Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.
+++
Seit Wochen kennen die Aktien von Logitech gefühlt nur eine Richtung: Die nach oben. Am gestrigen Mittwoch erklommen die Papiere des Peripheriegeräteherstellers aus Lausanne bei knapp 59 Franken ein neues Rekordhoch, nachdem der Rivale Turtle Beach seine Umsatzprognosen kräftig erhöht hatte. Neuerdings geht der kalifornische Hersteller von Gaming-Zubehör im laufenden Quartal von einem Umsatz zwischen 74 und 77 Millionen Dollar aus. Das sind - dank Homeoffice und Ausgangssperre - rund 80 Prozent mehr, als ursprünglich angenommen. Da liegt es nahe, dass sich Gaming-Zubehör zuletzt auch bei Logitech wie heisse Semmeln verkaufte.
Man kann es den hiesigen Marktakteuren deshalb nicht verübeln, wenn sie eins und eins zusammenzählen und die Papiere von Logitech mit Vorschusslorbeeren überhäufen. Immerhin haben sich die Papiere seit Mitte März fast im Kurs verdoppelt.
Selbst die optimistisch gestimmten Experten kommen mit ihren Kurszielen kaum noch hinterher – egal ob Vontobel-Analyst Michael Foeth (Kursziel 57 Franken), Asiya Merchant von der Citigroup (Kursziel 60 Dollar) oder der für die Credit Suisse tätige Serge Rotzer (Kursziel 57 Franken). Sie alle müssen sich nun überlegen: Erhöhe ich zum wiederholten Mal das Kursziel? Und falls ja: Rechtfertigt dieses auch weiterhin eine Kaufempfehlung?
Seit Wochen reiht sich bei den Logitech-Aktien ein Rekordhoch ans nächste (Quelle: www.cash.ch)
Diese beiden Fragen bereits für sich beantwortet hat der Vontobel-Analyst. Er veranschlagt neuerdings sogar ein Kursziel von 65 Franken und sieht in der geplanten Einführung von Angaben zur Klimabelastung der einzelnen Produkte auf der Verpackung ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Der eigentliche Grund für das höhere Kursziel ist allerdings, dass Foeth eine geringere Risikoprämie in sein Bewertungsmodell einfliessen lässt.
Sein Abteilungskollege Mark Diethelm ist hingegen bei den Aktien der ehemaligen Schindler-Tochter Also zum Handeln gezwungen, nachdem diese im Zuge einer Kaufempfehlung durch Baader-Helvea auf 230 Franken vorstossen konnten. Diethelm erhöht sein Kursziel auf 260 (215) Franken, obwohl er seine Gewinnerwartungen nur am Rande überarbeitet. Auch hier ist das höhere Kursziel vor allem eine Folge von technischen Anpassungen im Bewertungsmodell.
Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy hat hingegen seine liebe Mühe, mit den Aktien von Givaudan schritthalten zu können. Nur wenige Wochen, nachdem er das Kursziel auf 3300 (zuvor 2900) Franken nachzog, muss er schon wieder über die Bücher. Neuerdings errechnet der Vontobel-Analyst sogar ein Kursziel von 3600 Franken. Die Krise spiele dem Aromen- und Duftstoffhersteller aus Genf über strengere Hygiene- und Sicherheitsvorschriften in die Hände, so schreibt er – und bekräftigt seine Kaufempfehlung. Ob Bertschy nicht nur das Kursziel, sondern auch die Gewinnschätzungen erhöht, geht nicht aus dem mir zugespielten Kommentar hervor.
Zur Erinnerung: Vontobel war es, die im März als eine der ersten Banken überhaupt über ihr gesamtes Schweizer Anlageuniversum hinweg die Gewinnschätzungen und Kursziele zusammenstrich, um den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie Rechnung zu tagen. Wir sprechen hier von nicht weniger als 108 betroffenen Aktien.
Allerdings überarbeitet die Zürcher Bank zumindest ihre Kursziele vermehrt wieder unter positiven Vorzeichen. Damit befindet sie sich übrigens in guter Gesellschaft. Kürzlich schrieb ich in diesem Zusammenhang:
Wenn der Kurs einiger Börsenüberflieger mit einem Tempo steigt, dass selbst die optimistischsten Analysten mit ihren Kurszielen nicht mehr hinterher kommen, lässt das tief blicken. Solange den höheren Kurszielen nicht auch höhere Gewinnschätzungen zugrunde liegen, bleibe ich skeptisch. Das Jonglieren mit tieferen durchschnittlichen Kapitalkosten, Eigenkapitalkosten oder anderen Risikokomponenten im Bewertungsmodell mag ja durchaus eine Daseinsberechtigung haben. Letztendlich entscheidet aber immer noch die Gewinnkraft eines Unternehmens über dessen Börsenwert – selbst wenn aufgrund der "Politik des billigen Geldes" nichts mehr ist, wie es mal war...
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |