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Der Schweizer Aktienmarkt ist fest in angelsächsischer Hand. Mächtige Investoren wie der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock entscheiden mitunter darüber, in welche Richtung sich die Kurse hierzulande bewegen.

Nahezu täglich gehen bei der Börsenbetreiberin SIX Beteiligungsmeldungen ein, weil Blackrock bei einem oder gleich mehreren Unternehmen meldepflichtige Schwellenwerte über- oder unterschritten hat.

Allerdings liegen diesen Beteiligungsveränderungen nur in den seltensten Fällen auch wirklich Titelkäufe oder –verkäufe zugrunde. Meist entsteht die Meldepflicht aufgrund von Wertpapierleihgeschäften. Die Amerikaner versuchen mit solchen Geschäften zusätzliche Erträge zu generieren.

In den letzten Tagen kursierten im hiesigen Berufshandel Spekulationen, wonach Blackrock im Zuge der jüngsten politischen Entwicklungen die europäischen Aktienbestände neu ausgerichtet habe.

Beteiligungsmeldungen an die SIX scheinen diese Vermutungen nun bestätigen zu wollen. So entgeht dem geübten Auge nicht, dass sich die Amerikaner beim Sensorenhersteller AMS zuletzt von Aktien getrennt haben. Neuerdings kontrollieren sie noch 2,97 Prozent der Stimmen, 2,86 Prozent in Form von Aktien. Die Differenz lässt sich mit Derivatgeschäften erklären.

Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, gingen bei AMS und anderen Zulieferern des amerikanischen Kultunternehmens Apple im Hinblick auf die Einführung der kommenden Gerätegeneration des Verkaufsschlagers iPhone zwar früher als gewohnt Bestellungen ein. Allerdings habe man sich von der Bestellmenge rückblickend mehr erhofft, so heisst es weiter.

Auch bei Geberit dünnte Blackrock die Beteiligung aus. Dabei fiel der Stimmenanteil von 5,09 auf 4,94 Prozent. Über die Beweggründe für diese Beteiligungsreduktion lässt sich bloss mutmassen. Womöglich ist den Amerikanern die hohe Abhängigkeit des Sanitärtechnikkonzerns vom umliegenden Europa ein Dorn im Auge. Der erstarkte Franken schlägt sich bei Geberit negativ in der Gewinnentwicklung nieder.

Kursentwicklung der Aktien von AMS (rot) und Geberit (grün) über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Im Gegenzug kaufte Blackrock bei der UBS kräftig Aktien zu. Der Stimmenanteil liegt neu bei 5,25 Prozent. Mich würde nicht überraschen, wenn der weltgrösste Vermögensverwalter im grossen Stil aus anderen europäischen Bankaktien in jene der Schweizer Grossbank umgeschichtet hätte.

Doch auch wenn die UBS als gut kapitalisiert und vergleichsweise risikoarm gilt, wusste sie in den vergangenen zwei Quartalen im Kerngeschäft Wealth Management nicht so recht zu überzeugen.

Die Beteiligungserhöhung von Blackrock von 4,36 auf zuletzt 5,34 Prozent bei Temenos steht hingegen im Zusammenhang mit dem Einzug des Genfer Bankensoftwareherstellers in die vielbeachteten Aktienindizes von MSCI.

Bei diesen Beteiligungsveränderungen handelt es sich vermutlich bloss um die berühmt-berüchtigte Spitze des Eisbergs. Vermutlich gehen bei der Börsenbetreiberin SIX schon in den kommenden Tagen weitere Beteiligungsmeldungen aufgrund von Beteiligungsumschichtungen durch Blackrock ein (siehe auch "Wer warf am Mittwoch grösse Aktienblöcke auf den Markt?" vom 24. Mai).

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Ypsomed und die Familie Michel sind eng verbunden. Während Firmengründer Willy Michel beim Hersteller von Injektionssystemen aus Burgdorf als Präsident die Fäden im Verwaltungsrat in den Händen hält, führt sein Sohn Simon die Geschäfte.

Mit einem Stimmenanteil von 72,4 Prozent ist die Dominanz der Familie Michel auch im Aktionariat geradezu erdrückend. Seit Jahren bewirtschaftet Firmengründer Willy Michel dieses Aktienpaket so aktiv, wie das bei keinem anderen börsenkotierten Unternehmen aus der Schweiz auch nur annähernd der Fall ist.

Wie die letzten Monate zeigen, ist diese Beteiligungsbewirtschaftung jedoch nicht ganz unproblematisch.

Zwischen Mitte Januar und Anfang Februar trennte sich ein Mitglieder des Verwaltungsrats von insgesamt 40'000 Aktien im Gegenwert von 7,05 Millionen Franken. Zeitnah warfen ein oder mehrere Mitglieder des Verwaltungsrats einer nahestehenden juristischen Person weitere 90'000 Aktien auf den Markt und lösten damit fast 16 Millionen Franken. In beiden Fällen dürfte die Gründerfamilie die Fäden gezogen haben, wie am Markt spekuliert wird.

Nur wenige Wochen später kolportierte die "Finanz & Wirtschaft" Spekulationen, wonach Ypsomed mit einer Gewinnwarnung an die Finanzgemeinde herantreten werde. Das Unternehmen selbst gab sich kleinlaut, räumte aber noch am selben Tag ein, dass im Geschäftsjahr 2019/20 mit einem vorübergehenden Gewinnrückgang zu rechnen sei.

Als Ypsomed vor zwei Wochen den Zahlenkranz für das Geschäftsjahr 2017/18 vorlegte, wartete das Unternehmen gleichzeitig mit ziemlich ernüchternden Zielvorgaben für die nächsten zwei Jahre auf.

Kursentwicklung der Ypsomed-Aktien seit Anfang Janr (Quelle: www.cash.ch)

Wurden für die Aktien von Ypsomed in der zweiten Januar-Hälfte noch 165 Franken oder mehr bezahlt, fiel ihr Kurs gestern kurzum in die Nähe von 125 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren.

Seit wenigen Tagen sind ein oder mehrere Mitglieder des Verwaltungsrats nun wieder Käufer in den eigenen Titeln.

Die aktive Bewirtschaftung des Beteiligungspakets - mutmasslich durch die Gründerfamilie - im ersten Halbjahr wirft sicher Fragen auf. Denn Firmengründer und Verwaltungsratspräsident Willy Michel und Sohn Simon verfügen natürlich über Informationen zum Tagesgeschäft. Aber man kanns auch so sehen: Investoren sollten zumindest die Aktienverkäufe der Ypsomed-Verantwortlichen genau beobachten. Es könnten sich Hinweise dahinter verbergen.

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