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Ich darf auf zwei sonnige Urlaubswochen mit meiner Familie in Colonia de Sant Jordi zurückblicken. Während meiner Abwesenheit sorgte unter anderem der Verkaufsprozess rund um das Sanitärtechnikunternehmen Grohe für Schlagzeilen.
Freitagnacht endete die Eingabefrist für potenzielle Interessenten. Gemäss der "Financial Times" zugespielten Informationen hat neben Fortune Brands, Lixil und Duratex auch Geberit ein erstes Angebot für den deutschen Mitbewerber abgegeben.
Die beiden derzeitigen Aktionäre TPG Capital und Credit Suisse dürften diesen vier Interessenten nun die Bücher öffnen. Darf man Berichten aus der Finanzpresse Glauben schenken, dann wird ein Verkaufspreis von umgerechnet 5 Milliarden Franken angestrebt. Auch ein Börsengang von Grohe sei für die beiden Aktionäre aus der Private Equity Industrie noch immer ein Thema, so heisst es weiter.
Ursprünglich wurde auch Siam City Cement ein Interesse nachgesagt. Allerdings dementierten die Thailänder ein solches gegen Ende vergangener Woche. Einem Kommentar aus dem Handel der MainFirst Bank entnehme ich, dass Geberit es Siam City Cement gleich tun könnte.
Zumindest aus strategischer Sicht mache eine Übernahme von Grohe für Geberit zwar Sinn. Mit Nettobarmitteln von derzeit gerademal 400 Millionen Franken müsste das Ostschweizer Unternehmen allerdings auf Bankkredite zurückgreifen und möglicherweise sogar eine umfassende Kapitalerhöhung durchführen. Mit einer solchen Firmentransaktion Aktionärswerte zu schaffen, sei daher schwierig.
Bei der MainFirst Bank vermutet man deshalb, dass sich Geberit bloss Einsicht in die Bücher des Mitbewerbers verschaffen wolle und gar nicht wirklich an einer Übernahme interessiert sei.
Und tatsächlich haben die Firmenverantwortlichen in den letzten Jahren eine hohe Disziplin bei der Übernahmetätigkeit bewiesen. Bleibt aus Aktionärssicht zu hoffen, dass sie sich in Deutschland nicht zu einem Abenteuer hinreisen lassen. Denn bei Grohe dürfte es nur zwei Gewinner geben: Die beiden Grossaktionäre aus der Private Equity Industrie.
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In den letzten Wochen und Monaten sorgte der für die MainFirst Bank tätige Experte bei den Namenaktien von Georg Fischer vor allem mit negativen Kommentaren für Schlagzeilen.
Umso mehr überrascht der heutige Wechsel aus dem Lager der Baissiers in jenes der Haussiers. Denn in einer Unternehmensstudie stuft der Experte die Papiere mit einem neu 520 (455) Franken lautenden Kursziel von "Underperform" auf "Outperform" hoch.
Anlässlich der Halbjahresergebnispräsentation habe das Schaffhauser Industriekonglomerat bewiesen, dass es die Talsohle nicht nur im Automobilzuliefergeschäft sondern auch in jenem für Kraftfahrzeuge durchschritten habe. Selbst nach den jüngsten Gewinnschätzungserhöhungen sei der Marktkonsens auf Stufe EBIT noch immer um rund 9 Prozent zu tief, so der Experte.
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Die Namenaktien von Straumann können seit Jahresbeginn auf eine beeindruckende Entwicklung zurückblicken. Ganz so wolkenlos wie es scheint, ist der Himmel über dem Hauptsitz des Herstellers von Premiumimplantaten in Basel allerdings nicht. Der jüngste Quartalsbericht des Rivalen Biomet verrät eine weitere Verlangsamung in Nordamerika. Ausserdem gibt es noch immer Anhaltspunkte für Marktanteilsverluste an die Billiganbieter.
In einem Kommentar warnt der für Kepler Cheuvreux tätige Verfasser nun auch noch vor einem hohen zukünftigen Investitionsbedarf. Die versprochenen Kosteneinsparungen liessen sich bei Straumann zwar realisieren. Der geplante Eintritt in den Markt für Billiganbieter werde in den ersten 24 Monaten allerdings erst einmal Investitionen nach sich ziehen und darüber hinaus die Margenentwicklung belasten. Der Investitionsbedarf werde einen Grossteil der angestrebten Kosteneinsparungen wieder auffressen, so der Verfasser des Kommentars weiter.
Und obschon der Experte das Kursziel für die Aktien von Straumann auf 125 (118) Franken erhöht, senkt er seine Anlageempfehlung von "Hold" auf "Reduce".
Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen um meine Schwäche für die Papiere des Basler Herstellers von Dentalimplantaten. In meinen Augen ist der neu verpflichtete CEO Marco Gadola der richtige Mann auf dem richtigen Posten. Ausserdem hat das Unternehmen glaubwürdig dargelegt, wie es die angestrebten Kosteneinsparungen umsetzen will. Sollte der für Kepler Cheuvreux tätige Experte mit seiner Einschätzung richtig liegen, könnten die von seinen Berufskollegen erhofften Ergebnisverbesserungen auf sich warten lassen.