Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

In eigener Sache: Ich werde mit meiner kleinen Familie für die nächsten zwei Wochen an die Sonne verreisen. Während dieser Zeit erscheint keine Kolumne. Die nächste Ausgabe ist für Montag, 22. Juli 2013, um 12:30 Uhr vorgesehen. In diesem Sinn: Ihnen allen eine gute Zeit und bis bald,

Ihr cash Insider


***

Über die Edelmetallmärkte wurde in den letzten Wochen viel geschrieben. Nachstehend möchte ich meinen Leserinnen und Lesern einige Orientierungsgrössen zum Gold mit auf den Weg geben, welche bisher nirgends in den Medien erschienen sind.

Gemäss dem Wealth Management der UBS liegen die durchschnittlichen Produktionskosten bei 1150 Dollar je Unze. Obschon jedes Bergbauunternehmen mit einer eigenen Kostenstruktur kalkuliert, haben diese Produktionskosten auf längere Sicht Auswirkungen auf das Goldangebot.

Bleiben wir bei den Bergbauunternehmen: Im zurückliegenden ersten Quartal wurden nur gerade etwas mehr als 100 Tonnen und damit nur ein Bruchteil der Fördermenge über Termingeschäfte abgesichert. Julius Bär zufolge waren es im gleichen Quartal des Jahres 2001 noch über 3000 Tonnen gewesen. Die Angst vor einem weiteren Rückschlag an den Edelmetallmärkten könnte die Goldproduzenten wieder vermehrt zu Absicherungstransaktionen verleiten.

Die UBS rechnet damit, dass der Gleichgewichtspreis für das Gold zwischen Angebot und Nachfrage im Laufe des kommenden Jahres vorübergehend auf 1000 Dollar je Unze fällt. Dorthin sieht auch Merrill Lynch das Edelmetall korrigieren, sollte es zu einer weiteren Abgabewelle aus dem Investorenlager kommen. Das wiederum wäre deutlich unter den durchschnittlichen Produktionskosten.

In den letzten Wochen sind die spekulativen Goldpositionen an der amerikanischen Warenterminbörse zwar auf den tiefsten Stand seit 2005 gefallen. Noch befinden sich die Nettopositionen allerdings im positiven Bereich. In einem Kommentar schliesst das Wealth Management der UBS nicht aus, dass die Nettopositionen weiter zurückfallen. Die Prognose der Schweizer Grossbank für das Gold liegt auf einen Anlagehorizont von 12 Monaten denn auch bei gerademal 1050 Dollar die Unze.

Für die mit Abstand tiefste Prognose für das Edelmetall schreibt sich übrigens die Australia Newzealand Bank verantwortlich. Das Bankinstitut rechnet beim Gold mit einem Rückschlag auf 870 Dollar je Unze.

***

In wenigen Wochen beginnt in Indien die Hochzeitssaison. Die Tradition sieht vor, dass die Eheleute Goldschmuck als Mitgift geschenkt erhalten. Für gewöhnlich zieht die physische Nachfrage nach dem Edelmetall schon im Vorfeld an.

Im Finanzministerium in Neu-Delhi dürfte man diesem Spektakel in diesem Jahr mit gemischten Gefühlen entgegenblicken. Denn die Goldnachfrage beschert Indien schon seit geraumer Zeit gewaltige Handelsbilanzdefizite, was die eigene Währung zuletzt regelrecht ins Verderben stürzte. Erst zu Beginn dieser Woche mahnte der Finanzminister Palaniappan Chidambaram seine Landsleute deshalb zur Mässigung.

Vermutlich sind es weniger die Worte des Finanzminsters, als vielmehr die in der Vergangenheit mehrmals erhöhten Importzölle, welche langsam Wirkung zeigen: Wie mir berichtet wird, weicht man in Indien immer öfter aufs Silber aus. Nur so lässt sich die angeblich enorme physische Nachfrage nach dem Edelmetall erklären.

Noch hat sich diese allerdings nicht in der Preisentwicklung niedergeschlagen. Seit dem Höhepunkt der Edelmetall-Hausse vom Frühsommer 2011 klettert das Gold-Silber-Verhältnis kontinuierlich nach oben. Das heisst soviel wie: Relativ zum Silber steht das Gold auf dem höchsten Stand seit über vier Jahren.

Alleine schon aus Gründen der Tradition kann ich mir nicht vorstellen, dass das Silber in Indien auf längere Sicht das Gold ablöst. Zu tief ist das Edelmetall kulturell verwurzelt. Darüber hinaus ist das Silber zumindest in unseren Breitengraden als «Gold des armen Mannes» verschrien. Bei den jüngsten Beobachtungen handelt es sich deshalb vermutlich vor allem um eines: Eine blosse Modeerscheinung.

***

Bisher blieben der Swisscom Erfolge im Ausland weitestgehend verwehrt. In dieses Kapitel der Firmengeschichte reiht sich auch die italienische Tochter Fastweb ein. Erst im Dezember vor zwei Jahren bescherte sie dem in Bern niedergelassenen Mutterhaus ausserordentliche Goodwill-Abschreibungen im Umfang von 1,2 Milliarden Franken.

Die Bilanzbereinigung lieferte damals den Startschuss für die Suche nach einem Kaufinteressenten oder einem Partnerunternehmen. Allerdings wurde die Suche wenige Monate später erfolglos abgebrochen.

Erst jetzt scheint langsam aber sicher Bewegung in die Sache zu kommen. Zwar scheiterten mehrwöchige Verhandlungen zwischen dem Marktführer Telecom Italia und dem chinesischen Mitbewerber Hutchinson Wireless vor wenigen Tagen an den zu unterschiedlichen Preisvorstellungen. Allerdings gibt es konkrete Anhaltspunkte dafür, dass in der italienischen Telekommunikationsindustrie schon in wenigen Monaten kein Stein mehr auf dem anderen sein wird.

Denn Hutchinson Wireless ist nicht der erste ausländische Grosskonzern, den es nach Italien zieht. In den letzten Wochen wurden mehrmals Spekulationen wach, wonach Vodafone sehr ähnliche Pläne schmiede. In diesem Zusammenhang fiel unter anderem der Name Fastweb.

Auch wenn Fastweb meiner Meinung nach nicht ins Beuteschema von Vodafone passt, erhält die Swisscom vielleicht endlich die Gelegenheit, sich des italienischen Sorgenkindes zu entledigen. Es wäre nicht das erste Auslandsabenteuer, welches aus Aktionärssicht alles andere als gut ausginge. Doch lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.