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Als Analyst Manish Beria von Société Générale die Aktien von Holcim am späten Donnerstagnachmittag von "Buy" auf "Hold" herunterstufte und sein 12-Monats-Kursziel auf 45 (zuvor 60) Franken zusammenstrich, dürfte ihm wohl nicht bewusst gewesen sein, dass ihm das Ganze schon tags darauf um die Ohren fliegen sollte.

Nicht nur, dass die von ihm befürchtete Ergebnisenttäuschung ausgeblieben wäre. Stattdessen legte der Baustoffhersteller aus dem steuergünstigen Zug einen Zahlenkranz vor, der sich gewaschen hat. Unter Ausklammerung von ergänzenden Firmenübernahmen stieg der Umsatz im Jahresvergleich um mehr als 11 Prozent auf 6,44 Milliarden Franken, der wiederkehrende operative Gewinn (EBIT) sogar um gut 16 Prozent auf 614 Millionen Franken.

Damit übertraf Holcim nicht nur die bei 6,15 Milliarden Franken respektive 456 Millionen Franken liegenden Markterwartungen, sondern stellte selbst die kühnsten Analystenschätzungen in den Schatten. Und wer von einer Reduktion der diesjährigen Wachstums- und Gewinnvorgaben ausgegangen war, wurde enttäuscht. Vielmehr hob das Unternehmen die Wachstumsvorgaben sogar leicht an.

Nach einem Vorstoss im frühen Handel in die Nähe von 49 Franken standen die Aktien am Freitagabend bei Börsenschluss immerhin noch um knapp 4 Prozent höher bei 47,56 Franken. Mit anderen Worten: Wer am späten Donnerstagnachmittag dem Rat des für Société Générale tätigen Analysten Folge leistete und sich von seinen Titelpositionen trennte, hat spätestens jetzt das Nachsehen.

Kursentwicklung der Holcim-Aktien über die letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Mir ist durchaus bewusst, dass eine Schwalbe noch keinen Frühling macht. Schliesslich gilt bei Holcim das erste Quartal als das schwächste des ganzen Jahres. Dieses auf das Gesamtjahr hochzurechnen, wäre deshalb voreilig. Dennoch ist es ermutigend, wie das Unternehmen die zuletzt stark gestiegenen Rohmaterial- und Energiekosten über Preiserhöhungen auf die Abnehmer überwälzen konnte – und das ohne grössere Verzögerungen.

Ermutigend ist auch der Ergebnisbeitrag der beiden erst kürzlich übernommenen Spezialitätenherstellern Firestone Building Products und Malarkey. Beide Tochterunternehmen entwickeln sich prächtig, was gerade im Fall des ersteren die Kritik spätestens jetzt verstummen lassen sollte.

Firmenchef Jan Jenisch galt schon bei seinem früheren Arbeitgeber Sika als geschickter "Deal-Maker". Da überrascht mich nicht, dass Holcim eigenen Angaben zufolge an nicht weniger als zehn weiteren Ergänzungsübernahmen nach ähnlichem Strickmuster arbeitet.

Apropos Übernahmen: Darf man CNBC Glauben schenken, dann verdichten sich die kürzlich von der Nachrichtenagentur Bloomberg ins Spiel gebrachten Spekulationen rund um einen Verkauf der 63-Prozent-Beteiligung an der indischen Ambuja Cement durch das Schweizer Mutterhaus.

Das überrascht insofern, als dass sich Firmenchef Jan Jenisch am Freitag ahnungslos gab. Er wisse nicht woher die Gerüchte kämen, da Indien doch von strategischer Wichtigkeit sei, so liess er gegenüber Analysten durchblicken. Ob auch aus Sicht von Holcim, liess Jenisch hingegen offen.

Das ändert allerdings nichts daran, dass CNBC mit Adani und JSW Cement mittlerweile sogar konkrete Interessenten um Ambuja Cement ins Spiel bringt. Angeblich liegen die Angebote zwischen 20 und 25 Prozent über dem momentanen Marktwert von umgerechnet 5 Milliarden Franken. Ich selber schliesse nicht aus, dass es sich bei den Aussagen Jenischs bloss um Verhandlungstaktik handelt. Wenn der Preis stimmt, wird verkauft. So lautet zumindest meine Vermutung.

Mit einer Gewichtung von 15 Prozent bleibt Holcim bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2022 die grösste Einzelposition – und das aus gutem Grund...

 

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