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Gestern Nachmittag spielten sich bei Temenos teils tumultartige Szenen ab. Von aggressiven Käufen begleitet schossen die Aktien der Genfer Softwareschmiede in der Spitze bis auf 144 Franken hoch. Bei Börsenschluss gingen sie dann allerdings nur noch um 7 Prozent höher bei 130,40 Franken aus dem Handel. Insgesamt wechselten mehr als 1,1 Millionen Titel die Hand.
Heute nun zieht ein Bericht des bekannten Finanzblogs Inside Paradeplatz das Interesse auf sich. Da ist nachzulesen, dass Temenos von der japanischen Softbank mit einem 180 Franken je Aktie starken Angebot angegangen worden sei (siehe "IT-Highflyer Temenos im Visier von Japan-Multi").
An und für sich sind diese Spekulationen nicht neu (siehe "Übernahmegerüchte bei Temenos" vom 20. Dezember sowie "Das Gerüchte-Karussell dreht sich auch 2018 kräftig" vom 3. Januar).
Spekulative Bocksprünge bei den Aktien von Temenos. (Quelle: www.cash.ch)
Branchenkenner äussern sich mir gegenüber eher skeptisch, dass Temenos für ein zukunftsträchtiges mobiles Bezahluniversum mit an Bord geholt werden soll. Denn die T24-Software der Genfer sei in jBasic geschrieben und müsste zuerst in die Programmiersprache C umgeschrieben werden. Darüber hinaus gebe es schon zahlreiche mobile Bezahluniversen, so wird mir gesagt. Das leuchtet auch mir als Software-Laien ein...
Es scheint, als mache die Jagd nach Aktien von Unternehmen mit einem direkten Bezug zu Kryptowährungen oder Nutzniessern der Blockchain-Technologie auch vor dem Schweizer Aktienmarkt nicht länger halt.
Der Bericht von Inside Paradeplatz sorgte heute früh für kräftige Anschlusskäufe. Einmal mehr gefragt war der Call-Warrant TEMTJB, der schon gestern gemeinsam mit TEMKJB und TEMNJB hohe Umsätze zu verbuchen hatte. Was auffällt: Bei allen drei Derivaten ist Julius Bär die Emittentin. Ein Zufall?
Wo Rauch ist, ist für gewöhnlich auch Feuer, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Dennoch war ich schon Ende Dezember und Anfang Januar skeptisch, dass Temenos ins Ausland verkauft wird - das heutige Dementi aus Genf scheint mir Recht geben zu wollen.
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Die Markttechnik ist die Disziplin, bei der man anhand von wiederkehrenden Kursmustern die zukünftige Entwicklung einzelner Aktien oder Indizes vorhersagt. Oder ketzerisch gesagt: Sie lässt uns morgen wissen, was man heute aufgrund von Informationen von gestern hätte besser machen können.
Als eine Koryphäe unter den Markttechnikern gilt der für die UBS tätige Michael Riesner. Einmal wöchentlich richtet sich der Experte in der Publikation "Technical Analysis" an seine Kundschaft.
Vor zwei Wochen wartete Riesner auf mehr als 40 Seiten mit einem Ausblick auf das Börsenjahr 2018 auf. Seine Schlüsselbotschaft: Die Aktienmärkte rund um den Globus sind in die Schlussphase ihrer fünften und letzten Aufwärtswelle übergegangen und ein Rückschlag zwischen 10 und 20 Prozent ab Anfang Februar sehr wahrscheinlich.
Da die jüngste Aufwärtsbewegung von immer mehr Titelsegmenten mitgetragen wird, ist sich der Markttechniker dessen schon nicht mehr ganz so sicher. Denn mittlerweile traut Riesner dem amerikanischen S&P-500-Index bis ins zweite Quartal hinein sogar einen Vorstoss bis auf 3040 Punkten zu. Noch vor zwei Wochen sah er das Börsenbarometer bestenfalls auf 2800 Punkte klettern.
Beeindruckender Höhenflug der letzten 10 Jahre und zuletzt exponenzieller Anstieg beim amerikanischen S&P-500-Index. (Quelle: www.cash.ch)
Allerdings ist auch der Markttechniker der Meinung, dass am amerikanischen Aktienmarkt nach neun Jahren steigender Kurse das Endspiel begonnen hat (siehe "Euphorie unter Fonds-Managern - das Endspiel hat begonnen" vom 17. Januar).
Mit dieser Einschätzung widerspricht Riesner übrigens seinen Kollegen aus der Strategieabteilung. Sie rechnen 2018 nämlich noch einmal mit einem guten Börsenjahr.
Erst am Mittwoch nahm ich bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2018 bei den Aktien von Burckhardt Compression die kurzfristigen Kursgewinne von 15,5 Prozent mit (siehe "Aktien werden später im Jahr günstiger zu haben sein" vom 24. Januar). Seither halte ich taktische Barmittel in Höhe von gut 40 Prozent.
Allerdings rate ich an dieser Stelle noch einmal entschieden davon ab, aus Angst vor einem Rückschlag sämtliche Aktien zu verkaufen. Dennoch kann es in Phasen wie der jetzigen nicht schaden, mal den einen oder anderen aufgelaufenen Gewinn mitzunehmen und sich ein taktisches Barmittelpolster aufzubauen.
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |