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Selbst nach dem gestrigen Rücksetzer ist der Schweizer Aktienmarkt noch immer fest im Griff der Haussiers. Über die nicht abreissen wollenden Negativnachrichten aus den europäischen Nachbarländern, die jüngste Eskalation im Ukraine-Konflikt oder die noch immer rückläufigen Erwartungen für die Unternehmensgewinne wird grosszügig hinweggeschaut.

Schon seit Tagen berichten mir Händler jeweils am frühen Nachmittag mit dem Eintritt amerikanischer Marktakteure von umfangreichen Kaufaufträgen in den Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis. Insbesondere die Aktien von Nestlé scheinen es ihnen besonders angetan zu haben. Grosse ausserbörsliche Blocktransaktionen scheinen diese Berichte aus dem Berufshandel denn auch zu belegen. Auch gestern war dieses Verhaltensmuster wieder eindrücklich zu beobachten.

Über die Beweggründe für diese Kaufaufträge lässt sich bestenfalls spekulieren. Dass prominente amerikanische Banken und ihre Kunden aus der Fonds-Industrie in den hiesigen Indexschwergewichten Zuflucht vor einer drohenden wirtschaftlichen Rezession (siehe Kolumne vom 12. November) oder einem erneuten Rückschlag an den europäischen Aktienmärkten suchen, ist nur eine mögliche These.

Diese würde allerdings auch erklären, weshalb der Euro dem von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im September vor drei Jahren eingeführten Mindestkurs von 1,20 Franken in den letzten Tagen gefährlich nahe kam. Denn am Frankenbedarf der ungarischen Notenbank zur Umwandlung von Fremdwährungshypotheken alleine kann es nicht liegen, auch wenn dieser vermutlich in die Milliarden geht (siehe Kolumne vom 11. November).

Jegliche Rückschläge sollten zum Auf- oder Ausbau von Aktienengagements genutzt werden, so lautet auch bei uns am Heimmarkt der Tenor. Neun von zehn Aktienstrategen vertreten die Meinung, dass man im Tiefzinsumfeld schlichtweg nicht an Aktien vorbeikommt. Noch extremer in ihrer Meinung als die europäischen Experten sind nur noch ihre amerikanischen Berufskollegen, die noch auf Jahre hinaus steigende Märkte vorhersagen.

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Mit einer vorsichtigen, wenn nicht sogar negativen Haltung für die Aktienmärkte stehe ich allerdings nicht ganz alleine da. Auch der für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätige Stratege vertritt die Meinung, dass die Anfang Oktober begonnene Korrekturphase noch lange nicht ausgestanden ist.

Der Experte sieht den amerikanischen S&P-500-Index zwar noch diese Woche bis auf 2050 Punkte klettern. Von dort aus sagt er der Leitbörse in New York dann allerdings eine grössere Gewinnmitnahmewelle vorher. Der Grund: Wie schon im Vorfeld des Rückschlags von Anfang Oktober seien bei den bei Anlegern beliebten Wachstumsaktien wieder Ermüdungserscheinungen auszumachen.

Darüber hinaus hält der Stratege die Erwartungshaltung der Märkte an die zukünftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für überrissen. Europa sei zum Stillstand gekommen, was insbesondere für die beiden Schlüsselnationen Deutschland und Frankreich gelte. Frankreich könne sich nicht bewegen und Deutschland wolle sich nicht bewegen, so heisst es bei Kepler Cheuvreux. Zumindest auf kurze Sicht könne die EZB den unrealistischen Erwartungen gar nicht gerecht werden.

Der Experte rät der eigenen Anlagekundschaft deshalb bei einem Vorstoss des viel beachteten EuroStoxx-50-Index in die Region von 3100 bis 3200 Punkten europäische Aktien abzustossen. Über die kommenden Monate stehe der Schutz des Anlagevermögens im Vordergrund.

In diesem Zusammenhang eröffnet er eine Wette gegen den europäischen Bankensektor, den er von "Neutral" auf "Underweight" zurückstuft. Gleichzeitig senkt er den spanischen Aktienmarkt von "Overweight" auf "Neutral" und den italienischen Aktienmarkt sogar von "Neutral" auf "Underweight". Aufgrund seiner defensiven Attribute wird der Schweizer Aktienmarkt weiterhin mit "Overweight" empfohlen.

Mit der Wette gegen europäische Bankaktien stemmt sich Kepler Cheuvreux vehement gegen andere Banken. Bei Credit Suisse, UBS oder Citigroup wird der Anlagekundschaft dagegen schon seit Monaten sogar aktiv zum Kauf solcher Aktien geraten. Noch bleibt allerdings abzuwarten, wer mit seiner Empfehlung schliesslich richtig liegt.

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Seit dem Frühjahr 2013 führen die Aktienstrategen von Baader Helvea eine Favoritenliste. Diese setzt sich neben Aktien aus Deutschland und Österreich auch aus solchen aus der Schweiz zusammen.

Nach der jüngsten Erholung an den europäischen Börsen rechnen die Experten im besten Fall mit einer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung. Die Risiken halten sie sogar für nach unten gerichtet. Deshalb sieht man sich bei Baader Helvea zu einer defensiveren Ausrichtung der Favoritenliste gezwungen.

Aus Schweizer Sicht betreffen diese Anpassungen die Aktien von Rieter, die nach der Umsatz- und Gewinnwarnung gestrichen werden. Im Gegenzug setzen die Aktienstrategen die als defensiv geltenden Papiere von Schindler und Roche auf die Liste. Diese setzt sich zudem aus den Aktien von Givaudan, Syngenta, Clariant, Swiss Life und Arbonia zusammen.

An dieser Stelle sei allerdings gesagt, dass sich die Favoritenliste von Baader Helvea seit den letzten Anpassungen von Mitte September um 1,2 Prozent schlechter als der Stoxx-600-Index entwickelt hat. Seit dem Frühjahr 2013 errechnet sich sogar eine Unterperformance von 1,9 Prozent.