
Am Schweizer Aktienmarkt bot sich den Anlegern in den letzten Tagen ein erster Vorgeschmack auf das, was noch drohen könnte. Die einschneidenden Gewinnschätzungsreduktionen von UBS und Goldman Sachs für den Sanitärtechnikkonzern Geberit oder jene von Vontobel und UBS für Julius Bär lassen jedenfalls nichts Gutes erahnen.
Potts hält deshalb an seiner taktischen Barmittelquote von 10 Prozent fest und setzt wie bis anhin auf die defensiven Aktien aus der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie wie etwa Roche, Nestlé oder Novartis. Da liegt es geradezu auf der Hand, dass er dem Schweizer Aktienmarkt ein grösseres Gewicht in den Wertschriftenportfolios einräumt. Jeden fünften Kundenfranken investiert der Stratege in Aktien aus der Schweiz.
Mit dieser durchaus nachvollziehbaren Empfehlung steht Potts ziemlich alleine da. Andere Berufskollegen - darunter jene bei so mächtigen Rivalen wie Morgan Stanley oder der Credit Suisse - machen noch immer einen grossen Bogen um unseren Heimmarkt.
Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir von der heute vor einer Woche angelaufenen Unternehmensberichterstattung für das vierte Quartal. Dabei gilt mein Interesse weniger den Zahlenkränzen selbst, als vielmehr den Aussagen zum Tagesgeschäft, der Kostenentwicklung sowie den diesjährigen Aussichten.
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