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Eigentlich müssten sich die Aktionäre von Credit Suisse und UBS freuen: Im Vorfeld der Jahresergebnisveröffentlichung revidiert der für das Bankhaus Lampe tätige Analyst bei beiden Schweizer Grossbanken die Gewinnschätzungen substanziell nach oben. Wäre da nicht im gleichen Atemzug eine ziemlich nachdrückliche Warnung vor Prozessrisiken.

Aufgrund genau dieser Risiken empfiehlt der Experte die Namenaktien der Credit Suisse mit einem neu 25 (24) Franken lautenden Kursziel und jene der Erzrivalin UBS mit einem ebenfalls etwas höheren Kursziel von 16,50 (15,50) Franken zum Verkauf.

Die optisch tiefen Kursziele erstaunen umso mehr, als dass die nach oben revidierten Gewinnschätzungen für das vierte Quartal mit 840 Millionen Franken auf Basis des Vorsteuergewinns zumindest bei der UBS deutlich über den Konsensschätzungen von 600 Millionen Franken liegen. Zudem rechnet der Experte des aufgelaufenen Verlustvortrags wegen mit einer niedrigeren Steuerbelastung. Anders bei der Credit Suisse, bei welcher die Schätzungen für den Vorsteuergewinn bei 610 Millionen Franken und damit unter den Konsensschätzungen von 920 Millionen Franken liegen.

Nach Rechts- und Prozesskosten von 250 Millionen Franken im vergangenen Jahr, müsse die Credit Suisse im laufenden Jahr sogar mit solchen von 500 Millionen Franken rechnen, so der Experte. Bei der UBS sollten sie hingegen von 1,6 Milliarden Franken auf rund eine Milliarde Franken sinken.

Das Bankhaus Lampe ist hierzulande zwar nur wenigen bekannt. In unserem nördlichen Nachbarland geniesst der für das Bankinstitut tätige Experte auf seinem Gebiet allerdings den Ruf einer Koryphäe. Lassen wir uns überraschen, ob sich seine Vorhersagen anlässlich der anstehenden Ergebnisveröffentlichungen bewahrheiten.

Die über das Wochenende abgegebene Gewinnwarnung der Deutschen Bank lässt jedenfalls vermuten, dass das Thema Rechtskosten bei den europäischen Investmentbanken noch nicht vom Tisch ist. Dementsprechend werden die Aktien von UBS und Credit Suisse heute für die Warnung in Sippenhaft genommen.

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Seit dem letzten Donnerstag wird darüber spekuliert, ob Nestlé sich wider anders lautender Aussagen doch von der an L'Oréal gehaltenen Beteiligung trennen wird. Den Stein ins Rollen brachten Aussagen von Jean-Paul Agon, seines Zeichens Firmenchef beim französischen Kosmetikhersteller. Agon zufolge ist L'Oréal selber am Erwerb des Beteiligungspakets und einer anschliessenden Vernichtung der Aktien interessiert.

L'Oréal signalisiert nicht zum ersten Mal Interesse am Beteiligungspaket. Bloss wurde die Botschaft Agons bis vergangene Woche nie als solche verstanden und von den Medien deshalb auch nicht aufgegriffen. Da der Aktionärsbindungsvertrag zwischen Nestlé und der Familie Bettencourt im April diesen Jahres ausläuft, laufen die Gemüter jedoch langsam heiss.

In einem Kommentar schreibt die für JP Morgan tätige Analystin, dass ein Paket-Verkaufs durch Nestlé in den letzten Wochen etwas wahrscheinlicher geworden sei. Dennoch beziffert sie die Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorgehens gerademal auf 30 Prozent. Zu 70 Prozent bleibe bei Nestlé alles beim Alten. Den fehlenden strategischen und finanziellen Vorteilen und den kulturellen Unterschieden wegen glaubt die Analystin auch nicht an eine vollständige Übernahme des französischen Kosmetikherstellers durch die Grossaktionärin aus der Westschweiz.

Die Aktionäre von Nestlé können dem Entscheid relativ gelassen entgegenblicken. Noch nimmt die Aktienkursentwicklung keinen Verkauf der L'Oréal-Beteiligung vorweg. Einzig auf der Derivatseite sind Wetten auf einen Beteiligungsverkauf zu beobachten. So will es zumindest Kepler Cheuvreux in einem Kommentar wissen und verweist auf die auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren liegenden Absicherungskosten für die Aktien von L'Oréal.

Bleibt alles beim Alten, ist schlimmstenfalls mit einem leichten und vorübergehenden Rückschlag zu rechnen. Ringen sich die Firmenverantwortlichen hingegen zu einem Verkauf durch, sind bei Nestlé deutlich höhere Kurse möglich.

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Am letzten Montag schrieb ich an dieser Stelle, dass die Jagd nach vernachlässigten Aktien begonnen habe. Heute nun spricht Helvea eine Kaufempfehlung für eine der letzten im Kurs zurückgebliebenen Aktie aus. In einer Unternehmensstudie stuft das Genfer Institut seine Anlageempfehlung für die Gategroup von «Hold» auf «Buy» hoch. Neu wird das Kursziel mit 33 (25) Franken angegeben.

Der Experte begründet seine optimistischere Haltung mit der besseren operativen Vorhersehbarkeit, den geringeren strukturellen Risiken, den sich auf Zielpfad befindlichen Restrukturierungen und den Aussichten auf zukünftige Ergebnisverbesserungen.

Nach einer Aufwärtsrevision der Gewinnschätzungen um bis zu 4,5 Prozent liegen die neuen Annahmen auf Stufe EBITDA um rund 10 Prozent über den Konsensschätzungen.

Dass die Aktien der Gategroup mit einem Kurssprung auf die Hochstufung reagieren, überrascht nicht. Denn wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, steht nun auch diese eine letzte Bastion der Baissiers kurz davor, zu fallen.

In meinen Augen ist die hierzulande schon seit Tagen zu beobachtende Aufholjagd qualitativ fragwürdiger Aktien wie jenen der Gategroup alles andere als ein gesundes Zeichen für den Gesamtmarkt. Ich für meinen Teil behalte die diesbezüglichen Beobachtungen jedenfalls genauestens im Auge.