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Seit dieser Woche ist bekannt, dass JP Morgan im Streit um verbriefte Hypotheken eine Einigung mit der US-Regierung erzielen konnte. Der Vergleich kostet die Investmentbank die Rekordsumme von 13 Milliarden Dollar. Gut informierten Kreisen zufolge stehen mindestens neun weitere Banken im Fadenkreuz der amerikanischen Justizbehörde.

In einer Studie zum europäischen Bankensektor nennt mit Morgan Stanley erstmals ein Bankinstitut die möglichen Kosten für die Mitbewerber diesseits des Atlantiks. Die grössten Risiken machen die beiden Studienverfasser bei der Royal Bank of Scotland und der Deutschen Bank aus. Die Experten rechnen mit Vergleichszahlungen von 3 Milliarden Dollar beziehungsweise 800 Millionen Dollar. Ihre Schätzungen stützen sie zum einen auf die damals von der UBS geforderte und zum anderen auf die JP Morgan drohende Zahlung ab. Im ungünstigsten Fall würden der Royal Bank of Scotland Kosten im Umfang von rund 4,4 Milliarden Dollar und der Deutschen Bank solche von knapp 1,3 Milliarden Dollar drohen.

Bei anderen Banken wie der Credit Suisse gehen die Experten von deutlich geringeren Kosten aus. Gemäss Aussagen der Firmenverantwortlichen drohe der Schweizer Grossbank eine Vergleichszahlung von rund 300 Millionen Dollar, was weniger als einem Prozent des bereinigten Buchwerts entspreche. Im ungünstigsten Fall prognostizieren die Experten Kosten von 875 Millionen Dollar für die Credit Suisse.

Interessant ist die Aussage der beiden Studienverfasser, dass sich der Markt derzeit auf den ungünstigsten anzunehmenden Ausgang konzentriere. Sollten die Vergleichszahlungen tiefer ausfallen, sei bei den Aktien der betroffenen Unternehmen mit einer positiven Reaktion zu rechnen.

Im Umfeld von JP Morgan heisst es ausserdem, die Vergleichssumme von 13 Milliarden Dollar sei wahrscheinlich steuerlich absetzbar. Stimmen diese Informationen, kostet die Einigung die Investmentbank faktisch nur gut 9 Milliarden Dollar. Ob auch die europäischen Banken solche Ansprüche geltend machen können, bleibt vorerst fraglich.

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Zu Wochenbeginn spielten sich in den Namenaktien von Transocean tumultartige Szenen ab. Die überraschende Aufnahme in einen breit gefassten amerikanischen Aktienindex bescherte den Papieren ein kleineres Kursfeuerwerk.

Grund zur Freude hat US-Milliardär Carl Icahn dennoch nicht. Seit seinem Einstieg im Frühjahr stösst er mit seiner Forderung nach einer substanziellen Dividendenerhöhung nicht nur bei den Firmenverantwortlichen sondern auch bei den Publikumsaktionären auf taube Ohren.

Mittlerweile wird bei den in New York gehandelten Aktien von Transocean sogar gezielt gegen Icahn spekuliert. In der ersten Hälfte Oktober wurden die Baisseengagements um beachtliche 29,3 Prozent ausgebaut. Die jüngste Indexaufnahme dürfte einige Baissiers zwar in die Knie gezwungen haben. Die Botschaft ist allerdings unmissverständlich, sind die zuvor beobachteten Baissespekulationen doch ein deutliches Misstrauensvotum gegen das Unternehmen wie auch seinen Grossaktionär.

Icahn scheint sich dessen sehr wohl bewusst zu sein. Möglicherweise liess der US-Milliardär ganz absichtlich nichts vom Erlös der veräusserten Aktien von Netflix in die Beteiligung an Transocean fliessen. Zumindest liefern die jüngst an die US-Börsenaufsicht SEC gemachten Offenlegungsmeldungen keine in diese Richtung gehenden Hinweise.

Nicht nur die Firmenverantwortlichen von Transocean, auch der Grossaktionär Carl Icahn bleibt gefordert. Es bedarf schon mehr als einer simplen Dividendenerhöhung, um die Aktien des Ölserviceunternehmens aus ihrer Kursflaute befreien zu können.

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Des einen Leid ist des anderen Freud. So besagt es zumindest ein altes Sprichwort. Nachdem der strategische Kurswechsel den Verantwortlichen der UBS in den letzten Monaten einiges an Kritik eingebracht hatte, dürfte man der gestrigen Ergebnisenttäuschung der Credit Suisse mit einer gesunden Portion Schadenfreude begegnet sein. Gerade im Investment Banking bekundete die Erzrivalin sichtlich Mühe, weshalb auch sie sich nun aus gewissen Geschäftszweigen zurückziehen will.

Allerdings wird die UBS anlässlich der Quartalsergebnispräsentation von kommender Woche unter Beweis stellen müssen, dass ihr im zukünftigen Kerngeschäft Wealth Management weitere Fortschritte gelungen sind. Nur so lassen sich die jüngsten Kursavancen der Aktien und ihre mittlerweile recht stolze Bewertung rechtfertigen.

Weiteres Aufwärtspotenzial macht der für die Citigroup tätige Experte im Zusammenhang mit steuerlich absetzbaren Verlustvorträgen aus. Bisher habe die Schweizer Grossbank nur rund 6 von den geschätzten 29 Milliarden Franken in Anspruch genommen. Mit jedem mit der Reduktion von Risikoaktiven verdienten und einbehaltenen Franken steige die Eigenkapitalbasis bei der UBS deshalb um 1,15 bis 1,20 Franken. Den Nettobarwert der steuerlich absetzbaren Verlustvorträgen schätzt der Experte auf 2 Franken je Aktie. Damit verbunden erhöht er das Kursziel für die weiterhin zum Kauf empfohlenen Aktien auf 24 (22) Franken.

Mir ist bewusst, dass die strategische Abkehr der UBS vom Investment Banking in Branchenkreisen sehr unterschiedlich beurteilt wird. Als weltweit grösster Vermögensverwalter kann sich eigentlich fast nur die Schweizer Grossbank eine solche Abkehr erlauben. Andere Mitbewerber verfügen in diesem Geschäftsbereich gar nicht erst über die notwendige Grösse.

Selbst wenn noch nicht alle Berufskollegen des für die Citigroup tätigen Experten bei der UBS die steuerlich absetzbaren Verlustvorträge vollumfänglich in ihren Bewertungsmodellen berücksichtigen, so scheint mir ein rascher Vorstoss bis zum Kursziel von 24 Franken recht unwahrscheinlich. Ich lasse mich allerdings immer gerne eines besseren belehren.